EU-Beschäftigungskommissar Laszlo Andor unternimmt morgen einen Vorstoß. Einen, der sich auf dem Blatt Papier vorzüglich liest. Bodnar will, dass Jugendliche spätestens vier Monate nach Ende ihrer Ausbildung oder nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes eine neue Stelle, einen Ausbildungsplatz oder zumindest einen Praktikumsplatz haben.

Als Vorbilder sollen dem Kommissar dabei auch österreichische Initiativen dienen. Dem direkten Vergleich mit den Modellen der Alpenrepublik hält Andors Vorschlag aber nur bedingt statt. Der Ungar will zwar die Tugenden des heimischen Systems - etwa die Ausbildungsgarantie für junge Arbeitslose - auf EU-Ebene übertragen, will dazu aber nur den rechtlich unverbindlichen Weg einer "Empfehlung" wählen. Der Kommissar weiß offenbar, dass liberal eingestellte Länder wie Großbritannien gegen solche Initiativen geradezu allergisch sind. Aus österreichischer Sicht wirkt das freilich etwas halbherzig.

Heimische Wirtschaftsvertreter und Arbeitsmarktideen sind in Brüssel im Moment sehr gefragt. In erster Linie, weil die Jugendarbeitslosigkeit in der EU immer bedrohlicher wird. In Spanien und Griechenland sind 55 Prozent der Jungen ohne Arbeit, in acht anderen Ländern sind es mehr als 30 Prozent. Da besticht Österreich mit seinen 8,5 Prozent, was hauptsächlich auf das Lehrlingssystem zurückgeführt wird. Durch dieses bekommen junge Menschen eine praxisnahe Ausbildung und die Betriebe gut qualifizierte Fachkräfte.

Für Karl-Heinz Snobe, Chef des steirischen Arbeitsmarktservice (AMS), ist die gesetzliche Ausbildungsgarantie ein Erfolgsmodell. Das AMS zielt aber, im Gegensatz zum Vorschlag von Laszlo Andor, hierzulande "nur auf Lehrlinge" ab, wie Snobe erklärt - auch, weil die Garantie in Form von Schulungsangeboten oder überbetrieblichen Ersatzlehrstätten freilich "sehr viel kostet."

Starke Sozialpartnerschaft

Für viele andere europäische Länder klingen die österreichischen Ideen ohnehin utopisch. Der Schlüssel sei, dass bei uns Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, eine "Bildungskultur" entwickelt hätten, erläuterte Berufsbildungsexperte Thomas Mayr und verwies auf das oft kritisierte System der heimischen Sozialpartnerschaft. Dieses ist auf andere Länder schwer übertragbar. Frankreichs Arbeitsminister Michel Sapin ist etwa gerade dabei, in seinem Land die "Kultur des Konfliktes" zwischen Unternehmen und Gewerkschaften behutsam in einen "sozialen Dialog" zu transformieren. Denkzettel Seite 8