Der Steuerdruck wächst in Italien immer mehr. Für Steuerzahler ist der Druck des Fiskus in diesem Jahr auf 55 Prozent gestiegen, wie aus einer neuen Studie des Kaufleuteverbands Confcommercio hervorgeht. Damit sei Italien europaweit zum Land mit dem höchsten Steuerdruck aufgerückt. Auch in puncto Unternehmenssteuer besetze Italien europaweit mit 68,5 Prozent Platz eins. Auf weltweiter Ebene erreichte laut der Studie Italien den 13. Platz im Ranking der Länder mit den höchsten Unternehmenssteuern. In der Schweiz betrage die Unternehmensbesteuerung lediglich 30,1 Prozent, in Österreich 53,1 Prozent.

Confcommercio schlägt auch wegen des sinkenden Konsums in Italien Alarm. 2012 rechnet der Verband mit einem Konsumrückgang von 2,7 Prozent. Damit werde der Konsum in Italien auf einen Tiefstand der letzten 15 Jahre fallen, hieß es bei einem Wirtschaftsseminar gestern in Cernobbio. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2012 auf das Niveau des Jahres 1999 sinken.

Mit einem Konsumwachstum sei auch im kommenden Jahr nicht zu rechnen, heißt es im Bericht. Confcommercio geht 2013 von einem weiteren Minus von 0,8 Prozent aus. Erst 2014 könne man mit einem 0,6-prozentigen Wachstum rechnen. Confcommercio rechnet 2012 mit einem BIP-Rückgang von 1,3 Prozent.

Lahme Wirtschaft anzukurbeln

Die italienische Technokraten-Regierung unter Premier Mario Monti macht zwei Milliarden Euro zur Ankurbelung der Wirtschaft locker. Wie der Ministerrat in Rom mitteilte, sollen mit den Finanzierungen Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft und des Bahnnetzes in Süditalien, Großinfrastrukturen, Pläne zur Umweltsanierung, sowie für den Wiederaufbau der vom Erdbeben im Jahr 2009 zerstörten Stadt L'Aquila finanziert werden.

Die Regierung Monti investiert in Infrastrukturprojekte, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. 600 Millionen Euro werden der Straßenverwaltungsgesellschaft ANAS und der Netztochter der italienischen Staatsbahnen RFI zugeschanzt. Die Finanzierungen dienen unter anderem dem Bau der umstrittenen Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Turin und Lyon, sowie einer U-Bahn-Linie in Brescia. Eine 34 Kilometer lange Straßenverbindung wird zwischen Palermo und Agrigent gebaut. Außerdem soll die Autobahn A16 zwischen Neapel und Bari modernisiert werden.

Die Finanzierungen sind Teil eines Konjunkturpakets, mit dem Monti die Rezession in Italien bekämpfen will. Im Gesamtjahr 2011 ist Italiens Wirtschaft um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. In zwei Quartale in Folge verzeichnete Italien einen BIP-Rückgang. Im vierten Quartal 2011 meldete Istat einen BIP-Rückgang von 0,7 Prozent, im dritten hatte das Minus bereits 0,2 Prozent betragen.