Durchbruch beim historischen Gipfeltreffen: Süd- und Nordkorea wollen den offiziell noch geltenden Kriegszustand auf der Halbinsel bis zum Ende dieses Jahres beenden. Das geht aus der gemeinsamen Erklärung hervor, die Kim und Südkoreas Präsident Moon Jae-in am Freitag bei ihrem ersten Gipfel am Grenzort Panmunjom unterzeichneten. Sie umarmten sich nach der Unterzeichnung.

Außerdem streben sie gemeinsam eine "vollständige nukleare Abrüstung" an. Ihr gemeinsames Ziel sei die Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel und dauerhafter Frieden, verkündeten sie. Multilaterale Gespräche über ein formelle Beendigung des Koreakrieges, der 1953 nur durch einen Waffenstillstand endete, wolle man entweder zu dritt mit den USA oder zu viert unter Einschluss Chinas aufnehmen. Auch alle Feindseligkeiten gegen die andere Seite werden eingestellt.

Die Übereinkunft auf dem von viel Symbolik geprägten Treffen wurde international begrüßt. US-Präsident Trump würdigte die Begegnung der Führer Nord- und Südkoreas als "historisch". "Koreakrieg vor dem Ende", schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter und forderte die US-Bürger auf, "sehr stolz" auf das zu sein, "was sich gerade in Korea abspielt." Japans Ministerpräsident Shinzo Abe begrüßte die gemeinsame Erklärung ebenfalls, betonte aber, er erwarte von Nordkorea nun konkrete Schritte.

Bei seiner Zusage, eine Beseitigung seiner Atomwaffen anzustreben, kündigte Kim allerdings keine spezifischen Maßnahmen an, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Auch wurde sein Raketenprogramm nicht erwähnt.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat die Ergebnisse des Korea-Gipfels als Sieg der Diplomatie gewürdigt. Das Treffen zwischen Südkoreas Präsident Moon Jae-in und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un habe gezeigt, dass "der Weg zum Frieden aller Widrigkeiten zum Trotz möglich ist", sagte die EU-Chefdiplomatin am Freitag in Brüssel. "Es zeigt, dass Dialog und Diplomatie unsere stärksten Instrumente sind, um friedliche Lösungen für die schwierigsten Probleme zu schaffen." Davon könnten die Region und die ganze Welt profitieren.

Kim und Moon sind am Freitag in der entmilitarisierten Zone zwischen beiden Ländern zusammengekommen. An der Demarkationslinie reichten sie einander die Hände, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Kim betrat als erster nordkoreanischer Machthaber seit Kriegsende vor 65 Jahren südkoreanischen Boden. Umringt von seinen Leibwächtern, die auch sein Auto im Laufschritt bewachten, betonte Kim seine Bereitschaft, ein neues Kapitel in den Beziehungen aufzuschlagen.

"Ära von Frieden"

"Ich freue mich, Sie zu treffen", sagte Moon, der kurz nordkoreanischen Boden betrat. Kim trug sich anschließend in der sogenannten Friedenshalle, in welcher der Gipfel stattfindet, in das Gästebuch ein: "Eine neue Geschichte beginnt jetzt - am Ausgangspunkt der Geschichte und der Ära von Frieden", schrieb Kim.

Jogging für den Schutz des Diktators:

Spontan forderte Kim den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle im Boden, die die Linie kennzeichnet, auch nach Norden zu überqueren. Moon betrat damit erstmals nordkoreanischen Boden, was vorher nicht erwartet worden war. Zwischen den blauen Baracken, die beide Seiten nach dem Krieg für Besprechungen nutzten, markiert die betonierte Schwelle zwischen dem Sandfeld im Norden und dem Kiesbett im Süden die Demarkationslinie.

Auf sein umstrittenes Atomwaffen- und Raketenprogramm ging er zunächst nicht ein. Moon forderte ihn seinerseits zu "kühnen" Entscheidungen auf, um Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Beide Seiten arbeiten derzeit an einer gemeinsamen Erklärung, die zum Abschluss des eintägigen Gipfels verkündet werden soll. "Wir versuchen, unsere Differenzen zu verringern", sagte der Sprecher. Es werde ernsthaft und offen auch über dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Zum Abendessen werde auch Kims Frau Ri Sol-ju dazu stoßen.

Mittagessen lieber zu Hause

Kim äußerte seine Hoffnung auf "gute Ergebnisse": "Wir können eine bedeutende Vereinbarung erreichen, aber wichtig ist, dass sie umgesetzt wird. Wenn nicht, werden wir unser Volk enttäuschen." Beide dürften ihr Volk nicht enttäuschten. Nach einer ersten Gesprächsrunde kehrte Kim über Mittag Ortszeit zum Essen und für eine Pause wieder auf nordkoreanische Seite zurück. Die eintägigen Gespräche sollten am Nachmittag fortgesetzt werden und am Abend mit einem Bankett enden.

"Offenherzige Gespräche"

Kurz vor Beginn des Treffens hatten die nordkoreanischen Staatsmedien "offenherzige" Gespräche Kims mit der südkoreanischen Seite angekündigt. Ziele seien das "Erreichen von Frieden, Wohlstand und der Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel", hieß es.

Bei dem Gipfeltreffen im Grenzort Panmunjom soll es um einen Abbau der militärischen Spannungen zwischen den Nachbarländern gehen. Außerdem will Moon Kim davon überzeugen, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben. Kim und Moon könnten zudem über Wege zu einem möglichen Friedensabkommen beraten. Seit dem Ende des Koreakriegs (1950-53) gilt auf der Halbinsel lediglich ein Waffenstillstand, offiziell befinden sich die beiden koreanischen Staaten noch immer im Kriegszustand.