Kuba bekommt einen neuen Präsidenten: Nach der Wahl am Mittwoch im Parlament soll heute bekannt gegeben werden, wer die Geschicke der sozialistischen Karibikinsel in den nächsten fünf Jahren leitet. Alles deutet daraufhin, dass die Abgeordneten den bisherigen Vizepräsidenten Miguel Diaz-Canel zum Nachfolger von Staatschef Raul Castro küren.

Er war am Mittwoch dem Parlament vorgeschlagen worden. Mit einem radikalen Politikwechsel ist allerdings nicht zu rechnen. Diaz-Canel ist ein loyaler Parteikader und galt schon lange als Castros rechte Hand. "Die kubanischen Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen. Vor allem brauchen wir Kontinuität", sagte er kürzlich. Ganz will Castro auch nach seinem Rücktritt als Staatschef die Zügel noch nicht aus der Hand geben: Mindestens bis 2021 soll er an der Spitze der mächtigen Kommunistischen Partei Kubas bleiben.

Dennoch ist es eine historische Zäsur: Nach Fidel und Raul Castro rückt nach fast 60 Jahren erstmals ein Präsident an die Staatsspitze, der erst nach der Revolution zur Welt kam. Er muss die Insel wirtschaftlich weiter öffnen, soll aber gleichzeitig die Macht der Sozialisten zementieren.

Sechs Jahrzehnte Castro

Sechs Jahrzehnte lang prägten die Brüder Fidel und Raul Castro die Geschichte Kubas. Mit dem Rücktritt von Raul als Präsident - obwohl er weiter an der Spitze der mächtigen Kommunistischen Partei Kubas bleiben soll - endet die Ära Castro. Die wichtigsten Ereignisse im Überblick:

REVOLUTION: Am 1. Jänner 1959 übernehmen Fidel Castro und seine revolutionäre Gruppe nach der Flucht von Diktator Fulgencio Batista die Macht. Fidel verkündet in Santiago de Cuba den Sieg der Revolution und begibt sich nach Havanna. Mit dem Inkrafttreten der ersten Agrarreform im Mai werden Enteignungen erlaubt.

BRUCH MIT DEN USA:1960 verstaatlicht Kuba US-Unternehmen als Reaktion auf Washingtons Entscheidung, Ölexporte nach Kuba zu beschränken und die Einfuhr kubanischen Zuckers zu begrenzen. Am 3. Jänner 1961 brechen die USA ihre diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab, 1962 verhängt Washington ein Handelsembargo.

SCHWEINEBUCHT: Am 17. April 1961 landen 1400 von der CIA trainierte und finanzierte Exil-Kubaner in der Schweinebucht und werden dort von den kubanischen Streitkräften vernichtend geschlagen. Der von der US-Regierung unterstützte Umsturzversuch scheitert.

SOZIALISMUS: Fidel Castro verkündet am 16. April 1961 den sozialistischen Charakter der kubanischen Revolution. Zwei Wochen später bekennt er sich in einer Rede offiziell zum Marxismus-Leninismus und erklärt, die Führung habe "keine Zeit für Wahlen". 1965 wird die Kommunistische Partei Kubas gegründet, die das Land seitdem regiert.

KUBAKRISE: Während der Kuba-Krise im Oktober 1962 steht die Welt zwei Wochen lang kurz vor einem Atomkrieg zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR. Anlass ist die Stationierung russischer Atomraketen in Kuba. Die USA starten daraufhin eine Seeblockade. Moskau zieht seine Waffen nach Verhandlungen schließlich wieder ab.

TOD VON 'CHE': Ernesto "Che" Guevara, Kampfgefährte von Fidel Castro und Held der kubanischen Revolution, wird 1967 von der bolivianischen Armee getötet. Mit dem Tod des Argentiniers endet der Versuch, die kubanische Revolution auch in andere lateinamerikanische Länder zu tragen.

SOWJETISCHER EINFLUSS: 1970 verfehlt Kuba das selbstgesteckte Ziel, zehn Millionen Tonnen Zucker zu ernten, die die Sowjetunion zu einem Vorzugspreis kaufen will. In der Schuldnerrolle gerät Kuba immer stärker unter den Einfluss der Sowjetunion und schließt sich 1972 dem sozialistischen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (Comecon) an.

ANGOLAKRIEG: Ab 1975 sendet Kuba Truppen nach Angola, die im Bürgerkrieg aufseiten der kommunistischen Regierungspartei MPLA gegen die von Südafrika und den USA unterstützte UNITA kämpfen. Im Laufe von 16 Jahren werden tausende kubanische Soldaten nach Angola geschickt, der Konflikt weitet sich auf andere afrikanische Staaten aus.

AMTSÜBERGABE VON FIDEL AN RAUL CASTRO: Am 31. Juli 2006 übergibt Fidel Castro wegen einer Darmoperation zum ersten Mal in seiner Amtszeit die Regierungsgeschäfte an seinen Bruder Raúl. 2008 wird Raúl offiziell Präsident. Fidel stirbt am 25. November 2016 mit 90 Jahren.

ANNÄHERUNG AN DIE USA: 2014 leiten Raul Castro und der damalige US-Präsident Barack Obama eine Annäherung der beiden Erzfeinde aus Zeiten des Kalten Kriegs ein, im folgenden Jahr nehmen die beiden Länder nach mehr als fünf Jahrzehnten Eiszeit wieder diplomatische Beziehungen auf. Castro empfängt Obama in Havanna. Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump 2017 kühlt das Verhältnis wieder ab.