Die Entscheidung des Gerichts in der Hauptstadt Brasilia fiel wenige Minuten vor Ablauf einer Frist, zu der sich Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva für den Antritt seiner zwölfjährigen Haftstrafe bei den Behörden melden soll.

Am Donnerstag hatte ein Richter dem Ex-Präsidenten eine Frist gesetzt, sich binnen 24 Stunden den Behörden zu stellen. Diese Frist läuft am Freitag um 22.00 Uhr (MESZ) ab. Lula ließ bisher keine Bereitschaft erkennen, der Aufforderung nachzukommen. Lulas Anwälte hatten mit ihrem Einspruch versucht, die Inhaftierung aufzuschieben.

Der Ex-Präsident hielt sich am Freitag im Gewerkschaftshaus seiner Heimatstadt São Bernardo do Campo auf. Hunderte Anhänger versammelten sich vor dem Gebäude, um ihn vor einer Festnahme zu schützen.

Einstweilige Verfügung beantragt

Der brasilianische Ex-Staatspräsident schaltete bereits den Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen in Genf ein. Es sei dort am Freitag eine einstweilige Verfügung beantragt worden, um eine Inhaftierung noch abzuwenden, sagte Lulas Rechtsanwalt Cristiano Zanin Martins der Deutschen Presse-Agentur.

Über die einstweilige Verfügung wolle man eine Inhaftierung abwenden, bis alle Rechtsmittel gegen Lulas Verurteilung zu zwölf Jahren Haft erschöpft seien. "Wir können bestätigen, dass der Menschenrechtsausschuss einen Antrag auf "einstweilige Maßnahme" empfangen hat", sagte eine UN-Sprecherin in Genf auf Anfrage. Der Menschenrechtsausschuss werde sich in den kommenden Tagen mit dem Antrag Lulas befassen.

Der Ex-Präsident war im vergangenen Jahr wegen Verwicklung in einen weitverzweigten Korruptionsskandal und Geldwäsche verurteilt worden. Demnach ließ sich Lula während seiner Präsidentschaft von der größten brasilianischen Baufirma OAS eine Luxuswohnung in der Küstenstadt Guaruja im Bundesstaat São Paulo schenken sowie eine große Geldsumme in bar. Der Baukonzern soll im Gegenzug bei Verträgen mit dem staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras begünstigt worden sein.

Lula war zwischen 2003 und 2011 brasilianischer Staatschef. Bei der Wahl im Oktober will er erneut für das höchste Staatsamt kandidieren.