Mehr als einmal sah es zuletzt so aus, als würde das für gestern Abend angesetzte Gipfelgespräch im bulgarischen Varna platzen. Nachdem die EU-Staats- und Regierungschefs die Türkei mit scharfen Worten wegen des Mittelmeerkonflikts und Menschenrechtsverletzungen kritisiert hatten, kamen sowohl Ratspräsident Donald Tusk als auch Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Seufzer über die Lippen. „Diese Sitzung wird nicht einfach“, sagte Tusk.

Und so traten sie ihre Reisen an - der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der beharrte: „Der Beitritt zur EU bleibt unser strategisches Ziel“, und Tusk und Juncker -, immerhin mit der Bereitschaft zum Dialog.

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz erneuerte in der „Welt“ seinen Standpunkt: „Die Beitrittsverhandlungen sollen abgebrochen werden.“ Antwort des türkischen Europaministers Ömer Çelik: Kurz mache „irrationale Äußerungen, die nicht ernst zu nehmen sind“. Inzwischen hatte aber auch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel das türkische Vorgehen gegen Kurden im syrischen Afrin verurteilt. „Das ist inakzeptabel.“

Zu einer Annäherung oder gar zu Lösungen kam es gestern nicht. Juncker blieb dabei, die Türkei müsse ihre Beziehungen zu Griechenland und Zypern verbessern - er geißelte aber auch die Meinung von Kurz als „einfache“ und „oberflächliche“ Idee, will also die Beitrittsverhandlungen fortsetzen. Erdogan indessen zeigte Hoffnung: Man habe „die schwierige Zeit mit der EU“ hinter sich gelassen. Sein Land sei im Übrigen „ein demokratischer Rechtsstaat, der Menschenrechte, Grundrechte und Freiheiten respektiert“.

Geld wird weiter fließen. Zur Versorgung der syrischen Flüchtlinge in der Türkei stellt die EU die nächsten drei Milliarden Euro bereit.