Die Regierungen in Stockholm, Prag und Bratislava haben die russische Darstellung zurückgewiesen, das bei einem Anschlag in der britischen Stadt Salisbury verwendete Nervengift könnte aus Schweden, Tschechien oder der Slowakei stammen.

Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums hatte zuvor im  Großbritannien, Tschechien, die Slowakei, Schweden und eventuell die USA als mögliche Herkunftsländer des Nervengiftes Nowitschok aufgezählt.

Die schwedische Außenministerin Margot Wallstrom erklärte dazu per Kurznachrichtendienst Twitter, diese Behauptung sei "inakzeptabel und unbegründet". Russland solle stattdessen die Fragen Großbritanniens beantworten.

Der tschechische Außenminister Martin Stropnicky widersprach ebenfalls der russischen Darstellung, die er als unbegründet zurückwies. Es handle sich um eine Manipulation von Informationen mittels einer hochspekulativen Botschaft, die nicht bewiesen werden könne, erklärte Stropnicky per Twitter. Die tschechische Verteidigungsministerin Karla Slechtova nannte die russische Überlegung "absurd".

Auch die Slowakei bestritt, über das hochgefährliche Nervengift zu verfügen. Die Vorwürfe aus Moskau würden "kategorisch" zurückgewiesen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Bratislava der Nachrichtenagentur CTK. Großbritannien wirft Russland vor, den Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter Julia (Yulia) mit der Substanz vergiftet zu haben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die westliche Darstellung des Konflikts um den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal als einseitig kritisiert. "Die westliche Propaganda wird leider immer primitiver und unverschämter", sagte der Politiker einer Mitteilung des Außenministeriums am Samstag zufolge. Der Fall werde in den Medien zu vereinfacht dargestellt.

Im Streit über den Giftanschlag  verweist Russland 23 britische Diplomaten des Landes. Die Betroffenen hätten eine Woche Zeit das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium in Moskau am Samstag mit. Zugleich werde das britische Kulturinstitut in Russland geschlossen. Russland reagiert damit auf die Ausweisung 23 seiner Diplomaten aus Großbritannien.

Großbritannien macht Russland für den versuchten Mordanschlag auf Skripals und dessen Tochter verantwortlich. Russland hat jegliche Verwicklung in die Affäre zurückgewiesen.

Der britische Botschafter ist im Streit um den Giftanschlag erneut ins russische Außenministerium zitiert worden. Das bestätigte die Behörde in Moskau am Samstag der Agentur Tass. Das Treffen mit Botschafter Laurie Bristow soll im Laufe des Tages stattfinden. Details waren bisher nicht bekannt.

London hatte am vergangenen Mittwoch gefordert, dass 23 russische Diplomaten binnen einer Woche Großbritannien verlassen müssen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow deutete daraufhin an, dass Moskau ebenfalls britische Vertreter ausweisen wolle. O

Hintergrund ist der Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Skripal und dessen Tochter. Russland hatte ein britisches Ultimatum zur Aufklärung des Attentats verstreichen lassen. Moskau weist die Vorwürfe zurück.

Ein russischer Diplomat hat dem Westen eine Beteiligung am Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien vorgeworfen. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit" könne angenommen werden, dass das im südenglischen Salisbury verwendete Gift aus einem westlichen Labor stamme, sagte Alexander Schulgin, Russlands Vertreter bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). "Um nicht um den heißen Brei herumzureden, nenne ich diese Länder direkt. Das sind vor allem Großbritannien selbst und die USA", sagte Schulgin der Agentur Interfax. Ob es sich bei dieser Argumentation um ein Ablenkungsmanöver, eine Verschwörungstheorie oder ein Faktum handelt, lässt sich derzeit nicht überprüfen.

Die britischen Behörden gehen davon aus, dass für das Attentat auf Skripal das in der früheren Sowjetunion produzierte, extrem gefährliche Nervengift Nowitschok verwendet wurde. London vermutet daher, dass Moskau in den Fall verwickelt ist. Russland bestreitet dies und argumentiert, dass sämtliche Chemiewaffenbestände zwischen 2002 und 2017 vernichtet worden seien.