Bei einer Eskalation der Spannungen zwischen Israel und Syrien ist ein israelisches Kampfflugzeug an der Grenze zum benachbarten Bürgerkriegsland abgestürzt. Einer der zwei Piloten sei schwer verletzt worden, als sich die beiden mit dem Schleudersitz gerettet hätten, teilte ein Armeesprecher in Tel Aviv am Samstag mit.

Die Piloten seien auf israelischem Gebiet gelandet. Die Maschine sei wahrscheinlich nicht von der syrischen Luftabwehr abgeschossen worden, die Untersuchung laufe. Israel reagierte nach Angaben eines Armeesprechers mit weiteren Luftangriffen gegen Ziele in Syrien.

Israelische Jets hatten zuvor im Zentrum des Nachbarlandes den wichtigen Militärflughafen T4 bombardiert. Dabei seien drei regierungstreue Kämpfer getötet worden, hieß es regierungsnahen syrischen Kreisen. Auch ein Munitionslager sei zerstört worden.

"Aggression" Israels

Israel beschoss demnach in einer weiteren Angriffsrunde auch Ziele südlich der Hauptstadt Damaskus. Anrainer berichteten, es seien laut Explosionen zu hören. Syriens staatliche Nachrichtenagentur SANA meldete, die Luftabwehr habe eine "Aggression" Israels abgewehrt und mehr als ein Flugzeug getroffen. Demnach wurden bei dem Angriff Israels Angehörige der syrischen Armee getötet oder verletzt.

Die israelische Luftwaffe reagierte mit den Angriffen nach eigenen Angaben auf eine "iranische" Drohne, die über die Grenze gekommen und abgeschossen worden sei. Die Luftwaffe habe bei einem groß angelegten Angriff zwölf Ziele in Syrien bombardiert, darunter "iranische Ziele" und die syrische Luftabwehr, teilte die israelische Armee mit.

Während des Angriffs seien Luftabwehrraketen auf Israel gefeuert worden, im Norden des Landes hätten die Alarmsirenen geheult, hieß es weiter. Zugleich warnte das Militär, Israels Streitkräfte würden weiter entschieden gegen "solche schweren Verstöße der israelischen Souveränität durch den Iran und Syrien" vorgehen.

"Vorwürfe sind lächerlich"

Der iranische Außenamtssprecher Bahram Ghassemi erklärte am Samstag in einer Pressemitteilung, der Iran habe weder Drohnen in Syrien noch sei das Land in dem jüngsten Konflikt und dem Absturz eines israelischen Kampfjets beteiligt gewesen. "Diese Vorwürfe der Zionisten (Israels) sind so lächerlich, dass wir gar nicht darauf eingehen werden", heißt es in der Mitteilung. Der Iran agiere in Syrien auf Wunsch der syrischen Regierung lediglich als militärischer Berater. Die syrische Armee habe zudem das "legitime Recht auf ausländische Aggressionen zu reagieren und ihr Land zu verteidigen".

Auch die mit dem syrischen Regime verbündeten Milizen wiesen den Vorwurf zurück, eine iranische Drohne sei in den israelischen Luftraum eingedrungen. Dabei handle es sich um eine "Lüge und Verleumdung" des "israelischen Feindes", hieß es am Samstag in einer Stellungnahme des Operationsraumes der Verbündeten Syriens, an dessen Spitze ein hoher iranischer General steht.

Der Militärflughafen T4 in der zentralsyrischen Wüste gilt als wichtiger Stützpunkt der syrischen Armee und ihrer Verbündeten. Die Regierung wird im Bürgerkrieg am Boden vor allem von Kämpfern der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah unterstützt. Diese ist eng mit dem schiitischen Iran verbunden und Israel feindlich gesinnt.

Israel nahm Militäreinrichtung unter Beschuss

Israel hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Ziele in Syrien angegriffen. Erst am vergangenen Mittwoch wurde eine Militäreinrichtung nahe Damaskus beschossen. Bei dem Ziel handelte es sich um ein militärisches Forschungszentrum, in dem auch Chemiewaffen hergestellt worden sein sollen. Beobachter gehen davon aus, dass sich die meisten israelischen Angriffe gegen die Hisbollah richten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte Anfang Jänner erklärt, Israel habe "eine langjährige Politik, die Lieferung von Waffen, die das (strategische) Gleichgewicht zerstören, von syrischem Gebiet aus an die Hisbollah zu verhindern". Dies habe sich nicht verändert, "und wenn nötig setzen wir sie mit Einsätzen durch".

Der israelische Botschafter in Russland, Gary Koren, warnte vor einer weiteren Eskalation im Konflikt mit dem Iran wegen dessen Präsenz in Syrien. "Wir sind zu den extremsten Maßnahmen bereit, wenn dies nötig ist", sagte er der Agentur Interfax am Samstag. Der Iran unterstützt mit Russland die syrische Regierung militärisch. Auch die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah ist in Syrien aktiv. Sie ist eng mit dem Iran verbunden und Israel feindlich gesinnt. "Wir haben ein kritisches Interesse: zu verhindern, dass Syrien zu einem militärischen Aufmarschgebiet des Iran wird. Wie wir sehen, werden genau solche Pläne umgesetzt", sagte Koren.