First Lady Melania Trump ist von allen Trumps die beliebteste: Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Economist/YouGov-Umfrage hervor - ein Jahr nach Amtsantritt ihres Mannes Donald als US-Präsident. Demnach haben 48 Prozent der 1500 befragten US-Bürger eine positive oder ziemlich positive Meinung von Melania Trump, 33 Prozent sehen sie eher negativ.

Präsident Donald Trump bewerten 43 Prozent positiv, 52 Prozent negativ. Danach folgt seine Tochter Ivanka mit 41 Prozent Befürwortern (42 Prozent negativ), ihr Mann Jared Kushner liegt nur bei 25 Prozent (44 Prozent sehen ihn negativ). Donald Trumps Söhne Donald jr und Eric werden lediglich von 36 beziehungsweise 32 Prozent der Befragten positiv gesehen.

YouGov erklärte, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die First Lady in der Beliebtheits-Rangliste vorne stehe. Auch Michelle Obama sei Anfang 2010 beliebter als ihr Mann Barack gewesen.

Einfluss von Tochter Ivanka gering

Vor einem Jahr war der Hype um die Präsidententochter gewaltig. Ivanka Trump zog nicht nur durch ihre glamouröse Erscheinung die Aufmerksamkeit auf sich. Ihr wurde vor allem auch großer Einfluss auf den Vater nachgesagt. Die "First Daughter" wurde folglich - auch weil ihre Stiefmutter Melania offenkundig mit der Rolle fremdelte - als die wahre First Lady der USA auf den Schild gehoben.

Auf die Tochter richteten sich damals die Hoffnungen vieler Trump-Kritiker. Denn die stets selbstbeherrschte und freundliche Jungunternehmerin stellt nicht nur charakterlich einen Gegenpol zum Vater dar. Sie vertritt auch politisch zumindest teilweise liberale Positionen. Doch diese Hoffnungen hat die First Daughter weitgehend enttäuscht. Ihr Einfluss auf Donald Trump blieb wenig bemerkbar.

Weder konnte sie das cholerische Temperament ihres Vaters zügeln, noch konnte sie ihn bei diversen politischen Themen überzeugen. Als eine ihrer großen Niederlagen gilt etwa Trumps Beschluss, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen.

Spott und Hohn

Die 36-Jährige hat deshalb inzwischen viel Spott zu ertragen. Sie erfülle "keine nützliche Rolle in dieser Regierung. Sie hat darin versagt, irgendeinen der schlimmsten Instinkte ihres Vaters zu zügeln", stichelte etwa die "Washington Post"-Kolumnistin Ruth Marcus.

Kritik hagelt auch deshalb auf die Trump-Tochter ein, weil sie sich in der Debatte um sexuelle Übergriffe als Exponentin der Frauenbewegung zu profilieren sucht. Denn zu den vielfachen Missbrauchsvorwürfen gegen ihren eigenen Vater hat sie sich weitgehend ausgeschwiegen.

Ihre Rolle als First Daughter mag sich Ivanka Trump nicht ganz so kompliziert vorgestellt haben, als sie mit Ehemann Jared Kushner und den drei Kindern von New York nach Washington umzog und sich aus dem Management ihrer Mode- und Schmuckfirma zurückzog.

Ihr Mann wurde als Berater im Weißen Haus mit zahlreichen Schlüsseldossiers betraut. Und auch sie bekam später ein Büro im Weißen Haus, wenn auch kein offizielles Regierungsamt.

Ivanka Trump war dennoch häufig im Rampenlicht zu sehen. Beim Besuch von Angela Merkel saß sie eine Weile direkt neben der Bundeskanzlerin. Und beim Hamburger G20-Gipfel setzte sie sich zeitweise als Vertreterin ihres Vaters zu den Staats- und Regierungschefs an den Verhandlungstisch.

Zukunftspläne

Einen Großteil ihrer Energien steckten Ivanka Trump und ihr Mann freilich in die Machtkämpfe innerhalb des Weißen Hauses. Einer ihrer Hauptrivalen war der ultrarechte Chefstratege Steve Bannon, der dann im August seinen Regierungsjob verlor - laut dem Enthüllungsbuch des Journalisten Michael Wolff hält Bannon die Trump-Tochter für "dumm wie einen Ziegelstein".

Kushners Reputation litt auch, weil er in den Sog der Affäre um mögliche illegale Russland-Kontakte während des Wahlkampfs geriet. Ivanka Trump wiederum konzentrierte sich zuletzt auf ihr politisches Kernthema, die Förderung von Frauen in der Arbeitswelt. Als Erfolg kann sie dabei immerhin vorweisen, dass im Rahmen der Steuerreform der Kinderfreibetrag heraufgesetzt wird.

Auch wenn sie derzeit nicht am ganz großen Rad dreht - längerfristig hat Ivanka Trump womöglich die höchsten Ambitionen. Enthüllungsautor Wolff schreibt jedenfalls, dass die Präsidententochter später einmal selber Präsidentin werden wolle.