Der Chef der deutschen Christsozialen und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer konnte gestern seine drohende Demontage gerade noch abwenden. In Dauersitzungen vertröstete er seine parteinternen Widersacher um Finanzminister Markus Söder herum auf Anfang Dezember. In den nächsten Tage werde er Gespräche über eine „Zukunftslösung“ für die CSU führen, sagte der 68-Jährige  in München. Ein dreiköpfiges Team mit den beiden Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel sowie Parteivize Barbara Stamm soll ihm dabei zur Seiten stehen.

In der CSU wird erwartet, dass es auf eine Ämtertrennung hinausläuft - auch wenn es dazu zunächst keine Entscheidung gab. Aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten ist Seehofers Dauerrivale, der bayerische Finanzminister Söder. In der Fraktion hat Söder seit längerem eine klare Mehrheit hinter sich. Seehofer steht seit dem Absturz der CSU bei der Bundestagswahl auf nur noch 38,8 Prozent massiv unter Druck, mindestens eines seiner Ämter abzugeben

Die CSU dementierte am Nachmittag einen Bericht des Bayerischen Rundfunks, wonach eine Entscheidung zugunsten einer Doppelspitze aus Seehofer und seinem Rivalen Markus Söder gefallen sei. Seehofer bleibe Parteichef, Landes-Finanzminister Söder werde Ministerpräsident, hatte der BR während der Fraktionssitzung gemeldet. Das sei "totaler Quatsch", hieß es auf dem Twitter-Account der CSU. Der Sender relativierte seine Meldung später. Es sei "unklar, ob Seehofer sich dieser Lösung anschließt".

Die CSU ist die bayerische Schwesterpartei der von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführten CDU, die in Bayern nicht antritt. Sie regiert das wirtschaftsstarke Land mit absoluter Mehrheit, schnitt aber bei der Bundestagswahl im September für ihre Verhältnisse außergewöhnlich schlecht ab. Das historisch schlechte CSU-Abschneiden bei der Bundestagswahl mit 38,8 Prozent der Stimmen in Bayern brachte Seehofer parteiintern stark unter Druck. Nun fürchtet die CSU um ihre Mehrheit bei der Landtagswahl 2018. Seehofer steht massiv unter Druck, mindestens eines seiner Ämter abzugeben.

Seehofer hatte das Ministerpräsidentenamt und den Parteivorsitz nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Landtagswahl 2008 übernommen. Fünf Jahre später eroberte er die verlorene absolute Mehrheit wieder zurück.