Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen in Deutschland kann sich Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch vorstellen, im Einzelfall auch Vorhaben einer Minderheitsregierung zu unterstützen. "Die Linke stimmt vernünftigen Vorschlägen immer zu", sagte er am Montag dem Sender n-tv. "Ich kann mir eine Minderheitsregierung vorstellen, aber da liegt der Ball bei Bundeskanzlerin Angela Merkel."Bartsch betonte aber zugleich, dass die Linke Neuwahlen nicht fürchte.

Das Scheitern der Regierungsverhandlungen in Berlin wird allgemein bedauert. "Das sind schlechte Nachrichten für Europa", sagt der niederländische Außenminister Halbe Zijlstra. Neuwahlen in Deutschland wären "ein schlechtes Szenario", so der Niederländer. Er hoffe, dass die Parteien in Berlin "noch einmal nachdenken und wieder miteinander zu reden beginnen".

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron hat sein Bedauern über das Scheitern der Jamaika-Sondierungen ausgedrückt. "Es ist nicht in unserem Interesse, dass sich das anspannt", sagte er am Montag im Elysee-Palast in Paris.

Aber wer ist schuld am Scheitern in Berlin? Der Chef der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, hält den Ausstieg der FDP für einen kalkulierten Akt. "Es war ein plötzliches Ende", sagte er am Montag dem Deutschlandfunk.

"Ich glaube, dass die FDP aus ihrer Sicht konsequent gehandelt hat - aber aus Sicht des Staates ist es nicht gut", ergänzte Kreuzer. "Ich glaube, dass sich die FDP relativ früh am gestrigen Tage entschlossen hat, diese Koalition nicht zu machen, und somit glaube ich, dass sie dies geplant hat." Kreuzer geht nach eigenen Worten nun davon aus, dass es zu Neuwahlen kommt und die CSU dabei auch ein gutes Ergebnis verzeichnen wird.

Für CDU-Generalsekretär Peter Tauber sind Neuwahlen unterdessen kein Thema. Die Menschen erwarteten von den Politikern, dass sie die Probleme lösen. Deswegen wolle er nicht über Neuwahlen reden. Man könne die Verantwortung, vor der sich die FDP leider drücke, jetzt nicht einfach abgeben, sagte der CDU-Politiker.

Nach Angaben der Grünen hat die FDP die Jamaika-Gespräche in dem Moment platzen lassen, als eine Einigung unmittelbar bevorstand. "Es wäre kurz vor einer Entscheidung gewesen und kurz zuvor ist die FDP weggerannt", sagte Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". "Sie haben sich ihre Jacken gepackt und sind fluchtartig rausgerannt."

Zuvor hätten sich die Verhandlungsführer noch einmal getroffen, dabei habe es Signale der CSU gegeben, sich auch bei der Flüchtlingspolitik und dem Familiennachzug nochmals zu bewegen. Auch ein "substanzielles Angebot" zur Klimakrise sei auf dem Tisch gelegen. "Dann hat die FDP vielleicht gedacht, jetzt einigen sie sich doch noch und dann ist sie davongestürmt", sagte Kellner.

Er habe schon den Eindruck, dass es ein "Rausstehlen aus der Verantwortung" war. "Wenn es mal Bewegung aufseiten der CSU gab, dann ist die FDP in die Bresche gesprungen und hat die Fahne der CSU hochgehalten", sagte Kellner.

Erfreut äußerte sich die rechtspopulistische Partei AfD: "Wir finden es gut, dass Jamaika nicht kommt, denn das wäre eine Koalition des Weiter-so gewesen", sagt der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland. Für ihn stehe jetzt fest, dass Angela Merkel nicht die nächste Regierungschefin sein könne: "Merkel ist gescheitert."

Abwartend verhält sich die SPD: Der Abbruch der Gespräche habe das Land in eine "schwierige Lage" gebracht, sagt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Nach dem Jamaika-Aus könnte es eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen geben. Beide Varianten gelten aber als schwierig. Parteichef Martin Schulz lehnt eine Neuauflage der Großen Koalition aus CDU, CSU und SPD ab.