Die EU-Arzneimittelagentur EMA wird im Zuge des Brexit aus London nach Amsterdam verlagert. Der deutsche Außenamtsstaatssekretär Michael Roth gratulierte Amsterdam auf Twitter. Diplomaten bestätigten, Amsterdam habe nach einem Unentschieden gegen Mailand in dritter Runde durch Losentscheid gewonnen. Wien war schon in der ersten Runde ausgeschieden.

Unmittelbar nach der EMA-Entscheidung folgt die Abstimmung über den neuen Sitz der EU-Bankenaufsicht EBA, für den auch Wien kandidiert. Laut Diplomaten erhielt Mailand in der zweiten Runde des EMA-Votings zwölf Stimmen, vor Amsterdam mit neun. In der ersten Runde erzielte Mailand bereits 25 Punkte, gefolgt von Amsterdam und Kopenhagen mit jeweils 20 Punkten sowie Bratislava mit 15 Punkten. Mit fast 900 Mitarbeitern zählt die EMA zu den größten EU-Agenturen.

Wien schied kurz darauf auch im Rennen im die EU-Bankenaufsicht EBA aus. Genau wie bei der EMA-Entscheidung kam es auch hier zum Losentscheid. Der Sieger hieß daraufhin Paris, die EU-Bankenaufsicht wird in die französische Hauptstadt übersiedeln.

Wien zieht positives Resümee

Nach dem enttäuschenden Abschneiden im Rennen um die EU-Arzneimittelagentur EMA hat die Stadt Wien dennoch ein positives Resümee gezogen. Es sei gelungen, "den Bekanntheitsgrad der Stadt als gut ausgestattete Wirtschaftsmetropole zu steigern", betonte Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) am Montagabend in einer Aussendung.

"Wien hat eine starke Bewerbung abgebeben, die nicht zuletzt auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der EMA gepunktet hat", so Brauner. Wien habe sich als "Top-Standort für die Pharma- und Life-Science-Branche positionieren" können, zeigte sie sich erfreut über die "positive internationale Medienresonanz" auf die EMA-Bewerbung. Sie strich auch die gute Zusammenarbeit von ÖVP- und SPÖ-geführten Ministerien, Stadt und Wirtschaftsvertretern hervor. "Damit haben wir bewiesen, dass es möglich ist, auch in politisch turbulenten Zeiten über verschiedene Ministerien und Interessensgruppen hinweg gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um im Standortwettbewerb so stark wie möglich aufzutreten."

Wien war bereits in der ersten Runde der Abstimmung unter den 27 EU-Staaten über den künftigen EMA-Standort mit vier Punkten ausgeschieden. Das bedeutet, dass nur ein anderer EU-Staat - als Drittpräferenz - für Wien gestimmt hat. Die restlichen drei Punkte kamen als Erstpräferenz von Österreich selbst.

Was die Agenturen gebracht hätte

„Die EMA würde einen jährlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von 203 Millionen Euro leisten“, ließ Finanzminister Hans Jörg Schelling berechnen. Die viel kleinere Europäische Bankenaufsicht (EBA), um die sich Wien ebenfalls beworben hat, würde das BIP immerhin noch um 39,7 Millionen Euro im Jahr steigern. Die Schaffung von 2000 Arbeitsplätzen durch die Ansiedlung der EMA und die 400 Arbeitsplätze rundum die EBA waren ein weiterer Anreiz für Schelling, sich für deren Umzug nach Wien einzusetzen.

Wer die Konkurrenten sind

Schärfste Konkurrenten für Wien unter den 19 Bewerbern für die EMA sind Bratislava und Mailand. Die Slowakei ist unter den fünf EU-Ländern ohne EU- Agentur das wirtschaftlich stärkste. Für Mailand spricht nicht nur, dass die EMA seit 2011 vom Italiener Guido Rasi geführt wird, sondern auch die Größe und internationale Anbindung der Stadt.
Wien hatte der EMA Räume im neuen Austria-Campus beim Praterstern oder in der Seestadt angeboten, die EBA könnte an der Linken Wienzeile nagelneue Quartiere beziehen.