US-Präsident Donald Trump ist im Streit um die Bewertung rechtsgerichteter Demonstrationen in der Stadt Charlottesville in die Offensive gegangen. Via Twitter verteidigte er am Donnerstag seine Haltung und warf den Medien Fehlinterpretation seiner Worte vor. Er habe niemals Mitglieder des Ku-Klux-Klans, Neonazis und Rassisten auf eine moralisch gleiche Ebene mit friedlichen Demonstranten gestellt.

Dem republikanischen Senator Lindsey Graham, einem innerparteilichen Kritiker Trumps, warf der Präsident deshalb "eine widerliche Lüge" vor. Trump stellte sich im Streit um die Beseitigung von Denkmälern des erfolgreichsten Südstaaten-Generals im amerikanischen Bürgerkrieg, Robert E. Lee, am Donnerstag eindeutig auf die Seite derer, die die Denkmäler beibehalten wollen. "Geschichte kann man nicht ändern, aber man kann daraus lernen", schrieb Trump. Es sei traurig zu sehen, wie die Geschichte und Kultur der USA mit der Entfernung der Denkmäler auseinandergerissen werde. "Wer ist der nächste?", fragte Trump. "Washington, Jefferson?"

Robert E. Lee führte die Konföderierten im Bürgerkrieg des Südstaaten gegen die Nordstaaten. Die damals weitgehend landwirtschaftlich geprägten Südstaaten wehrten sich unter Lees Führung vehement gegen die Abschaffung der Sklaverei und gegen mehr Rechte für Schwarze.

Die Äußerungen Trumps über die rechtsextremen Ausschreitungen von Virginia stoßen indes auch in seinem engsten Führungskreis auf scharfe Kritik. "Nach dem gestrigen Tag ist es klar, dass niemand (...) die Möglichkeit hat, seine Impulsivität zu zügeln oder gegen das dagegenzuhalten, was er im Fernsehen oder im Netz sieht", sagte ein enger Mitarbeiter Trumps der Nachrichtenagentur Reuters.

Er erwägt, die US-Regierung zu verlassen. In Washington sagte der Regierungsmitarbeiter: "Viele von uns sind in dem Glauben in die Regierung gegangen, wir könnten die Erfahrung mitbringen, die der Präsident während seiner Karriere in der Privatwirtschaft nicht hat sammeln können." Man habe gehofft, ihn in seinen öffentlichen Äußerungen oder beim Umgang mit den Verbündeten zügeln zu können. Aber dies sei nicht einmal seinem neuen Stabschef, Ex-General John Kelly, gelungen.

Inzwischen wird spekuliert, ob Wirtschaftsberater Gary Cohn und Finanzminister Steven Mnuchin sowie andere wichtige Mitarbeiter ihr Amt niederlegen könnten. Ein früherer Regierungsmitarbeiter und Bekannter Cohns sagte Reuters, es sei nicht zu verkennen gewesen, dass sich Cohn bei der Pressekonferenz Trumps am Dienstag unwohl gefühlt habe. Trump erklärte dabei, es habe auf beiden Seiten des Konfliktes in Charlottesville auch "sehr anständige Leute" gegeben.

Bereits mehrere Abgänge

Aus Protest gegen die Haltung des Präsidenten haben bereits mehrere hochrangige Manager Beratergremien verlassen. Trump löste die beiden Gruppen daraufhin auf, offenbar um einer Selbstauflösung zuvorzukommen. Auch Parteifreunde wandten sich gegen den Präsidenten. So rügten etwa der Mehrheitsführer im Senat, der Republikaner Mitch McConnell, der Gouverneur von Ohio, John Kasich, der Senator Lindsey Graham oder die republikanischen Ex-Präsidenten George H.W. Bush und George W. Bush die Äußerungen Trumps. In einen Tweet warf Trump daraufhin Senator Graham "abstoßende Lügen" vor. Unklar ist, was die Kritik für die Vorhaben des Präsidenten bedeutet. Trump ist auf die Unterstützung der Republikaner etwa bei Steuersenkungen angewiesen.

Die Militärspitze reihte sich in die Kritiker ein, indem sie sich indirekt von den Äußerungen distanzierte. In der Armee gebe es absolut keinen Platz für Fanatismus, sagte Generalstabschef Joseph Dunford in Peking.