Im Krieg der Worte zwischen den USA und Nordkorea haben die USA am Mittwoch nachgelegt. "Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren", schrieb Präsident Donald Trump am Mittwoch auf Twitter. "Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor."

Wenig später richtete Verteidigungsminister James Mattis einen entschiedenen Aufruf in Richtung Pjöngjang: "Die Demokratische Volksrepublik sollte jeden Gedanken an Handlungen aufgeben, die zum Ende ihres Regimes und zur Zerstörung ihres Volkes führen würden."

>> Als Politiker verbal aufrüsteten

Tags zuvor hatte Trump Nordkorea offen gedroht: "Nordkorea sollte besser keine weiteren Drohungen gegen die USA machen. Ihnen wird mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat. Er (Kim Jong-un) war über das normale Maß hinaus sehr drohend. Wie ich bereits gesagt habe, ihnen wird mit Feuer, Wut, und offen gesagt, Macht begegnet werden, wie es die Welt so noch niemals zuvor gesehen hat."

Mattis fügte hinzu, das US-Außenministerium versuche alles, um die von Nordkorea ausgehende Bedrohung mit diplomatischen Mitteln zu lösen. Es müsse aber auch deutlich gemacht werden, dass die US-Streitkräfte über die präzisesten, erprobtesten und robustesten defensiven und offensiven Fähigkeiten der Welt verfügten. Einen Rüstungswettlauf könne Nordkorea nur verlieren.

Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat hält Krisensitzung ab

Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat hält am Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung wegen des zunehmend eskalierenden Konflikts mit Nordkorea ab. Das Gremium soll um 15.00 Uhr (Ortszeit; 8.00 Uhr MESZ) zusammentreten. Das teilte ein Sprecher des Präsidialamts mit.

Nordkorea und die USA hatten sich in den vergangenen Tagen mit scharfen Drohungen überzogen und damit Sorgen vor einer kriegerischen Eskalation des Konflikts genährt. Für Unruhe sorgten auch Berichte über große Fortschritte Nordkoreas bei seinem Atom-und Raketenprogramm. Der US-Verbündete Südkorea will sein Militär nun umfassend reformieren und schlagkräftiger machen.

Mit Guam gedroht

Pjöngjang hatte die Äußerungen Trumps mit der Androhung eines Raketenangriffs auf das US-Überseegebiet Guam im Pazifik gekontert. Die nordkoreanischen Streitkräfte zögen eine solche Attacke "ernsthaft in Erwägung", meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch (Ortszeit). Der Plan zum Angriff könne "jederzeit" ausgeführt werden, sobald Staatschef Kim Jong-un die Entscheidung dazu treffe, sagte ein Armeesprecher. Die USA sollten ihre "rücksichtslosen militärischen Provokationen" unterlassen, sodass man nicht "gezwungen" sei, eine "unvermeidliche militärische Entscheidung" zu treffen.

US-Außenminister Rex Tillerson versuchte am Mittwoch auf dem Rückflug von Malaysia, auf dem er einen Tankstopp auf Guam einlegte, die Gemüter zu beruhigen. Er glaube nicht, dass es eine unmittelbare Bedrohung gebe, die Amerikaner könnten ruhig schlafen. Trump habe nur die nordkoreanische Rhetorik in gleicher Sprache beantworten wollen.

Laut einem US-Regierungsbeamten hat Trump die Drohung gegen Nordkorea ohne vorherige Absprache und spontan ausgesprochen. "Das war typisch Trump", sagt der Regierungsbeamte, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Weltweit hat der verbale Schlagabtausch für Unruhe gesorgt und die Furcht vor einem bewaffneten Konflikt in Asien vergrößert. Regierungen in aller Welt, darunter die Führung in Peking und Australiens Regierung, mahnten alle Beteiligten zur Zurückhaltung.

Auch in der US-Regierung gibt es diese Sorge. Die "Feuer und Zorn"-Drohung sei alles andere als hilfreich und berge die Gefahr, in Nordkorea eine unerwünschte Reaktion hervorzurufen, sagten zwei Regierungsvertreter

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel warnte bei einem Besuch in Uganda davor, "dass wir ähnlich wie im Ersten Weltkrieg schlafwandlerisch in einen Krieg hineinmarschieren, bloß eben in diesem Fall in einen Krieg, der im Zweifel mit Atomwaffen geführt wird". Man dürfe auf Nordkoreas aggressive Rhetorik nicht im gleichen Tonfall antworten.

Eine Sprecherin des Weißen Hauses erklärte, der Tonfall sei vorher intern besprochen worden. "Ton und Stärke des Statements wurden vorab diskutiert", sagte sie. Stabschef John Kelly und andere seien informiert gewesen.

Für Unruhe im Ausland sorgten auch Berichte über große Fortschritte Nordkoreas bei seinem Atom- und Raketenprogramm. Der US-Verbündete Südkorea will sein Militär nun umfassend reformieren - und schlagkräftiger machen.

Der außenpolitisch profilierte US-Senator John McCain mahnte Trump zur Zurückhaltung. "Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind", sagte der Republikaner dem US-Radiosender KTAR. "Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump bereit zum Handeln ist." Auch weitere Politiker und Militärexperten mahnten, die Krise nicht unnötig zu befeuern.

Die von KCNA zitierten nordkoreanischen Drohungen nehmen direkt Bezug auf die US-Luftwaffenbasis Andersen auf Guam, von der die Vereinigten Staaten immer wieder strategische Bomber des Typs B-1 zu Militärmanövern in Richtung koreanische Halbinsel entsandt haben. Erwogen wird demnach ein Angriff mit ballistischen Raketen des Typs Hwasong-12, um die US-Streitkräfte auf Guam und ihre dort stationierten Bomber in Schach zu halten - schließlich sei die Insel der potenzielle "Ausgangspunkt für eine Invasion in Nordkorea".

Pjöngjang rechtfertigte dies mit einer Mobilisierung des US-Atomwaffenarsenals sowie jüngsten US-Raketentests und Übungen mit Langstreckenbombern über Südkorea. "Solche Militärmanöver der USA könnten in der momentan extrem heiklen Situation auf der koreanischen Halbinsel einen gefährlichen Konflikt provozieren", hieß es.

Nordkorea habe für die Entwicklung seiner strategischen Waffen "alles riskiert" und nutze sie "weder als Faustpfand, um Anerkennung von Dritten zu bekommen, noch für irgendeinen Tauschhandel". Vielmehr seien sie "ein wichtiges militärisches Mittel, um entschlossen den politischen und wirtschaftlichen Druck der USA sowie ihre militärischen Drohungen zu kontern".

In einer weiteren Stellungnahme kündigte ein nordkoreanischer Militärsprecher laut KCNA an, auf einen möglichen "Präventivkrieg" der US-Streitkräfte mit einem "grenzenlosen Krieg" zu reagieren, der "sämtliche Stützpunkte des Gegners ausrotten wird, auch auf dem US-Festland".

Inzwischen ist Nordkorea nach Erkenntnissen der USA und Japans in der Lage, Raketen mit Miniatur-Atomsprengköpfen zu bestücken - auch Interkontinentalraketen. Wie die "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete, habe Nordkorea nach Einschätzung des Geheimdienstes DIA (Defence Intelligence Agency) bei seinem Atom- und Raketenprogramm viel schnellere Fortschritte gemacht als bisher angenommen. Nordkorea habe einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur vollwertigen Atommacht getan, berichtete die Zeitung.

In Seoul hat das konkrete Folgen: Unter dem Eindruck der Gefahr aus dem Norden rief Südkoreas Präsident Moon Jae-in zu einer tiefgreifenden Reform der eigenen Streitkräfte auf. "Ich glaube, wir brauchen eine vollständige Verteidigungsreform im Sinne einer Wiedergeburt, anstatt nur einige Modifizierungen oder Verbesserungen durchzuführen", sagte Moon am Mittwoch der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge bei einer Besprechung mit sechs Spitzenbefehlshabern seines Militärs. Demnach will Südkorea unter anderem Raketen mit höherer Sprengkraft anschaffen, um unterirdische Bunker zerstören zu können.

Trotz Verboten des UN-Sicherheitsrates und Warnungen aus dem Ausland hatte Nordkorea am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern. Nordkoreas Staatschef Kim sagte nach dem Test, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UN-Sicherheitsrat die bisher schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea.