Die UNO, die EU und das Nahost-Quartett richteten am Wochenende eindringliche Aufrufe zur Mäßigung an Israel und die Palästinenser. Der UN-Sicherheitsrat setzte für Montag eine Dringlichkeitssitzung an.

Die Gewalt in der Region ging weiter, am Samstag wurden zwei junge Palästinenser getötet. Die internationale Gemeinschaft will mit diplomatischen Bemühungen verhindern, dass der Konflikt um den Tempelberg dauerhaft eine neue Spirale aus Gewalt und Gegengewalt in Gang setzt. Der UN-Sicherheitsrat werde am Montag "dringend" beraten, "wie Appelle zu einer Deeskalation unterstützt werden können", kündigte der schwedische UN-Botschafter Carl Skau an.

Das Nahost-Quartett aus UNO, EU, den USA und Russland rief die Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" auf. Alle Seiten müssten sich "von provokativen Akten fernhalten und auf eine Deeskalation hinarbeiten", hieß es in einer Erklärung der vier Gesandten.

Das Auswärtige Amt in Berlin appellierte am Samstag an alle Beteiligten, zu einer Deeskalation beizutragen. Niemand dürfe "denjenigen das Wort überlassen, die zur Gewalt aufrufen oder diese in Kauf nehmen", erklärte es in Berlin.

Die EU rief ihrerseits Israel und Jordanien auf, gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie sich die Sicherheit auf dem Tempelberg für alle gewährleisten lasse, ohne den dortigen Status quo zu verändern.

Kontrollen verschärft

Israel hatte nach einem Anschlag arabischer Israelis auf zwei israelische Polizisten in der Jerusalemer Altstadt in der vergangenen Woche die Kontrollen zum Tempelberg verschärft und Metalldetektoren sowie zusätzliche Überwachungskameras am Eingang installieren lassen. Die Palästinenser sehen darin einen Versuch Israels, mehr Kontrolle über den Tempelberg zu übernehmen, der Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen als bedeutendes Heiligtum gilt.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, warnte Israel am Sonntag vor gefährlichen Konsequenzen. "Die israelische Regierung spielt mit dem Feuer und riskiert es, eine große Krise mit der arabischen und der islamischen Welt auszulösen", sagte er nach Angaben eines Sprechers in Kairo. Jerusalem sei für Araber und Muslime eine rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe. Die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg gilt als drittheiligste Stätte des Islams.

Der Streit war am Freitag eskaliert. Binnen weniger als 24 Stunden wurden in dem Konflikt sechs Menschen getötet - unter ihnen drei Israelis, die von einem 19-jährigen palästinensischen Angreifer in einer Siedlung im besetzten Westjordanland erstochen wurden.

Am Samstag warfen junge Palästinenser Steine und Benzinbomben auf Armeeeinheiten, die zum Haus der Familie des 19-jährigen Attentäters im Westjordanland vorrückten. Es wurde damit gerechnet, dass sie das Haus zerstören wollen; damit straft Israel regelmäßig die Familien von Attentätern. Der Bruder des Attentäters wurde festgenommen.

Alle Kontakte abgebrochen

Wegen der Verschärfung der Zugangskontrollen zum Tempelberg hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Freitagabend alle Kontakte der Palästinenserführung zu Israel eingefroren.

Die Arabische Liga warf Israel die Ausübung "exzessiver Gewalt" vor. Der Vorsitzende des Staatenbundes, Ahmed Abul Gheit, legte israelischen Sicherheitskräften zur Last, "mit exzessiver Gewalt und scharfer Munition gegen unbewaffnete Zivilisten" vorzugehen.

Festnahme-Welle im Westjordanland

Israelische Soldaten haben unterdessen laut Medienberichten in der Nacht auf Sonntag 25 Palästinenser im Westjordanland festgenommen. Eine Armeesprecherin bestätigte lediglich, es seien neun Mitglieder der radikal-islamischen Hamas in Haft genommen worden.

Israels Kabinett wollte am Sonntag erneut über die Frage der Metalldetektoren entscheiden. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief seine Minister zu Beginn der Sitzung auf, sich in der Frage verantwortlich zu verhalten.

Appell des Papstes für Dialog

Der Papst hat beim Angelus-Gebet am Sonntag die neue Eskalation im Nahost-Konflikt verurteilt. Er verfolge mit Bangen die schwere Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern, sagte der Papst.

Franziskus richtete einen Appell zu "Mäßigung und Dialog". Er rief die auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen auf, mit ihm zu beten, damit Gott "Vorhaben des Friedens und der Wiederversöhnung inspiriere".