Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat davor gewarnt, die Flüchtlingsfrage einseitig auf das Thema Außengrenzschutz zu beschränken: "'Dichtmachen' und 'zumachen' greift zu kurz", antwortete er am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien mit seinem Amtskollegen Alexander Van der Bellen.

Man müsse den Migranten vielmehr "Gründe geben, in ihrer Heimat zu bleiben", unterstrich das im Februar gewählte deutsche Staatsoberhaupt bei seinem Antrittsbesuch in Österreich. Letztlich sei klar: "Es geht nicht ohne europäische Lösung." Bei einer "Schließung der Mittelmeerroute", wie etwa von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) gefordert, bleibe die Frage: "Wie soll man das Management in Zukunft handhaben?" sagte der frühere deutsche Außenamtschef.

Im Mittelpunkt der Gespräche zwischen den beiden Präsidenten standen vor allem Europathemen. Beide warnten die EU davor, die "schwierige" Situation am Westbalkan aus dem Blick zu verlieren. "Die Stabilität auf dem Westbalkan ist dann gewährleistet, wenn die Perspektive auf Europa aufrecht bleibt", betonte Steinmeier. Europa müsse "die tatkräftige Hand" gegenüber den Westbalkanstaaten ausstrecken. Van der Bellen unterstrich ebenfalls nachdrücklich: "Die Achtsamkeit der Europäischen Union sollte deutlich erhöht werden gegenüber den Nichtmitgliedern."

Deutscher Bundespräsident Steinmeier in Österreich

Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender waren zuvor vom Bundespräsidenten und seiner Frau Doris Schmidauer in der Hofburg mit militärischen Ehren empfangen worden. Am Nachmittag traf der deutsche Bundespräsident Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ).

Abends zum Heurigen

Die viele Polizei vor dem Heurigen sorgte für Verwirrung. "Machen die heute Alkoholkontrollen?" fragte ein Radler, als er einen weißen Spritzer bestellte. "Na, der österreichische und deutsche Bundespräsident", beruhigte die Wirtin. Alexander Van der Bellen und Frank-Walter Steinmeier besuchten am Freitagabend den Heurigen Wieninger in Döbling, um Weißwein und den Blick über Wien zu genießen.

Gelöst nach dem langen Arbeitstag gingen die beiden Präsidenten in Begleitung ihrer Ehefrauen Doris Schmidauer und Elke Büdenbender durch die Weinberge zum Freiluft-Heurigen, der einen 180-Grad-Blick über die Stadt ermöglicht. Heurigenwirt Fritz Wieninger erzählte den Präsidentenpaaren, dass er bei der Pflege der Reben keine Gifte einsetzt. Gegen Feuchtigkeit tue es etwa auch Backpulver.

Steinmeier wollte wissen, ob zur Unkrautvertilgung auch Schafe eingesetzt werden. "Ich hätte liebend gerne ein paar Schafe, aber leider essen die auch die Weinblätter und Trauben", sagte Wieninger. "Sind die denn so groß?", ließ Steinmeier nicht locker. "Die stellen sich auf die Füße", entgegnete der Winzer.

Im Laufe des Abends wurden mehrere Weißweine verkostet, zunächst der Klassiker Wiener Gemischter Satz. Wieninger traf damit den Geschmack der beiden Präsidenten, die nicht nur in politischen Fragen Harmonie demonstrierten, sondern auch beim Wein. Der APA verrieten Van der Bellen und Steinmeier, dass sie am liebsten Weißwein trinken. Der österreichische Bundespräsident mag Grünen Veltliner und Sauvignon, sein deutscher Amtskollege wenig überraschend Riesling. "Aber im Winter darf es auch ein Roter sein", fügte der Sozialdemokrat hinzu.

Samstagfrüh soll eine Begegnung mit Altbundespräsident Heinz Fischer stattfinden.