Arlene Foster hat früh viel durchgemacht. Die Chefin der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) erlebte mit acht Jahren, dass auf ihren Vater ein lebensgefährlicher Anschlag verübt wurde, mit 16 Jahren dann einen Anschlag auf ihren Schulbus. Fosters Jugend ist von der unbarmherzigen Gewalt im Bürgerkrieg geprägt.

Nun ist der Regionalpolitikerin aus Nordirland unerwartet eine andere Rolle zugefallen. Von Fosters DUP hängt ab, ob sich die britische Premierministerin Theresa May in der harten Phase der Brexit-Verhandlungen im Amt halten kann.

Foster eilt der Ruf voraus, sie verstehe sich auf hartes Verhandeln. Dafür hat sie bei den Vereinbarungen mit Mays Tories gleich ein treffliches Beispiel abgeliefert. Die DUP verschafft mit ihren zehn Abgeordneten den britischen Konservativen eine Mehrheit im Unterhaus, dafür erhält Nordirland, wie Foster selbst verkündete, in den kommenden zwei Jahren eine Milliarde Pfund zusätzlich für Investitionen unter anderem in den Bereichen Gesundheit und Bildung.

In ihrer nordirischen Heimat stand Foster zuletzt nicht gerade strahlend da. Mitte Jänner verlor sie ihren Posten als Regierungschefin, nachdem das Regierungsbündnis wegen eines Skandals um ein Subventionsprogramm für erneuerbare Energie geplatzt war.

Anfang 2016 war Foster zur Regierungschefin in Nordirland aufgestiegen. Zu ihrem Vize-Regierungschef, dem einstigen IRA-Kommandant Martin McGuinness von der katholischen Sinn Fein, hatte sie ein angespanntes Verhältnis. McGuinness starb im März, wenige Wochen nachdem er mit seinem Rücktritt die Regierungskrise in Nordirland ausgelöst und Neuwahlen heraufbeschworen hatte. Die Verhandlungen zwischen der DUP und der Sinn Fein über eine neue Regierung verliefen bisher ergebnislos.

Foster wuchs nahe der Grenze zur Republik Irland auf. Fosters Vater, ein Polizist, wurde Opfer eines IRA-Anschlags, Kämpfer der katholischen Untergrundorganisation schossen ihm im Haus der Familie in den Kopf. John Foster überlebte die Attacke, doch sah sich die Familie gezwungen, ihren Bauernhof aufzugeben und in die nahegelegene Stadt Lisnaskea umzuziehen.

Zehn Jahre später wurde Arlene Fosters Schulbus Ziel eines IRA-Anschlags. Der Angriff galt dem Fahrer, der auch als Soldat diente. Er kam bei der Explosion ums Leben. Insgesamt wurden im Bürgerkrieg 3.500 Menschen getötet.

"Das ist ein Teil davon, wer ich bin und ich kann es nicht bestreiten. Das hat meine Jugendjahre geprägt und meine politischen Entscheidungen", sagte Foster dem "Belfast Telegraph". "Aber gleichzeitig denke ich, dass wir die Vergangenheit nicht über unsere Zukunft bestimmen lassen sollten." Als ihr politischer Rivale McGuinness gestorben war, begab sie sich zur Beisetzungsfeier in Derry. Die Trauergemeinde zollte ihr mit Applaus Respekt.

Foster schloss sich schon als Studentin in Belfast der Jugendbewegung der protestantischen Ulster Unionist Party (UUP) an. 2003 zog sie ins Regionalparlament ein. Ein Jahr später verließ sie aus Protest gegen das Friedensabkommen für Nordirland die Partei und schloss sich der DUP an. Anfangs fühlte sie sich nach eigenen Angaben fremd in der Partei, einer ursprünglich erzkonservativen Männer-Bastion. Doch sie machte rasch Karriere.

Durch die Zusammenarbeit mit den Tories in London erhält Fosters DUP nun Einfluss auf die Politik des Vereinigten Königreichs. Sie wird in gewissem Maße auch die Brexit-Verhandlungen mit der EU mitbestimmen können. Fosters Partei befürwortet den EU-Ausstieg, zugleich aber befürchtet sie negative Auswirkungen eines "harten" Brexit - etwa mit Blick auf die Grenze zum EU-Mitglied Irland.