Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seine Kandidaten für die Nationalversammlung werden auch am Sonntag wieder triumphieren. Wenn die zuletzt so zuverlässigen Meinungsforscher nicht ganz danebenliegen, wird La République en Marche (LRM, „Vorwärts, Republik“) in der zweiten Parlamentswahlrunde von der Opposition nicht mehr viel übrig lassen. Eine am Freitag veröffentlichte Erhebung des Instituts Harris Interactive sagt LRM gar 440 bis 470 der 577 Sitze voraus.

Getrübt wird der Glanz allein durch die voraussichtlich geringste Wahlbeteiligung seit Gründung der V. Republik. Wobei sich selbst das Desinteresse des Wählers als Ausdruck der Überlegenheit Macrons und seiner Mitstreiter deuten lässt. Aber auch wenn er „Charme, Charisma, Jugend und Schönheit“ besitzt, wie der Soziologe Gilles Lipovetsky anerkennend festgestellt hat: Im Alleingang hat Macron den Gipfel der Macht nicht erklommen. Ein verschworener, ihm bedingungslos ergebener Trupp steht dem 39-Jährigen zur Seite.

Fünf Männer und eine Frau

Aus fünf Männern und einer Frau besteht er, die in den oberen Stockwerken des Élysée-Palasts Büros bezogen haben. Die sechs feilen an Strategien, schreiben Reden, bestücken Macrons Facebookseite, organisieren Begegnungen mit den Medien. Ein knallharter Job ist das. Der Präsident begnüge sich mit drei Stunden Schlaf und erwarte ähnlichen Einsatz von seinen Getreuen, berichtet die Schriftstellerin Gaël Tchakaloff, die Macron auf dem Weg zur Macht seit Monaten begleitet.

Macron hat die Mitglieder der Sechserbande nach seinem Bilde ausgewählt. Zwischen 30 und 45 Jahre alt, gehören sie seiner Generation an, haben wie er Elitehochschulen besucht, zumeist in der Privatwirtschaft Erfahrungen gesammelt und ihm bereits im Wirtschaftsministerium oder in der Bewegung En Marche wertvolle Dienste geleistet.

Dass ihnen die Missgunst ehemaliger Weggefährten Macrons, die der Präsident nach Art eines Monarchen mittlerweile höflich auf Distanz hält, entgegenschlägt, schweißt die sechs zusätzlich zusammen. Neider bezichtigen sie der Arroganz, schmähen sie als „Macrons Mormonen“. Wer die junge Garde des Präsidenten am Tag des Machtwechsels beobachtet hat, attestiert ihr zumindest ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

Im Pulk marschierten sie über den roten Teppich, ein Siegerlächeln auf den Lippen. Sibeth Ndiaye (37), Spezialistin für Öffentlichkeitsarbeit und Medien, führte den Trupp an. Es folgten die fünf Männer: der LRM-Sprecher Benjamin Griveaux (39) und der stellvertretende LRM-Generalsekretär Julien Denormandie (36), Strategieexperte Ismaël Emelien (30), Macrons Redenschreiber Sylvain Fort (45) sowie der Politikberater Stéphane Séjourné (32).

Eingeschworener Zirkel

Zwei aus der Schar der Vertrauten stehen dem Präsidenten besonders nahe: der verschlossen wirkende Strategieberater Emelien und der extrovertierte Ghostwriter Fort. Emelien, der zu den Gründungsmitgliedern von En Marche zählt, gilt als „Spezialist für neue Ideen“, mit denen Macron gern überrascht. 2014 waren die beiden drauf und dran, gemeinsam ein Start-up-Unternehmen zu gründen. Stattdessen heuerte Macron dann freilich bei Hollande als Wirtschaftsminister an und verpflichtete Emelien als Berater. Fort war zwar erst im September 2016 hinzugestoßen, hatte aber mit seinen Referenzen überzeugt. Bei der Bank BNP Paribas war er für die Strategie des Hauses mitverantwortlich gewesen, bevor er seine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit gründete. Beide zeichnen sich auch durch absolute Verschwiegenheit aus. Nach dem Einzug in den Élysée-Palast hat der zuvor in Bürgernähe und Transparenz schwelgende Hausherr den Schalter umgelegt. Aus den Fehlern des Vorgängers François Hollande lernend, der als Plaudertasche galt und durch Indiskretionen immer wieder in Verlegenheit geriet, setzt Macron auf totale Kommunikationskontrolle.

Kabinettsangehörige pflegen nach dem mittwochs einberufenen Ministerrat mit gesenktem Blick zu ihren Dienstfahrzeugen zu eilen. Nicht ein Wort ist den Regierungsmitgliedern zu entlocken. Und die Sechserbande schweigt sowieso.