21.39 Uhr: Macron selbst schweigt noch, doch Premier Edouard Philippe tritt vor die Presse: "Mit ihrer Wahl haben die Franzosen in großer Mehrheit die Hoffnung der Wut vorgezogen, den Optimismus dem Pessimismus", sagt Philippe.

20.34 Uhr: Die Wahlbeteiligung fällt auf ein neues Rekordtief. Sie liegt laut Hochrechnungen um die 43 Prozent, noch deutlich niedriger als im ersten Wahlgang.

20.32 Uhr:  Laut der Zeitung "Le Monde" kommt Macrons Bewegung auf 355 Sitze. Für die absolute Mehrheit sind 289 Sitze nötig. Das konservative Lager, die Republikaner, liegen laut der Hochrechnung bei 125 Sitzen, die Sozialisten von Ex-Staatschef Francois Hollande bei nur 49. die Bewegung La France Insoumise (Aufsässiges Frankreich, FI) kommt auf 30 Sitze. Sozialistenchef Jean-Christophe Cambadélis kündigt seinen Rückzug aus der Parteispitze an.

20.25 Uhr: Der Front National (FN) unter Marine Le Pen kann Hochrechnungen von Le Monde zufolge nur mit vier bis acht Parlamentssitzen rechnen und ist damit schwer geschlagen. Le Pen selbst gewann aber zumindest in der FN-Hochburg in ihrem Wahlkreis in Nordfrankreich. Sie zieht damit erstmals in die Nationalversammlung ein.

20.00 Uhr: Emmanuel Macron hat sein Ziel offenbar erreicht: Ersten Prognosen zufolge hat seine Bewegung LREM die angepeilte absolute Mehrheit klar erreicht.

Demnach kommen Macrons Mitte-Partei La Republique en Marche (LREM) und ihre Verbündeten in der zweiten und entscheidenden Abstimmungsrunde auf bis zu 360 Sitze der insgesamt 577 Sitze der Nationalversammlung.

Der Front National unter Marine Le Pen blieb weit hinter seinen Erwartungen zurück
Grafik: Wahlergebnis in Frankreich

Anderen Hochrechnungen zufolge könnte das Parteienbündnis des sozialliberalen Staatschefs auf rund 425 Sitze kommen. Konservative und Sozialisten erlitten schwere Verluste.

Der neue Präsident erhielt damit ein starkes Mandat im Parlament, um die von ihm angekündigten Reformen umzusetzen.

17.00 Uhr: Nächster Tiefschlag in Bezug auf die Wahlbeteiligung: Nur 35,33 Prozent der Wahlbeteiligten gaben bei sommerlichem Wetter bis 17 Uhr ihre Stimme ab. Bei der  Parlamentswahl 2012 lag die Wahlbeteiligung nach Angaben des Innenministeriums in Paris um diese Uhrzeit bei 46,42 Prozent, 2007 bei 49,58 Prozent. Bereits im ersten Durchgang hatte die Wahlbeteiligung bei der Parlamentswahl einen historischen Negativrekord erreicht: Dennoch erreichte sie um 17 Uhr immerhin 40,75 Prozent.

Das Meinungsforschungsinstitut Elabe rechnete am Sonntag folglich mit einer Wahlbeteiligung von am Ende nur 42 Prozent. Das wäre noch weniger als bei der ersten Runde, wo die Beteiligung 48,7 Prozent betrug. Schon dies war so niedrig wie noch nie bei einer französischen Parlamentswahl seit Gründung der Fünften Republik 1958.

Die letzten Wahllokale - in den großen Städten - schließen um 20.00 Uhr; unmittelbar danach werden erste offizielle Hochrechnungen erwartet.

15.00 Uhr: Zur Wahl aufgerufen sind mehr als 47 Millionen Franzosen. Die letzten Wahllokale schließen in den großen Städten um 20 Uhr, unmittelbar im Anschluss gibt es erste Hochrechnungen. Wegen der Anschlagsgefahr findet die Wahl auch heute unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. 

13.10 Uhr:  "Alle Macht für Macron?", wird auf dem Cover des "Le Figaro Magazine" gefragt.

"Der Unwiderstehliche und seine Meisterregisseurin", übertitelt der "Stern" seine Reportage über die perfekte Inszenierung des neuen politischen Glamour-Paars Brigitte und Emmanuel Macron.

Brigitte Macron und ihre Tochter Tiphaine Auziere nach der Stimmabgabe
Brigitte Macron und ihre Tochter Tiphaine Auziere nach der Stimmabgabe © APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN

12.30 Uhr: Schleppender Auftakt zum Parlamentswahl-Finale: Im zweiten Wahlgang gaben bis heute Mittag rund 17,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab, wie das Innenministerium bekannt gab. Die Beteiligung war damit noch schwächer als im ersten Wahlgang vor einer Woche, als bis zum Mittag 19,2 Prozent abgestimmt hatten. Damals lag die Wahlbeteiligung am Ende des Tages bei 48,7 Prozent - der bisher niedrigste Wert bei einer Parlamentswahl seit Gründung der Fünften Republik 1958.

Frankreichs Alt-Präsident Valery Giscard d'Estaing und seine Frau anne-Aymone wählten im zentralfranzösischen Authon
Frankreichs Alt-Präsident Valery Giscard d'Estaing und seine Frau anne-Aymone wählten im zentralfranzösischen Authon © APA/AFP/GUILLAUME SOUVANT

11.00 Uhr: Cedric Villani, der Star-Mathematiker ist einer der ungewöhnlichsten Polit-Neulinge, die Präsident Emmanuel Macrons Partei La Republique en Marche aufgestellt hat. Und das nicht nur wegen seiner auffälligen Tücher um den Kragen und dem Spinnen-Anstecker am Jackett. Er ist Träger der Fields-Medaille, einer der höchsten Auszeichnungen der Mathematik. Im ersten Wahlgang fehlten dem 43-Jährigen nur wenige Prozentpunkte zur absoluten Mehrheit - er geht mit guten Chancen in die Stichwahl.

Cedric Villani
Cedric Villani © APA/AFP/JOEL SAGET

Marie Sara war bisher nicht aus der politischen, sondern aus der Stierkampf-Arena bekannt. Die ehemalige Matadorin kandidiert in Südfrankreich für die mit Macron verbündete Partei MoDem. Sie trifft im entscheidenden Duell auf den FN-Mann Gilbert Collard, bisher einer der zwei einzigen Abgeordneten der Rechtsaußen-Partei in der Nationalversammlung. Im ersten Wahlgang lagen beide etwa gleichauf.

Marie Sara
Marie Sara © APA/AFP/PASCAL GUYOT

Für Bruno Le Maire, den konservativen Deutschland-Kenner, ist das Kalkül aufgegangen. Der sozialliberale Staatschef Macron hatte ihn zum Wirtschaftsminister gemacht, woraufhin Le Maire bei seiner Republikaner-Partei in Ungnade fiel. Trotzdem sicherte der 48-Jährige sich die klare Führung in seinem Wahlkreis und dürfte den Sieg sicher haben. Und damit auch seinen Platz in der Regierung, wo er eine Schlüsselrolle bei geplanten Reformen spielen könnte.

Bruno Le Maire
Bruno Le Maire © APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

10.30 Uhr: Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen kämpft nach ihrer Niederlage bei der Präsidentenwahl um ihr politisches Gewicht in den kommenden fünf Jahren. Die Chefin des Front National (FN) hat die Chance, erstmals in die Nationalversammlung zu kommen. Sie lag in der nordfranzösischen FN-Hochburg Henin-Beaumont im ersten Wahlgang mit 46 Prozent fast 30 Punkte vor ihrer Stichwahlgegnerin. Der symbolische Erfolg wäre wichtig für Le Pen - zumal ihre Partei insgesamt nur wenige Sitze bekommen dürfte und es im FN nach der verlorenen Präsidentenwahl bereits knirscht.

Marine Le Pen
Marine Le Pen © AP

Jean-Luc Melenchon, der Linksaußen-Politiker (65) will mit seiner Bewegung La France Insoumise (Das aufsässige Frankreich) zur Stimme der linken Opposition gegen Macron werden. Doch ob er überhaupt eine Fraktion bilden kann, ist fraglich, dafür sind 15 Abgeordnete notwendig. In seinem eigenen Wahlkreis in Marseille holte Melenchon in der ersten Runde gut 34 Prozent - mehr als zehn Punkte Vorsprung vor der Kandidatin der Präsidentenpartei.

Jean-Luc Melenchon
Jean-Luc Melenchon © AP

9.55 Uhr: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im nordfranzösischen Badeort Le Touquet am Ärmelkanal seine Stimme für die Finalrunde der Parlamentswahl abgegeben. Der 39-Jährige wählte bereits recht früh am Sonntagvormittag. Bei strahlendem Sonnenschein schüttelte Macron Schaulustigen vor dem Rathaus des Ortes die Hände.

Der Staatschef wurde anschließend in der Nähe von Paris bei einer Gedenkzeremonie für den französischen Widerstand gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg erwartet. Die Veranstaltung in der alten Festungsanlage Mont Valerien erinnert an den Widerstandsaufruf von General Charles de Gaulle am 18. Juni 1940. De Gaulle hatte damals in einer berühmten Radioansprache aus London dazu aufgerufen, den Kampf auch nach der Besatzung Frankreichs fortzusetzen.

8 Uhr: Die Wahllokale haben geöffnet. In Frankreich hat die zweite und entscheidende Runde der Parlamentswahl begonnen. Umfragen zufolge hat das Lager von Präsident Emmanuel Macron beste Chancen auf die absolute Mehrheit. Macrons Partei La Republique en Marche (LREM) und ihre Verbündeten dürften sich etwa drei Viertel der 577 Sitze in der Nationalversammlung sichern. Damit bekäme Macron ein starkes Mandat für die von ihm anvisierten Reformen. Bereits in der ersten Wahlrunde vor einer Woche hatte sich ein haushoher Sieg abgezeichnet. Getrübt wurde das starke Votum für Macron allerdings durch eine geringe Wahlbeteiligung. Sie lag bei knapp 49 Prozent und dürfte in der Stichwahl Erhebungen zufolge noch um einige Punkte abrutschen.

Ein Wähler in Bayonne, im Südwesten Frankreichs
Ein Wähler in Bayonne, im Südwesten Frankreichs © AP

In mehreren französischen Überseegebieten konnten die Wähler bereits am Samstag ihre Stimme abgeben. Die letzten Wahllokale schließen um 20.00 Uhr. Unmittelbar danach wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.

Frühaufsteher Macron: Er hat in Le Touquet bereits seine Stimme abgegeben
Frühaufsteher Macron: Er hat in Le Touquet bereits seine Stimme abgegeben © APA/AFP/POOL/CHRISTOPHE ARCHAMBA

Die etablierten Parteien werden vermutlich eine erneute Schlappe kassieren. Republikaner und Sozialisten, die die Politik in Frankreich über Jahrzehnte dominierten, kommen jüngsten Umfragen zufolge auf lediglich 70 bis 95 beziehungsweise 20 bis 35 Sitze. Der rechtsextreme Front National wird wohl mit weniger als zehn Mandaten noch nicht einmal eine Fraktion bilden können.

Wie hoch gewinnt Macron?

Der Sieg gilt als sicher. Frankreichs neuer Staatschef Emmanuel Macron nimmt Kurs auf eine breite Parlamentsmehrheit für seine Reformagenda. Das sozialliberale Bündnis des Präsidenten wurde bei der ersten Runde der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag mit großem Abstand stärkste Kraft.

Nach Angaben des Innenministeriums erzielte Macrons erst vor 14 Monaten gegründete Bewegung La Republique en Marche im ersten Durchgang zusammen mit der verbündeten Zentrumspartei MoDem 32,3 Prozent der Stimmen. Wegen des Mehrheitswahlrechts mit zwei Wahlrunden dürfte daraus in einer Woche eine absolute Mehrheit werden: Prognosen zufolge kann Macrons Bündnis mit 400 bis 455 der insgesamt 577 Abgeordnetenmandate rechnen. Die absolute Mehrheit liegt bei 289 Mandaten.

Es wäre eine der größten parlamentarischen Mehrheiten in der Geschichte von Frankreichs 1958 gegründeter V. Republik. Sie würde dem vor einem Monat gewählten Präsidenten eine Umsetzung seiner Reformvorhaben ermöglichen. Macron will unter anderem das französische Arbeitsrecht lockern.

Der französische Premierminister Edouard Philippe sagte, Millionen Franzosen hätten sich hinter Macrons Regierungsprojekt gestellt und für eine politische "Erneuerung" gestimmt. Allerdings wurde in der Vorwoche mit nur 48,7 Prozent die niedrigste Beteiligung bei einer Parlamentswahl in Frankreich gemessen.

Ein Wahlfiasko hatten die Sozialisten von Ex-Staatschef François Hollande erlitten: Die einstige Regierungspartei erzielte mit verbündeten linken Parteien nur 9,5 Prozent. Sozialistenchef Jean-Christophe Cambadelis, der glücklose Präsidentschaftskandidat Benoît Hamon und weitere prominente Vertreter der Traditionspartei scheiterten mit ihren Kandidaturen für die Nationalversammlung.

Nach der Stichwahl kann die Partei nur noch mit 15 bis 40 Mandaten rechnen. Im bisherigen Parlament hatte sie mit 277 Abgeordneten die Mehrheit. Die Sozialisten landeten zudem hinter der Bewegung Das unbeugsame Frankreich des Linkspolitikers Jean-Luc Melenchon, die auf elf Prozent kam.

Brigitte und Emmanuel Macron
Brigitte und Emmanuel Macron © AP

Enttäuschend war der vergangene Wahlsonntag auch für die konservativen Republikaner gelaufen. Das konservative Lager kam auf 21,6 Prozent und hat Aussichten auf 70 bis 130 Mandate. Francois Baroin, der die Republikaner in den Wahlkampf geführt hatte, rief für die zweite Wahlrunde zu einer neuen Mobilisierung auf. Es müsse verhindert werden, dass "eine einzelne Partei" alle Macht auf sich vereine.

Der rechtspopulistische Front National von Marine Le Pen blieb mit 13,2 Prozent ebenfalls weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Die Partei dürfte im heutigen zweiten Wahlgang wegen des Mehrheitswahlrechts weniger als zehn Mandate gewinnen. Parteivize Florian Philippot sprach von einer "Enttäuschung". Für die zweite Wahlrunde qualifizierten sich unter anderem Philippot und Le Pen.

Mit Macrons erneutem Wahlerfolg setzt sich der tiefgreifende Wandel des französischen Parteiensystems fort. Schon bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai hatten die Franzosen die Traditionsparteien abgestraft. Heute dürfte die französische Nationalversammlung runderneuert werden. Macron hat zahlreiche politische Quereinsteiger als Kandidaten aufgestellt.