Laut den Exit Polls, also den Ergebnissen von Befragungen nach der Stimmabgabe, liegt Theresa May mit 314 Sitzen in Führung gegenüber 266 Sitzen für Labour. Damit hätte May die absolute Mehrheit verloren. Bis Freitagvormittag wird sich zeigen, ob dieser Trend hält. Es handelt sich bislang nur um eine Umfrage, das tatsächliche Ergebnis könnte anders aussehen, die Auszählung der Stimmen hat erst um 23 Uhr (MESZ) begonnen. Jetzt heißt es warten. Laut einer BBC-Analyse (Stand Mitternacht) kann sich das Ergebnis noch um 76 Sitze verschieben.

Hier das Ergebnis der Nachwahlbefragung um 23 Uhr (MESZ):

Conservatives 314 Sitze (-16)
Labour 266 Sitze (+ 46)
SNP 34 (-22)
LD 14 (+6)
UKIP 0

Sie könnte sich verrechnet haben: Großbritanniens Premierministerin Theresa May wollte sich durch den vorgezogenen Wahlgang für die Brexit-Verhandlungen den Rücken stärken lassen. Jetzt könnte es knapp für ihre Tories werden. Um 23 Uhr (MESZ) schlossen die Wahllokale. Bleibt es bei weniger als 226 Mandaten, könnte die Labour Party ein Bündnis gegen die Tories schmieden. Und die Verhandlungsbasis für die Brexit-Gespräche wäre extreme geschwächt.

Theresa May twitterte im Mai: Verliert sie sechs Sitze, ist die Wahl verloren. Diese Aussage könnte sie in diesen Stunden bereuen. Laut Exit Poll könnte sie weit mehr als nur sechs Sitze verloren haben.

Der frühere Finanzminister George Osborne sagte am Donnerstagabend in einer ersten Reaktion, die Prognose sei für seine konservative Parteikollegin May "komplett katastrophal". Das britische Pfund gab im Vergleich zum Euro ungewöhnlich deutlich um 1,5 Prozent nach.

Hier ein Überblick über die Treffgenauigkeit von Exit Polls in der Vergangenheit. Im Allgemeinen stimmten die Umfragen mit den Ergebnissen überein:

Die letzte Wahl stellte diesbezüglich eine Ausnahme dar:

Der Abstand Mays zur Labour-Partei von Jeremy Corbyn war zuletzt in Umfragen kontinuierlich stark geschmolzen. Der Altlinke spricht vor allem junge Wähler an und setzt auf soziale Themen wie Gesundheit und Bildung. Die Konservativen liegen in den Umfragen aber noch vorn. Die anderen Parteien spielen bei der Wahl nur eine untergeordnete Rolle.

Freitag früh soll das Ergebnis feststehen. Corbyn bedankt sich schon einmal bei seinen Wählern.

Das erste Ergebnis kam aus Newcastle und nicht aus Sunderland, wo man schon vorab wissen ließ, dass man als erster mit der Auszählung fertig sein wollte. In den letzten 25 Jahren war das erste Ergebnis immer aus Sunderland gekommen. Den ersten Sieg einer langen Nacht holte sich die Labour-Partei:

Mittlerweile sind auch die Ergebnisse für Sunderland eingetroffen, auch hier gibt es einen Sieg für Labour. Allerdings fiel dieser geringer aus, als es die Exit Polls erwarten ließen.

In der Nacht wird ausgezählt, in der Früh sollte das Ergebnis feststehen.
In der Nacht wird ausgezählt, in der Früh sollte das Ergebnis feststehen. © APA/AFP/PAUL FAITH

Während das Ergebnis der Wahl erst am Freitag feststehen wird, scheinen sich die britischen Medien schon einig zu sein. Das Ergebnis ist eine massive Niederlage für Theresa May:

Liberaldemokraten erteilen Koalition Absage

Die britischen Liberaldemokraten haben nach der Unterhauswahl einer möglichen Regierungskoalition eine Absage erteilt. Die Partei würde es "sehr schwierig finden", erneut einer Koalition beizutreten, sagte der frühere Parteichef Menzies Campbell am Donnerstagabend. Laut Prognosen haben die Konservativen ihre absolute Mehrheit verloren und wären damit auf einen Koalitionspartner angewiesen.

Die Liberaldemokraten hatten 2010-2015 in der ersten Koalitionsregierung Großbritanniens seit dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit den Konservativen von David Cameron regiert. In der darauffolgenden Wahl hatten sie eine katastrophale Niederlage erlitten und 49 ihrer zuvor 57 Sitze verloren. "Wir haben uns an einer Koalition die Finger verbrannt, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen", betonte Campbell gegenüber der BBC. Auch der derzeitige Vorsitzende Tim Farron habe sich bereits entsprechend geäußert, erinnerte er.