Bei den anhaltenden Protesten gegen die Regierung in Venezuela ist erneut ein Demonstrant ums Leben gekommen. Der 20-Jährige starb am Sonntag in einem Krankenhaus der nordöstlichen Stadt Lecheria im Teilstaat Anzoategui, wie die venezolanische Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Mann war laut Medienberichten tags zuvor bei einer Demonstration - neben weiteren Menschen - verletzt worden.

Nach fast acht Wochen landesweiten Protesten stieg die Zahl der Todesopfer damit auf 60. Mehr als 1000 Menschen wurden verletzt. Im ölreichsten Land der Welt gehen seit Anfang April fast täglich Menschen auf die Straße, um gegen eine Aushöhlung der Demokratie unter dem sozialistischen Staatschef Nicolas Maduro zu protestieren. Auslöser der Protestwelle war die zeitweise Entmachtung des Parlaments, das von der Opposition kontrolliert wird.

Nach Jahren der Misswirtschaft leidet Venezuela zudem unter der höchsten Inflation der Welt und einer dramatischen Versorgungskrise. Es fehlen Lebensmittel und Medikamente, die Kindersterblichkeit war zuletzt um 30 Prozent gestiegen.

Bereits am Samstag ist es bei einer Demonstration für die Pressefreiheit in Venezuela zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Vermummte Jugendliche blockierten eine Autobahn durch die Hauptstadt Caracas mit Lkws und Barrikaden und setzten sie in Brand. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Kundgebung aufzulösen. Die Demonstranten antworteten mit Wurfgeschoßen und Molotow-Cocktails. Anlass für die Demonstration war die Schließung des regierungskritischen Fernsehsenders RCTV vor zehn Jahren. Der damalige Präsident Hugo Chavez rief stattdessen den neuen Staatssender TVES ins Leben. Chavez Nachfolger Nicolas Maduro erklärte, TVES stehe seit zehn Jahren für "humanistisches Fernsehen".

Die Opposition in Venezuela kämpft seit Monaten für eine Volksabstimmung über eine Amtsenthebung Maduros. Sie macht ihn für die schwere Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land verantwortlich, die zu dramatischen Versorgungsengpässen geführt hat.