Mosul (Mossul) (APA/AFP) - Die irakischen Regierungstruppen haben am Wochenende in Mosul eine neue Offensive gestartet, um die letzten noch von der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kontrollierten Stadtviertel zurückzuerobern.

Wie das Einsatzkommando der Streitkräfte am Samstag mitteilte, begannen verschiedene Einheiten einen Angriff auf die "noch unbefreiten Gebiete" im Westteil der nordirakischen Stadt. Dort sollen sich noch bis zu 250.000 Zivilisten aufhalten.

Nach Angaben des Einsatzkommandos rückte das irakische Militär auf den Stadtteil Al-Shifaa und das dortige Krankenhaus vor. Einheiten der Bundespolizei attackieren demnach das Viertel Al-Sinjili und Anti-Terror-Einheiten das Viertel al-Saha al-Ula. Die drei Stadtteile liegen alle nördlich der Altstadt.

Dicht besiedelt

Von einem Angriff auf IS-Gebiete innerhalb der Altstadt war in der Erklärung nicht die Rede. Die westlichen Stadtviertel von Mosul, insbesondere die Altstadt mit ihren engen Gassen, sind dicht besiedelt, was das Vorrücken erschwert.

In den vergangenen Tagen warf die irakische Armee über den vom IS kontrollierten Stadtteilen hunderttausende Flugblätter ab, auf denen sie die Zivilbevölkerung aufrief, die Stadt über "gesicherte Korridore" zu verlassen. Die Hilfsorganisation Save the Children zeigte sich über dieses Vorgehen besorgt, weil sich die Menschen beim Verlassen der Stadt der Gefahr gezielter Angriffe aussetzen könnten.

Bei den Einsätzen am Wochenende wurden nach Angaben des Einsatzkommandos zwei Offiziere der irakischen Armee getötet. Die näheren Umstände wurden nicht mitgeteilt.

Letzte IS-Hochburg im Irak

Mosul wird vom Fluss Tigris geteilt. Der Westteil der zweitgrößten irakischen Stadt ist die letzte Hochburg der Jihadisten im Irak. Die sunnitischen Extremisten hatten Mosul im Sommer 2014 unter ihre Kontrolle gebracht. Im Oktober 2016 startete die irakische Armee eine Offensive, Ende Jänner wurde der Ostteil Mosuls zurückerobert. Mitte Februar starteten die irakischen Truppen dann den Angriff auf West-Mosul. Mittlerweile sind nach irakischen Angaben fast 90 Prozent der Stadt zurückerobert.

Im historischen Zentrum von Mosul liegt die Al-Nuri-Moschee. Sie hat für den IS besonders große Bedeutung, denn dort war IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi im Juli 2014 das einzige Mal öffentlich aufgetreten. Dabei hatte er das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und im benachbarten Syrien proklamiert und Muslime aufgerufen, seinen Anweisungen Folge zu leisten.

Seit dem Beginn der Offensive gegen den IS im Oktober haben mehr als 500.000 Menschen die Flucht ergriffen, es gab hunderte Tote und Verletzte. Der irakische Fotograf Ali Arkadi dokumentierte, dass auch auf der Seite der Regierungstruppen Menschen gefoltert wurde. Einige von Arkadis Fotos wurden im "Spiegel" abgedruckt. Das Innenministerium in Bagdad leitete eine Untersuchung ein.