In Berlin ist eine Debatte um die Rekonstruktion des Stadtschlosses entbrannt. Stein des Anstoßes ist das Kuppelkreuz. Vertreter der Linken und der Grünen fordern, auf das Symbol zu verzichten, weil es die Neutralität des Bauwerks gefährde. „Es soll ein öffentliches Gebäude sein, in das sich alle eingeladen fühlen. Aber wie soll ein solch offener Dialog der Kulturen gelingen, wenn oben auf der Kuppel ein Kreuz schon die Richtung vorgibt“, fragte die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sigrid Hupach, gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“.

Sie sprach von einer „Hierarchisierung der Kulturen und Religionen“. Es brauche eine öffentliche Debatte über die Frage nach dem Kreuz, „um die Idee noch zu verhindern“. Auch die Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, sieht das Kuppelkreuz kritisch: „Das Humboldt-Forum auf eine Religion zu reduzieren, entspricht nicht dem humanistischen Grundgedanken und wäre falsch. Das neue Berliner Stadtschloss soll schließlich dem Austausch aller Kulturen dienen.“

Der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, hingegen erklärte, für ihn sei das Kreuz ein Zeichen der frohen Botschaft des christlichen Glaubens für alle Menschen. Mit dem Kuppelkreuz hätten seine Erbauer zudem zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre besondere Verantwortung als Herrscher bewusst vor Gott wahrnehmen wollten. Koch: „An diese Haltung zu erinnern, wäre auch heute für Berlin von großer Bedeutung.“ Auch die Berliner Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verteidigte das Kreuz: „Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild.“ Nur wer sich seiner Identität sicher sei, könne dem anderen Raum geben, ohne sich bedroht zu fühlen.