Ein halbes Jahrhundert nach Beginn ihres blutigen Kampfes für ein unabhängiges Baskenland hat die Untergrundorganisation ETA ihre letzten Waffen ausgehändigt. Den französischen Behörden sei eine Liste mit den Verstecken der Waffenarsenale im Süden Frankreichs ausgehändigt worden, teilten am Samstag internationale Experten mit. Sie sollen die im März angekündigte Entwaffnung im französischen Bayonne an der Grenze zum spanischen Baskenland überwachen.

Insgesamt handelt es sich nach Angaben von beteiligten Vermittlern um 120 Waffen, drei Tonnen Sprengstoff und eine große Menge Munition. Die Zeitung "El Pais" sprach von insgesamt acht Lagern. Die Organisation werde damit als entwaffnet betrachtet, so die Mitglieder der "Internationalen Kommission zur Verifizierung des Waffenstillstandes" (CIV).

Ein halbes Jahrhundert des Terrors

Die ETA war 1959 während der Franco-Diktatur gegründet worden und hatte 1968 ihren ersten Terroranschlag verübt. Mit den blutigen Attentaten wollte die Gruppe die Unabhängigkeit des Baskenlandes im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs erzwingen. Seit 1968 kamen dabei mehr als 830 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. 2.300 Menschen wurden verletzt. Die ETA hatte bereits am Freitag in einem von der britischen BBC veröffentlichten Brief erklärt, sie habe all ihre Waffen an Vertreter der baskischen Zivilgesellschaft übergeben.

Auf einer Pressekonferenz hieß es am Samstag, die Liste mit den Verstecken sei mittlerweile der französischen Polizei übergeben worden. "Dieser wichtige Akt kann den Frieden in der baskischen Gesellschaft konsolidieren", erklärte der Chef der Kommission, Ram Manikkalingam. "Euskadi Ta Askatasuna" (Baskenland und Freiheit, ETA) hatte bereits im Oktober 2011 ihre Strategie des Terrors für beendet erklärt. Seither hatten die Separatisten keine Anschläge mehr verübt, aber weder ihre Strukturen aufgelöst noch ihre Waffen abgegeben.

Regierung will keine Zugeständnisse machen

Die spanische Regierung betonte, trotz der Entwaffnung werde es keine Zugeständnisse an die ETA geben. Eine Amnestie für die zahlreichen in Haft sitzenden ETA-Mitglieder wird es demnach nicht geben. Innenminister Juan Ignacio Zoido hatte zuletzt erneut die komplette Auflösung der Gruppe gefordert. Die französische Regierung begrüßte hingegen die Übergabe der Liste. Das sei ein "großer Schritt", sagte Innenminister Matthias Fekl in Paris laut Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei habe am Samstag begonnen, die Verstecke ausfindig zu machen und die Waffen sicherzustellen, so der Minister.