Einen Tag nach dem Terroranschlag in London werden immer mehr Details über die Toten und Verletzten bekannt. Vier Mitglieder einer Studentengruppe der englischen Universität von Edge Hill in Lancashire und drei französische Schulkinder gehören zu den insgesamt rund 40 Verletzten. Der von dem Angreifer erstochene Polizist ist ein 48-jähriger Ehemann und Vater.

Der Staatssekretär des Außenministeriums, Tobias Ellwood, hatte noch verzweifelt versucht, durch Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben des Polizisten zu retten. Ellwood hatte nach Medienberichten vom Donnerstag seinen Bruder bei einem Bombenanschlag auf Bali verloren.

Frau in die Themse gefallen

Auch fünf Touristen aus Südkorea sowie zwei Besucher aus Rumänien sind bei dem Anschlag am Mittwoch verletzt worden. Eine Frau, die bei dem Angriff von der Brücke in die Themse gefallen war, fanden Rettungskräfte stark blutend im Wasser. Sie wurde schwerst verletzt ins Krankenhaus gebracht. Insgesamt starben fünf Menschen.

Islamistischer Hintergrund

Bei einem Anschlag auf das britische Parlament in London sind nach jüngsten Angaben der Polizei mindestens fünf Menschen getötet worden, unter ihnen der Täter. Rund 40 Menschen seien verletzt worden, teilte Chef der britischen Terrorabwehr, Mark Rowley, am späten Mittwochabend mit. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Sie nahm Ermittlungen wegen Terrorverdachts auf.

Die Polizei vermute einen islamistisch motivierten Anschlag. Der Attentäter habe sich vom internationalen Terrorismus inspirieren lassen, sagte Rowley.

Bei den Opfern des Anschlags handelt es sich um einen 48-jährigen Polizisten sowie drei Passanten. Scotland Yard geht davon aus, dass die Identität des ebenfalls getöteten Attentäters geklärt ist. "Wir gehen davon aus, dass er vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde", sagte der Sprecher. Weitere Details wollte er zunächst nicht nennen.

Mit Auto in Passanten gerast

Der Attentäter war am Mittwochnachmittag zunächst auf der Westminster-Brücke neben dem Parlament mit einem Auto in die Passanten gerast, später krachte der Wagen in den Zaun des Parlaments. Anschließend griff der Mann auf dem Parlamentsgelände den Polizisten mit einem Messer an, der später an seinen Verletzungen starb. Der Angreifer wurde von anderen Polizisten niedergeschossen.

Auch am späten Abend war das Areal um das Parlament in London noch weiträumig abgesperrt. Auch Hubschrauber kreisten noch über dem Regierungsviertel. Der Anschlag von London wurde auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorattacken von Brüssel verübt, bei denen islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit sich in den Tod gerissen und mehr als 300 weitere verletzt hatten.

Terrowarnstufe nicht erhöht

Die britische Premierministerin Theresa May kündigte an, dass die Terrorwarnstufe trotz des Anschlags nicht erhöht wird. Nach einer Sitzung mit ihrem Sicherheitskabinett im Regierungssitz Downing Street bestätigte sie auch, dass es sich bei dem Angreifer um einen Einzeltäter handelte. Den Anschlag bezeichnete sie als "krank und verkommen". Das Leben werde wie gewohnt weitergehen. "Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer." Nach der aktuellen Warnstufe in Großbritannien gilt ein Anschlag bereits als "sehr wahrscheinlich".

Unter den Verletzten sind auch fünf Südkoreaner. Nach Angaben des Außenministeriums in Seoul wurden sie verletzt, nachdem der Attentäter auf der Westminster-Brücke mit dem Auto in die Fußgängergruppe hineingefahren war. Außerdem wurden mindestens drei französische Schüler verletzt, wie das französische Außenministerium in Paris mitteilte. Auch zwei rumänische Staatsbürger sollen verletzt worden sein. Unklar blieb zunächst, ob auch österreichische Staatsangehörige betroffen sind. Hinweise dafür gab es zunächst aber nicht.

Österreichs Politiker verurteilten die Anschläge in London am Mittwochabend in den Sozialen Medien verurteilt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) äußerten ihr Mitgefühl für die Opfer und deren Angehörige.

Königin Elizabeth II. hielt sich während der mutmaßlichen Terrorangriffe am Londoner Parlament im Buckingham-Palast auf. Ein Palastsprecher äußerte sich nicht zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen und verwies auf die Polizei. Die Nachrichtenagentur PA berichtete, dass die Tore geschlossen seien und bewaffnete Polizisten die Zugänge bewachten.

Polizei bittet Augenzeugen um Zurückhaltung

Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.

Als Reaktion auf die mutmaßlichen Terrorangriffe hat das Regionalparlament in Schottland die für Mittwochabend vorgesehene Abstimmung über ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum verschoben.

Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt.