Martin Schulz ist neuer Parteichef der deutschen SPD. Ein Bundesparteitag wählte den 61-Jährigen am Sonntag in Berlin mit 100 Prozent Ja-Stimmen zum Nachfolger von Sigmar Gabriel. Es ist dies das beste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte. Anschließend wurde Schulz per Akklamation auch zum Kanzlerkandidaten für die deutsche Bundestagswahl am 24. September erklärt.

"Das ist ein überwältigender Moment für mich und für uns alle", sagte Schulz, auf den bei der Wahl zum Parteivorsitzenden alle 605 gültigen Stimmen entfielen. "Ich glaube, dass dieses Ergebnis der Auftakt zur Eroberung des Kanzleramtes ist, und deshalb nehme ich die Wahl an".

Unter viel Applaus hat SPD-Chef Sigmar Gabriel nach siebeneinhalb Jahren an der Spitze den Parteivorsitz an Martin Schulz übergeben. "Es dürfte der fröhlichste und optimistischste Übergang zu einem neuen Parteivorsitz sein, den unsere Partei so in den letzten Jahrzehnten erlebt hat", sagte Gabriel  in Berlin. "Es gibt keinen Grund für Melancholie." Der Aufbruch habe einen Namen, "und der heißt Martin Schulz".

Am Ende gehe es darum, die "überwältigende Mehrheit" der Partei hinter sich zu versammeln und einen "Vertrauensvorschuss" zu erhalten, sagte Martin Schulz, der bis vor kurzem noch dem Europaparlament vorgestanden war. "Dann reicht das, dann muss man nicht auch über Kommastellen hinter Prozentzahlen diskutieren".

Deutlich bessere Umfragewerte

Seit der Nominierung von Schulz durch den SPD-Vorstand Ende Jänner haben sich die Umfragewerte der Partei deutlich verbessert. Die Sozialdemokraten liegen inzwischen wieder auf Augenhöhe mit CDU/CSU oberhalb von 30 Prozent. Schulz setzt im Wahlkampf vor allem auf Gerechtigkeitsthemen und will unter anderem Korrekturen an den arbeitsmarktpolitischen Reformen der Agenda 2010 durchsetzen.

"Wann immer die Sozialdemokraten stark waren, war das auch eine Stärkung der deutschen Demokratie", sagte Schulz. "In der Tradition sind wir jetzt auch, wo die Feinde der Demokratie wieder lauter werden, sehr optimistisch, dass wir einen solchen Parteitag wie den morgen hier abhalten werden, wo wir zeigen, dass wir die soziale und demokratische Kraft in Deutschland sind."