Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wies das Außenministerium am Sonntag an, einen "Aktionsplan" gegen die UNO und andere internationale Einrichtungen auszuarbeiten. Dieser solle dem Sicherheitskabinett binnen eines Monats vorgelegt werden.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel am Freitag zu einem vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ost-Jerusalem aufgefordert. Siedlungen wurden als Verstoß gegen internationales Recht und großes Hindernis für einen Frieden in Nahost bezeichnet. Netanyahu verurteilte die Resolution als "schändlich und anti-israelisch".

Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman stoppte am Sonntag die Zusammenarbeit mit der Palästinenserbehörde in politischen und zivilen Fragen. Die Sicherheitszusammenarbeit soll allerdings normal weitergehen.

Deutschlands Außenminister und wahrscheinlich baldiger Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstützt die Resolution:

Netanyahu hat auch den US-Botschafter einbestellt. Netanyahu habe Dan Shapiro zu einem Gespräch über den UN-Beschluss eingeladen, bestätigte sein Sprecher am Sonntag. Zuvor waren nur die Botschafter jener Staaten einbestellt worden, die für den Beschluss gestimmt hatten, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem bestätigte. Die USA hatten sich bei der Abstimmung enthalten.

"Teile des Westjordanlands annektieren"

Die Räumung des umstrittenen israelischen Außenpostens Amona im nördlichen Westjordanland verzögert sich unterdessen weiter. Eine vom obersten Gericht gesetzte Frist zum Abriss der Ortschaft mit rund 280 Einwohnern, die auf palästinensischem Privatland liegt, lief am Sonntag ab. Das Gericht hatte allerdings einer Verlängerung der Frist um 45 Tage zugestimmt. Neuer Stichtag ist damit der 8. Februar.

Nach langen Verhandlungen hatten die Einwohner von Amona grundsätzlich eingewilligt, mit ihren Wohnmobilen auf nahe gelegene Landstücke umzuziehen, die Israel als herrenloses Gebiet einstuft. Dagegen haben Menschenrechtler jedoch Widerspruch eingelegt und auch in diesem Fall auf palästinensische Eigentümer verwiesen.

Gewaltsame Auseinandersetzung befürchtet

Die Regierung befürchtet bei einer Räumung gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und ihren Unterstützern sowie Sicherheitskräften. Laut Medienberichten ist Israel bereit, Millionen in die Umsiedlung zu investieren. Dazu gehörten auch bis zu rund 50.000 Euro pro Familie als Entschädigung für den Umzug.

Israel unterscheidet zwischen mehr als 120 Siedlungen im Westjordanland, die mit Genehmigung der Regierung errichtet wurden, und rund 100 "wilden Siedlungen", die weitgehend geduldet werden.

US-Präsident Barack Obama verzichtete kurz vor Ende seiner Amtszeit und trotz aller Interventionen der israelischen Regierung und des neu gewählten Präsidenten Donald Trump auf ein Veto, um die Annahme der Resolution im Sicherheitsrat zu verhindern. Die anderen 14 Mitglieder des höchsten UN-Gremiums nahmen die Resolution an, die erste verabschiedete UN-Erklärung zur Situation in Israel und Palästina seit rund acht Jahren.

Israel bestellte außerdem am Sonntag die Botschafter jener Staaten ein, die für den Beschluss gestimmt haben. Netanyahu habe das Außenministerium angewiesen, die ausländischen Repräsentanten zu rügen, berichtete die Nachrichtenseite "ynet". In Israel beginnt die Arbeitswoche regulär am Sonntag.

Diplomatische Schritte eingeleitet

Der Regierungschef hatte zuvor bereits diplomatische Schritte gegen die Antragssteller der Resolution, Neuseeland und Senegal, eingeleitet. Außerdem lud er seinen ukrainischen Amtskollegen Wladimir Groisman aus, der am Mittwoch zu einem Besuch in Israel erwartet wurde. Auch die Ukraine stimmte für die Resolution.

Netanyahu sprach am Sonntag von einer sehr unausgewogenen Resolution, die "sehr feindselig" Israel gegenüber sei. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass die Obama-Regierung sie initiiert hat, dahinter stand, die Formulierungen koordiniert und gefordert hat, dass sie verabschiedet wird", sagte der Regierungschef. Sein Verhältnis zu Obama gilt seit Jahren als angespannt - vor allem auch wegen des Siedlungsstreits. Er freue sich auf eine Zusammenarbeit mit der nächsten US-Regierung unter Donald Trump, bekräftigte Netanyahu.

Die Resolution ist nicht bindend, doch befürchten israelische Regierungsvertreter, dass sie die Möglichkeiten der Strafverfolgung des Internationalen Strafgerichtshofs erweitern könnte. Zudem könnte die Resolution Sanktionen auf Produkte aus Siedlungen befördern.

Aufruf zu Friedensverhandlungen 

Der ehemalige palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat rief Israel am Sonntag zu neuen Friedensverhandlungen auf. Der Weltsicherheitsrat habe Israel mit seiner Resolution gegen Siedlungen signalisiert, dass es wählen müsse zwischen einer Fortsetzung der Siedlungspolitik oder einer Koexistenz mit den Palästinensern, sagte Erekat dem israelischen Armeesender. "Wir müssen den Friedensprozess retten, wir müssen die Zwei-Staaten-Lösung retten", sagte Erekat. Die Friedensverhandlungen unter US-Vermittlung liegen seit 2014 brach.