In Berlin läuft nach wie vor die Suche nach dem Attentäter vom Anschlag am Montag. Wir berichten über die aktuellen Erkenntnisse. Der Live-Ticker zum Nachlesen: 

22.40 Italienische Medien: Amri war in Italien in Haft

Der wegen des Anschlags in Berlin gesuchte Tunesier soll nach italienischen Medienberichten vier Jahre in Italien im Gefängnis gesessen sein.

Anis Amri sei 2011 als Flüchtling nach Italien gekommen und in einem Auffanglager für Minderjährige auf Sizilien untergebracht worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Mittwochabend unter Berufung auf Ermittlerkreise. In dem Lager habe er Sachbeschädigungen und "diverse Straftaten" begangen. Nach Berichten der Zeitung "La Stampa" soll er das Auffanglager angezündet haben.

Als Volljähriger wurde er den Informationen zufolge festgenommen, kam vor Gericht und wurde zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe sei er des Landes verwiesen worden, hieß es weiter. Bei der geplanten Ausweisung habe es jedoch Probleme mit den tunesischen Behörden gegeben. Amri habe Italien verlassen und sich nach Deutschland absetzen können.

20.15 Amris Geschwister entsetzt

Die Geschwister des gesuchten Tunesiers Anis Amri können nicht glauben, dass er für die Tat verantwortlich sein soll. "Als ich das Foto meines Bruders in den Medien gesehen habe, habe ich meinen Augen nicht getraut", sagte der Bruder Abdelkader Amri der Nachrichtenagentur AFP in Tunesien. "Ich kann nicht glauben, das er das Verbrechen begangen hat."

"Wir haben nie den Eindruck gehabt, dass etwas nicht stimmte", sagte die Schwester Najoua zu AFP. "Er hat über Facebook mit uns Kontakt aufgenommen, immer lächelte er und war fröhlich."

Amri hat insgesamt fünf Geschwister, den Bruder Abdelkader und vier Schwestern. Die Eltern leben in der Stadt Oueslatia. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Tunesien war Amri dort mehrfach wegen Drogendelikten festgenommen worden. Er sei 2011 von Tunesien nach Italien gelangt, wo er mehrere Jahre verbracht habe. Danach sei Amri nach Deutschland weitergereist.

Abdelkader Amri sagte weiter, falls sich wider Erwarten doch herausstellen sollte, dass sein 24-jähriger Bruder für den Anschlag verantwortlich sei, verdiene er "jede Strafe". "Wir lehnen den Terrorismus und die Terroristen ab", sagte der Bruder - "und wir haben keine Verbindung mit den Terroristen".

20.10 Justiz observierte Amri

Die Berliner Justiz hat Informationen über ihre früheren Ermittlungen gegen den zur Fahndung ausgeschriebenen Verdächtigen Anis Amri bekannt gegeben: Gegen Amri, nach dem im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt gefahndet wird, sei im März ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Im September sei die Überwachung beendet worden.

Bei den Ermittlungen sei es um Informationen gegangen, wonach Amri einen Einbruch plane, um sich dabei Mittel für den Kauf automatischer Waffen zu beschaffen - "möglicherweise, um damit später mit noch zu gewinnenden Mittätern einen Anschlag zu begehen", fügte die Staatsanwaltschaft hinzu.

Amri sei daraufhin observiert worden, auch seine Kommunikation sei überwacht worden. Allerdings hätten die "umfangreichen Überwachungsmaßnahmen" keine Hinweise zu den Vorwürfen erbracht. Deshalb habe "keine Grundlage für eine weitere Verlängerung der Anordnungen zur Überwachungsmaßnahmen mehr" bestanden, diese seien im September beendet worden, hieß es in der Justizerklärung weiter.

18:00 BKA: Belohnung für Hinweise

Fahndungsfotos von Anis Amri
Fahndungsfotos von Anis Amri © (c) APA/AFP/BKA/HO (HO)

Das Bundeskriminalamt sucht nun öffentlich nach dem verdächtigen Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt. Das BKA setzt eine Belohnung von bis zu 100.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung des 24-Jährigen Anis Amri führen, wie die Bundesanwaltschaft am Abend mitteilt. Folgende Personenbeschreibung wurde ausgegeben: Anis Amri ist 178 cm groß, wiegt rund 75 Kilo, hat schwarze Haare und braune Augen. Das BKA mahnt zur Vorsicht: Er könnte gewalttätig und bewaffnet sein.

15:38 Verdächtiger sollte abgeschoben werden

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, befand sich der Verdächtige Anis Amri bereits in Abschiebehaft. Nach einem Tag kam er jedoch wieder auf freien Fuß, nachdem seine Identität nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte.

15:34 Großeinsatz in Emmerich

Laut RP-Online läuft derzeit im deutschen Emmerich ein Einsatz mit 150 schwer bewaffneten Polizisten. Der gesuchte Tunesier soll sich in diesem Jahr für mehrere Monate in Nordrhein-Westfahlen aufgehalten haben.

15:26 Moskau will Plätze schützen

Als Reaktion auf den Terroranschlag in Berlin mit zwölf Toten will die Moskauer Polizei die Auffahrten zu großen Plätzen - darunter auch Weihnachtsmärkte - mit Lastwagen blockieren. Mit den Barrieren solle verhindert werden, dass Fahrzeuge in Menschenmengen gelenkt werden können, sagte der Vizepolizeichef der russischen Hauptstadt, Viktor Kowalenko. "Wir wollen nicht, dass es irgendwelche Voraussetzungen (für einen Anschlag) gibt", sagte er der Agentur Tass zufolge am Mittwoch. Auch Verkehrsknotenpunkte sollen demnach von Lkws umstellt werden. In den vergangenen Jahren war Moskau mehrfach Ziel von Anschlägen, etwa die U-Bahn der Hauptstadt.

15:05 Kontakt zu Salafisten-Prediger

Der neue Tatverdächtige nach dem Lkw-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist den Ermittlern auf hoher Ebene spätestens seit November bekannt. Der den Behörden unter dem Namen Anis A. bekannte Tunesier sei damals Gegenstand einer Sitzung des gemeinsamen Terrorabwehrzentrums (GTAZ) von Bund und Ländern gewesen, hieß es am Mittwoch aus Sicherheitskreisen in Berlin.

Der Mann habe sich wechselweise in Nordrhein-Westfalen und in Berlin aufgehalten und mit zahlreichen Identitäten gearbeitet. Bereits zuvor hatten die "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR berichtet, der Verdächtige sei als Gefährder eingestuft. Er habe Kontakte zum Netzwerk des kürzlich verhafteten Salafisten-Predigers Abu Walaa unterhalten. Dieser gilt als die "Nummer 1" des IS in Deutschland. Seit Dezember 2016 sei der Gesuchte abgetaucht.

14:45 Grenzen werden schärfer kontrolliert

Nach dem Anschlag von Berlin hat die französische Regierung schärfere Kontrollen an der Grenze zu Deutschland angeordnet. In einer Mitteilung des Pariser Innenministeriums, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlag, werden die Behörden aufgefordert, "jede nützliche Maßnahme zu ergreifen, um umgehend die Kontrollen an der französisch-deutschen Grenze zu verstärken".

In weiteren Mitteilungen an die Präfekten ordnet das Innenministerium zudem eine Neubewertung der Risiken für Orte mit großem Besucherandrang und eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen für Weihnachtsmärkte an. Bei dem Anschlag mit einem Lkw auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hatte ein Angreifer am Montagabend zwölf Menschen getötet und rund 50 Menschen verletzt, viele von ihnen schwer.

14:15 Security-Firmen fehlt das Personal

Die Sicherheitsbranche in Deutschland rechnet nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit steigendem Bedarf an Personal. Die Nachfrage - etwa zur Sicherung von Weihnachtsmärkten - sei von heute auf morgen jedoch nicht zu decken, sagte Silke Wollmann, Sprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW), der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Sicherheitsdienst in Berlin verzeichnet am Anschlagsort rund um den Kurfürstendamm schon jetzt eine steigende Nachfrage, wie der Geschäftsführer sagte.

"Zurzeit haben wir bundesweit 12.000 offene Stellen", hatte Wollmann auch der Zeitung "Die Welt" gesagt. Zur Hochzeit der Flüchtlingskrise im vergangenen Oktober seien 15.000 Stellen unbesetzt gewesen. Seitdem habe sich die Lage wieder etwas entspannt. Wie nach dem Amoklauf von München im Juli erwartet Wollmann jetzt, dass die Zahl der Anfragen kurzfristig steigt.

Derzeit arbeiten dem BDSW zufolge rund 250.000 Beschäftigte in der Sicherheitsbranche. 2015 waren es noch 233.000 - das entspricht einem Anstieg von mehr als sieben Prozent. Für 2017 geht der Verband mit einem moderaten Wachstum von drei bis fünf Prozent aus.

13:45 Präsident besuchte Opfer

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat den Verletzten des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt die Anteilnahme der ganzen Nation übermittelt. "Die Menschen sollen spüren, dass sie nicht allein sind", sagte Gauck am Mittwoch nach einem Besuch bei Verletzten im Virchow-Klinikum der Charité. Gauck dankte auch den Ärzten und Pflegekräften für ihren Einsatz.

In Gesprächen mit Verletzten sei er von ihrer Gefasstheit beeindruckt gewesen. "Ich habe sie an die Kräfte erinnert, die in ihnen sind", sagte der Präsident. Unter anderem habe er mit einem Mann gesprochen, "der verletzt wurde, weil er geholfen hat", sagte Gauck. Der Mann sei bei der Rettung der Verletzten von einem herabstürzenden Balken im Genick getroffen worden.

Gauck besucht Verletzte nach Anschlag
Gauck besucht Verletzte nach Anschlag © APA/dpa/Kay Nietfeld

Nach dem Anschlag an der Gedächtniskirche mit zwölf Toten waren etwa 50 Menschen in verschiedene Kliniken gebracht worden. Vier Patienten werden im Virchow-Klinikum behandelt. Schwere Verletzungen der unteren Gliedmaßen und im Beckenbereich seien die häufigsten Verletzungen, sagte der ärztliche Direktor, Ulrich Frei.

13:00 Das erste Foto des Opfers

Ein polnischer Journalist veröffentlichte nun das erste Foto des LKW-Fahrers.

12:27 Teil eines Islamisten-Netzwerks

Laut den Ermittlern sei der gesuchte Mann ein Islamist, der in einem größeren Islamisten-Netzwerk agiert habe. Er werde von den Ermittlern als "brandgefährlich" eingestuft.

12:09 Polizei verfolgt heiße Spur

In der letzten Stunde wurden neue Erkenntnisse aus Ermittlerkreisen bekannt: Der Verdächtige soll mit zwei Aliasnamen und verschiedenen Geburtsdaten bekannt sein. Er sei der Polizei wegen Körperverletzung bekannt, konnte aber noch nicht angeklagt werden, weil er untergetaucht sei. Die gefundene Duldungsbescheinigung sei im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) ausgestellt worden.

Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Hinweise zu dem Anschlag erhalten und fahndete nach einem möglicherweise bewaffneten Täter.

11:17 Tunesier steht unter Verdacht

Laut deutschen Medienberichten wurde im Führerhaus des LKW ein Duldungsschreiben gefunden, das darauf schließen lässt, dass der Anschlag von einem Tunesier verübt wurde. Die Polizei geht davon aus, dass der Gesuchte verletzt ist, daher suche man - neben einer bundesweiten Fahrnung - nun auch gezielt Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg ab.

Laut Bericht der "Bild" Zeitung handle es sich bei dem Gesuchten um einen 21 bis 23 Jahre alten Tunesier, der über mehrere Pässe verfügte. Das gefundene Ausweisdokument war laut "Spiegel Online" demnach auf den Namen Anis A. ausgestellt, der Gesuchte wurde 1992 in der Stadt Tataouine geboren. Der Verdächtige soll auch unter zwei Aliasnamen bekannt sein.

Wie berichtet starben bei dem Anschlag zwölf Menschen, 48 wurden verletzt.

10:50 Spanien verstärkt Sicherheitsmaßnahmen

Die spanische Regierung hat nach dem Berliner Terroranschlag eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. Es werde mehr Polizei auf den Straßen geben. Uniformierte Beamte, "aber auch solche, die man nicht sieht", erklärte Innenminister Juan Ignacio Zoido am späten Dienstagabend nach einem Treffen mit den Chefs verschiedener nationaler Sicherheits- und Geheimdienstbehörden in Madrid.

Besonders betroffen sei der öffentliche Transport und Orte, wo sich in der Vorweihnachtszeit viele Menschen aufhielten. Die Spanier könnten aber beruhigt sein, da es keine konkrete Bedrohung und auch kein unmittelbares Anschlagsrisiko gebe. Daher habe man beschlossen, den Terror-Alarm weiter auf der zweithöchsten Stufe 4 zu lassen.

Der Minister betonte, dass Spanien nach der "brutalen Attacke" eng mit den deutschen Behörden zusammenarbeite, um die Sicherheit zu garantieren. Der Kampf gegen den Terrorismus werde "lang und hart" sein und Opfer erfordern, mit Einheit werde man aber gewinnen.

Nach Anschlägen in Tunesien und Kuwait hatte Spanien im Juni 2015 den Alarm auf die Stufe 4 angehoben. Seitdem wurden in dem EU-Land 174 Jihadisten gefasst. Es gelten für "kritische Infrastrukturen" wie Flughäfen und Bahnhöfen, Atomanlagen und Botschaften verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Eine Anhebung auf Stufe 5 würde unter anderem bedeuten, dass die Armee auf die Straßen geschickt wird.

10:15 Bürgermeister: Man muss keine Angst haben

Nach dem Anschlag in Berlin ist der regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen. "Man muss keine Angst haben. Das wäre ja jetzt fatal, wenn man sich zu Hause einschließt und nicht mehr rausgeht", sagte er am Mittwochvormittag im ZDF-"Morgenmagazin". Dafür geben es auch keinen Anlass, fügte er hinzu: "Es ist richtig, dass wir auch darauf aufmerksam machen, dass wir eine angespannte Situation haben, dass man wachsam sein sollte." Die Polizeipräsenz sei an "entsprechenden Punkten" deutlich erhöht worden. Außerdem seien Maßnahmen getroffen worden, um den Täter schnell zu finden. Man könne sich weiterhin gut bewegen in Berlin. Eine erweiterte Videoüberwachung werde es jedoch nicht geben, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im Inforadio des "RBB".

Auch auf Twitter rufen Berliner wie Springer-Manager Jan Eric Peters zur Gelassenheit auf.

10:05 Kampfspuren im LKW

Laut einem Bericht der "Bild" Zeitung habe es in der Fahrerkabine des LKW Spuren eines Kampfs gegeben. Offenbar habe der Todesfahrer ein Messer gezückt und auf den polnischen Beifahrer eingestochen, weil dieser ins Lenkrad gegriffen habe. Erst als der Lastwagen zum Stehen gekommen sei, habe er den Mann dann erschossen, berichtet "Die Welt".

9:45 Kritik an AfD-Polemik

Mehrere internationale Medien kritisierten das Vorgehen der AfD nach dem Terror-Akt. So schreibt etwa die "New York Times": Die populistische Rechte hat keine Zeit darauf verschwendet, Fakten über die Identität des Attentäters von Berlin oder ein Motiv abzuwarten, um Kanzlerin Angela Merkel für ihre menschliche Asylpolitik scharf zu kritisieren und die eigene fremdenfeindliche Agenda zu pushen. Diese gefährliche - wenn auch vorhersehbare - Reaktion spielt direkt in die Hände des 'Islamischen Staats', der nichts mehr will, als einen Krieg zwischen Christen und Muslimen in Europa zu beginnen. (...) Mit jedem neuen Anschlag, ob auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Moschee, wird die Herausforderung für Europa schwieriger, Toleranz, Inklusion, Gleichheit und Vernunft zu verteidigen."

9:35 In Schönbrunn baut man Betonhürden

Auch in Österreich wird nach dem Anschlag von Berlin reagiert. Der Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Schönbrunn wird mit Betonsäulen abgesichert. Mit diesem Schutz soll ein Anschlag mit einem Fahrzeug verhindert werden. Wiens Polizeipräsodent Gerhard Pürstl will zudem durch stärkere Präsenz "Signale setzen" und mögliche Trittbrettfahrer von Taten abhalten, erklärte er im ORF.

9:30 Die Suche hält an

Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt fahnden Ermittler unter Hochdruck nach dem womöglich bewaffneten Täter und etwaigen Komplizen. Auch die Hintergründe des Angriffs und der genaue Tatablauf beschäftigen die Sicherheitsbehörden am Mittwoch weiter.

9:10 Eine Grafik, die Aufschluss gibt

Die Berliner Morgenpost hat die Anschlagsfahrt in einem Video rekonstruiert. Hier geht es zur Morgenpost-Homepage.