21.00 US-Außenminister entsetzt über Gräuel

US-Außenminister John Kerry fordert eine dauerhafte Waffenruhe im syrischen Aleppo und sofortigen Zugang für Hilfskräfte. Er teile den Ärger, den die meisten Menschen angesichts der Attacken auf Frauen, Kinder und Hilfskräfte empfänden, sagte Kerry am Donnerstag in Washington.

Es gebe keinerlei Rechtfertigung für die Brutalität, die das syrische Regime, die Russen und die Iraner über die vergangenen fünf Jahre an den Tag gelegt hätten, sagte Kerry.

Die fliehenden Menschen dürften keinesfalls attackiert werden, sagte Kerry. Ein zweites Srebrenica - die Tötung einer großen Zahl von Zivilisten in einem kleinen Gebiet im Konflikt Ex-Jugoslawiens - müsse unter allen Umständen vermieden werden. Kerry richtete schwere Vorwürfe an die Adresse des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.

17.00 "Aleppo ist die Schande der Welt"

Hunderte Menschen demonstrierten in der türkischen Hauptstadt Ankara gegen die Beteiligung Russlands und des Iran am "Massaker in Aleppo".

"Aleppo ist die Schande der Welt", riefen die rund 800 Demonstranten, die sich am Donnerstag zunächst vor der iranischen Botschaft versammelten, bevor sie weiter zur diplomatischen Vertretung Moskaus zogen.

16:50 Präsident Assad verkündet "Befreiung" von Aleppo 

Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat die umkämpfte Stadt Aleppo für "befreit" erklärt. Mit der "Befreiung" von Aleppo hätten die syrischen Regierungstruppen "Geschichte geschrieben", sagte Assad in einem am Donnerstag im Internet veröffentlichten Video. Zuvor hatten Assads Streitkräfte und ihre Verbündeten weitgehend die von den Rebellen gehaltenen Stadtviertel eingenommen.

15:41 3000 Rebellen haben Aleppo verlassen

Die Rebellen sind nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums aus ganz Aleppo verdrängt worden. Über 3.000 Rebellen hätten den Ost-Teil der syrischen Großstadt verlassen, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstagnachmittag.

Mehr als 108.000 Zivilisten sind nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in sichere Bezirke von Aleppo geflüchtet, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA.

14:39 Knapp 1000 konnten schon weg

951 Personen konnten laut offiziellen syrischen Angaben Ost-Aleppo bereits in Richtung der Rebellen-Gebiete verlassen. Großteils seien es Frauen, Kinder und Verwundete gewesen.

14:32 So sieht es in Aleppo aus

14:30 Aleppos Bürgermeister bei EU-Gipfel

Der Bürgermeister der umkämpften syrischen Stadt Aleppo, Brita Hagi Hasan, traf vor dem EU-Gipfel in Brüssel EU-Ratspräsident Donald Tusk. Laut dem Guardian fürchte er, dass 5000 Menschen Opfer eines Massakers werden. Er forderte die EU auf, Truppen zu senden, die den Abzug aus der Stadt überwachen würden. Auch Tusk sagte nach dem Treffen, dass "die Menschen in Aleppo nun mehr brauchen als unsere Worte des Mitgefühls."

14:22 Russland, Iran und Türkei beraten in Moskau über Syrien

Die Außenminister Russlands, des Irans und der Türkei wollen am 27. Dezember in Moskau über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien beraten. Von türkischer Seite könne er das Treffen bestätigen, sagte Botschafter Hüseyin Diriöz am Donnerstag in Moskau der Agentur Tass zufolge. Damit bezog er sich auf türkische Berichte vom Vorabend über geplante Außenminister-Gespräche.

"Das ist für alle Seiten ein wichtiges Treffen", sagte Diriöz. Eine Bestätigung für eine Teilnahme des russischen Chefdiplomaten Sergej Lawrow lag zunächst nicht vor. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte lediglich, dass keine Verhandlungen "auf höchstem Niveau" geplant seien.

14:15 So soll der Abzug aus Aleppo ablaufen

Der Journalist Zouhir Al Shimale berichtet auf Twitter, wie der Abtransport aus Ost-Aleppo ablaufen soll. Es wird drei Phasen geben: Zuerst sollen Verletzte den Ostteil Aleppos verlassen. Im Anschluss werde die Zivilbevölkerung transportiert, bevor schließlich die Kämpfer aus der Stadt gebracht werden. Das berichtet Al-Shimale in einem Video von Al Jazeera English.

Ein Bild aus Ost-Aleppo
Ein Bild aus Ost-Aleppo © APA/AFP/KARAM AL-MASRI

Derzeit hat es in Aleppo übrigens drei Grad Celsius.

13:46 Verwundete verlassen Aleppos Rebellengebiete

Die ersten Verwundeten sind aus den verbliebenen Rebellengebieten der umkämpften syrischen Stadt Aleppo gebracht worden. Livebilder des pro-syrischen TV-Senders Al-Mayadeen zeigten eine Kolonne mit Bussen, die die Rebellengebiete Ost-Aleppos verließen.

13:00 "Die Massaker anprangern"

Frankreichs Präsident Francois Hollande hat vom EU-Gipfel gefordert, dass dieser einen Waffenstillstand in Syrien und eine politische Lösung des Kriegs verlangt. Der Gipfel müsse außerdem "die Massaker anprangern", für die das Assad-Regime und seine Verbündeten Russland und Iran verantwortlich seien, sagte Holland am Donnerstag in Brüssel.

12:19 "Diskutieren über Hilfe, nicht Assad"

Für den EU-Gipfel hat die Hilfe für Zivilisten in der heftig umkämpften syrischen Stadt Aleppo Vorrang, und nicht neue Sanktionen gegen Syrien oder Russland. Dies machte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Donnerstag klar. "Das ist nicht der Moment, um über die Zukunft von Assad zu diskutieren", sagte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ).

Auf die Frage, ob es neue Sanktionen gegen Russland geben werde, sagte Kern: "Davon gehe ich nicht aus." Nach Angaben von EU-Diplomaten besteht in der EU aber Übereinstimmung, dass die bestehenden, im Jänner auslaufenden EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland nach dem Gipfel verlängert werden sollen.

Mogherini sagte, sie habe vor dem Gipfel mit dem iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif telefoniert und an ihn appelliert, Zivilisten zu schützen, nicht nur in Aleppo, sondern auch in anderen Teilen Syriens. "Es ist klar, dass das (syrische) Regime, der Iran und Russland eine Verantwortung haben" für die Situation in Aleppo, sagte Mogherini. In diesem Moment wolle die EU nur das Leben für Zivilisten besser machen. Viele Kinder seien in Aleppo noch eingeschlossen. Die Situation ändere sich auch stündlich, sagte Mogherini.

11:47 Iran wollte Evakuierung verhindern

Die Evakuierung des eroberten Rebellensektors sollte Angaben von Rebellen zufolge am Donnerstag anlaufen. Wie diese Vereinbarung zustande gekommen ist, blieb aber zunächst unklar. Laut der Rebellengruppe Ahrar al-Sham konnten sich die Verhandler auf einen Deal einigen, obwohl der Iran versucht habe zu intervenieren und eine Evakuierung zu verhindern. Die aufseiten der Regierung von Bashar al-Assad kämpfende Hisbollah-Miliz bestätigte in ihren Medien die Einigung. Zunächst sollten etwa 1.000 Verletzte Ost-Aleppo verlassen. Die gesamte Evakuierung solle innerhalb von drei Tagen abgeschlossen werden.

11:45 Kinder schlagen sich alleine durch

Vor einer Winterkatastrophe warnten am Donnerstag laut Kathpress die SOS-Kinderdörfer. Mit sinkenden Temperaturen werde sich die katastrophale Lage noch einmal dramatisch verschlechtern. Unter der Situation litten vor allem Kinder, die ihre Eltern verloren haben. "Sie versuchen in diesem Chaos und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt allein zu überleben", so die Direktorin der SOS-Kinderdörfer im Nahen Osten, Alia Al-Dalli.

Die SOS-Nothilfeteams im Westteil der Stadt versuchten eigenen Angaben zufolge so viele Familien und Kinder wie möglich mit Nahrung, Wasser, Babybrei, Medikamenten, Decken und Winterkleidung zu versorgen. "Aber egal, wie viel wir auch verteilen, es reicht nicht, um alle Notleidenden zu erreichen", so Al-Dalli. Jeden Tag kämen mehr Flüchtlinge aus dem Ostteil der Stadt. "Diese Menschen sind ausgehungert und erschöpft, sie brauchen jetzt Hilfe, aber die Versorgungslage wird immer schlechter."

11:33 Angriff auf Krankentransport

Unmittelbar vor der geplanten Evakuierung Ost-Aleppos haben regierungstreue Milizen am Donnerstag einen Krankentransport angegriffen. Der Konvoi mit Verletzten sei unter Beschuss genommen worden, noch bevor er das Rebellengebiet verlassen konnte, teilte der Chef des Rettungsdienstes mit. Dabei seien drei Menschen verletzt worden, darunter ein Sanitäter. Ein Reuters-Reporter, der sich in der Nähe aufhielt, berichtete von minutenlangem heftigem Geschützfeuer.

Trotz angeordneter Waffenruhe gab es Schüsse auf Hilfskräfte
Trotz angeordneter Waffenruhe gab es Schüsse auf Hilfskräfte © APA/AFP/KARAM AL-MASRI

Russische Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau, die Rebellen und ihre Familien würden in Kürze von russischen Soldaten aus der Stadt geleitet. Präsident Wladimir Putin habe den Einsatz persönlich angeordnet.

Das russische Verteidigungsministerium teilte weiter mit, die syrische Regierung bürge für die Sicherheit der Rebellen, die nach Idlib im Nordwesten des Landes gebracht würden. Russland setze Drohnen ein, um die Evakuierung über einen humanitären Korridor in zunächst 20 Bussen und zehn Rettungswagen zu überwachen. Der Transport verletzter Rebellen werde vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz unterstützt.

11:08 15.000 werden mit Bussen evakuiert 

Etwa 4.000 syrische Rebellen sowie deren Familien werden aus Aleppo evakuiert, hat am Donnerstag das syrische Staatsfernsehen verlautbart. Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana waren die Vorbereitungen dafür abgeschlossen. Es ist das erste offizielle Statement von Regierungsseite, dass die Vorbereitungen zwischen syrischer Führung und Rebellen voranschreiten.

Die staatliche Agentur berichtete, dass "Terroristen und ihre Familien" aus dem Süden der verbliebenen Rebellengebiete in Ost-Aleppo ins Umland der früheren Metropole gebracht werden sollen. Das Gebiet steht unter Kontrolle der Opposition. Insgesamt sollten am Donnerstag rund 5.000 Kämpfer und 10.000 Zivilisten mit Bussen aus der Stadt gebracht werden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen.

Der Fall von Aleppo bedeutet einen schweren Rückschlag für die Rebellen, die den Ostteil der zweitgrößten Stadt Syriens seit 2012 kontrollierten, aber sich mittlerweile nach einer Mitte November gestarteten vernichtenden Offensive des Regimes von Bashar al-Assad auf ein immer kleiner werdendes Gebiet in Ost-Aleppo beschränken.

10:57 "Syriens Regierung ist verantwortlich"

Der Leiter des UN-Hilfseinsatzes in Syrien, Jan Egeland, hat sich am Donnerstag zuversichtlich geäußert, dass die Evakuierung von Tausenden Zivilisten aus Ost-Aleppo gelingen kann. Russland habe die Vereinten Nationen aber erst spät gebeten, sich an der Evakuierung zu beteiligen. Vorrangig müssten Verletzte, Kranke und Kinder aus der Stadt gebracht werden, so Egeland.

Die Türkei macht indes die syrische Regierung für den Tod von fast 1.000 Zivilisten in Aleppo in den vergangenen zwei Wochen verantwortlich. Hauptziel der Evakuierungen müsse es sein, Verletzte in Krankenhäuser in Syrien oder in der Türkei zu bringen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara.

10:24 Evakuierung soll anlaufen

Laut aktuellen Agenturmeldungen soll demnächst die Evakuierung von 4000 Rebellen und deren Familien demnächst anlaufen. Mehr dazu in Kürze.

10:22 So sieht es in Aleppo derzeit aus

10:07 Caritas: "Nachschub brach zusammen"

"Die Hilfsstationen unserer syrischen Kollegen liegen im weniger umkämpften Westteil der Stadt. Dorthin sind in den vergangenen Tagen sehr viele Menschen aus Ost-Aleppo geflohen", beschreibt Auslandshilfe-Chef Christoph Schweifer die Lage vor Ort. "Die Kollegen berichten, dass Krankenhäuser in von Rebellen besetzten Stadtteilen zerstört wurden und dass der Nachschub an Medikamenten zusammengebrochen ist. Verwundete können kaum noch versorgt werden."

Spenden kann man direkt über die Homepage der Caritas.  

9:35 Drei Verletzte bei Beschuss

Kurz vor dem geplanten Transport der ersten Verletzten aus den Rebellengebieten der syrischen Stadt Aleppo sind bei Beschuss nach Angaben von Aktivisten mindestens drei Menschen verletzt worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Donnerstag, Regimekräfte hätten auf Menschen geschossen, die eine Straße für den Transport hätten frei räumen wollen. Die zivile Rettungsorganisation Weißhelme bestätigte den Vorfall. Sie meldete fünf Verletzte, darunter zwei ihrer Mitarbeiter. Der Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten sollte am Donnerstagmorgen beginnen.

9:24 Abtransport der Opfer verzögert sich

Der Transport der ersten Verletzten aus den verbliebenen Rebellengebieten der umkämpften syrischen Stadt Aleppo verzögert sich weiter. Die Regierung arbeite noch an Listen mit den Namen von Menschen, die aus der Stadt gebracht werden sollten, hieß es am Donnerstag aus Armeekreisen. Es ständen rund 20 Krankenwagen für den Transport bereit.

9:00 Putin ordnet Evakuierung Aleppos an

Im syrischen Ost-Aleppo sind nach russischen Angaben die Vorbereitungen zur Evakuierung angelaufen. Die Rebellen und ihre Familien sollten von russischen Soldaten aus der Stadt geleitet werden, meldeten russische Nachrichtenagenturen am Donnerstag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin habe den Einsatz persönlich angeordnet. Ursprünglich sollten Tausende Zivilisten und Rebellen bereits am Mittwoch Aleppo verlassen können.

6:45 Der Waffenstillstand soll halten

Reuters-Reportern zufolge sind seit den frühen Morgenstunden keine Schüsse mehr zu hören. Nach Angaben eines Rebellenvertreters gilt seit der Nacht ein neuer Waffenstillstand.

Die auf Seiten der Regierung von Bashar al-Assad kämpfende Hisbollah-Miliz bestätigt in ihren Medien den Waffenstillstand und den anstehenden Abzug der Rebellen aus Aleppo. Dieser solle "in den kommenden Stunden" beginnen, hieß es.

Neuerlicher Evakuierungsversuch

In Aleppo soll Angaben von Rebellen am Donnerstag unterdessen ein neuer Versuch für die Evakuierung des Ostens der Stadt anlaufen. Zudem sollen Menschen in von Rebellen belagerten Ortschaften in der Provinz Idlib in Sicherheit gebracht werden. Ein entsprechendes Abkommen war am Mittwoch gescheitert.

Einwohner warteten am Donnerstag in der Früh auf den Beginn der geplanten Evakuierung. Menschen versammelten sich nach dem Sonnenaufgang bei winterlichen Temperaturen auf den Straßen, wie Einwohner aus Ost-Aleppo der Deutschen Presse-Agentur berichteten.

Der erste Krankentransport ist nach Angaben der "Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte" auf dem Weg aus dem Osten Aleppos in Richtung Westen. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond sind mit 100 Freiwilligen und zehn Ambulanz-Fahrzeugen vor Ort.