Er wurde verehrt, geachtet und geliebt - aber auch gefürchtet und gehasst. Der Tod des kubanischen Revolutionsführers und Ex-Präsidenten Fidel Castro hat am Samstag ein lebhaftes Echo ausgelöst.

Die Nachricht erreicht die Kubaner am späten Abend. Präsident Raul Castro erscheint im Staatsfernsehen, in olivgrüner Uniform an einem schlichten Schreibtisch. Mit gefasster Stimme gibt er den Tod seines großen Bruders bekannt.

Die kubanische Führung hat eine neuntägige Staatstrauer ausgerufen. Die Trauer gelte ab Samstag und werde bis Sonntag, den 4. Dezember dauern, erklärte der Staatsrat in einer kurzen Mitteilung. In dieser Zeit würden "alle öffentlichen Aktivitäten und Veranstaltungen" ausgesetzt, hieß es. Am 4. Dezember werde Castro dann beigesetzt, hieß es weiter.

"Liebes kubanisches Volk. Mit tiefer Trauer informiere ich unser Volk und unsere Freunde in Amerika und aller Welt, dass heute - am 25. November 2016 - um 22:29 Uhr am Abend der Kommandant der kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz, gestorben ist", sagt der kubanische Präsident am Freitagabend.

"Auf seinen Wunsch wird seine Leiche verbrannt. Am Samstag wird das Organisationskomitee für seine Beerdigung das Volk über die Veranstaltung zu Ehren des Gründers der kubanischen Revolution informieren. Immer bis zum Sieg."

Unzählige Mordanschläge überlebt

Die meisten Kubaner können sich ein Leben ohne den "Maximo Lider" gar nicht vorstellen. "Alle Kubaner weinen heute Nacht", sagt die 42-jährige Marbelys einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht auf Samstag in der Hauptstadt Havanna.

Seit dem Sieg der Revolution 1959 hat Castro die Geschicke der Karibikinsel gelenkt. In seiner Amtszeit trotzte er zehn US-Präsidenten. Angeblich überlebte er mehr als 600 Mordanschläge. Ihn umgab die Aura eines Unsterblichen.

Andererseits sind die Kubaner eigentlich seit zehn Jahren auf diesen Tag vorbereitet. Bereits im Juli 2006 musste Fidel Castro nach einer schweren Darmerkrankung die Macht an seinen jüngeren Bruder Raul abgeben. Bereits damals sei er am Rande des Todes gewesen, räumte er später ein.

"Ich werde 100 Jahre weinen", sagt Digna Maritza in Havanna. "Fidel hat uns Armen alles gegeben." Junge Leute kommen aus den Clubs und Bars - ungläubige Gesichter. In einer Cafeteria warten die Leute auf weitere Nachrichten.

Exil-Kubaner feiern

In Little Havanna in Miami hingegen feiern die Exil-Kubaner den Tod des ihnen verhassten Revolutionsführers. Sie schwenken kubanische Flaggen, skandieren "Er ist gestorben, er ist gestorben" und fahren in hupenden Autokorsos durch die Straßen, wie auf einem Video der US-Zeitung "Miami Herald" zu sehen ist.

In Miami wurde gefeiert
In Miami wurde gefeiert © APA/AFP/RHONA WISE

Auch in Havanna gibt es einige Leute, die sich über den Tod des Revolutionsführers freuen. "Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder", sagt Jorge Gonzalez. Der 22-Jährige sagt, er müsse sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. "Was wir brauchen, sind Jobs."

Ikone der Linken

Die internationale Linke hingegen hat eine Ikone verloren. Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolas Maduro schreibt auf Twitter: "Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzen Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg."

Ecuadors Staatschef Rafael Correa sagt: "Ein Großer ist von uns gegangen. Fidel ist gestorben. Es lebe Kuba. Es lebe Lateinamerika." Der salvadorianische Präsident und ehemalige Guerilla-Kommandant Salvador Sanchez Ceren schreibt: "Fidel wird für immer im Herzen der solidarischen Völker leben, die wir für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen."

Reaktionen aus Österreich

Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) haben am Samstag den verstorbenen kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro als große Persönlichkeit gewürdigt. Castro sei jemand gewesen, dem "man die Bezeichnung 'historisch' nicht versagen kann", sagte Fischer. Für viele Menschen hätte Castro "die Hoffnung auf eine gerechtere Welt" verkörpert, meinte Bures.

Die Motive der Revolution gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista verdienten Anerkennung und hätten weltweit Aufsehen erregt und auch viel Zustimmung gefunden, so Fischer. Aber das historische Gesetz, das Revolutionen in den allermeisten Fällen zu neuen autoritären Strukturen führten, hätte sich auch in Kuba bewahrheitet. Umso wichtiger seien daher die Bemühungen aus jüngster Zeit, das Land zu öffnen.

"Historische Gestalt" - "Brutaler Diktator"

Persönlichkeiten aus aller Welt reagierten auf das Ableben von Fidel Castro:

Der künftige US-Präsident Donald Trump hofft nach dem Tod von Revolutionsführer Fidel Castro auf eine neue Ära in Kuba. Seine Regierung werde "alles" dafür tun, um dazu beizutragen, dem kubanischen Volk den Weg "in Richtung Wohlstand und Freiheit" zu ebnen, so Trump am Samstag. Er bezeichnete Castro als "brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte lang unterdrückt hat". Kuba sei nach wie vor ein "totalitärer" Staat, erklärte Trump. Er hoffe, dass der kommunistische Karibikstaat nun vor einer Zukunft stehe, in der "das wundervolle kubanische Volk endlich in Freiheit leben kann".

"Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzes Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg." (Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolas Maduro auf Twitter)

"Ein Großer ist von uns gegangen. Fidel ist gestorben. Es lebe Kuba. Es lebe Lateinamerika." (Ecuadors Staatschef Rafael Correa)

"Fidel wird für immer im Herzen der solidarischen Völker leben, die wir für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen." (Der salvadorianische Präsident und ehemalige Guerilla-Kommandeur Salvador Sánchez Cerén)

"Er war der Größte. Er war der Größte, weil er alles wusste. Er hat Dinge vorhergesehen und dem Volk gegeben, was das Volk verdiente." - "Das Erbe, das er hinterlässt, ist unermesslich. Hoffentlich verstehen die Politiker der Welt wenigsten fünf Prozent der Worte und des Erbes, das Fidel hinterlässt." (Diego Maradona, Argentiniens Fußballlegende und enger persönlicher Freund Fidel Castros)

"Er gilt zurecht als Symbol einer ganzen Ära der Zeitgeschichte." - "Fidel Castro war ein aufrechter und zuverlässiger Freund Russlands." (Russlands Präsident Wladimir Putin)

"Wir sind gute Freunde geworden und sind es immer geblieben." (Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow)

"Fidel Castro war ein entschlossener Mann und eine historische Gestalt. Er stirbt in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten. Und großer Veränderungen in seinem Land." (Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in Brüssel)

"Fidel Castro war eine der historischen Gestalten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution. Mit dem Tod Fidel Castros hat die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held war." (EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker)

"Fidel Castro hat Kuba, Lateinamerika und die Weltpolitik geprägt. Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem kubanischen Volk in die Zukunft." (Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, via Kurzmitteilungsdienst Twitter)

"Ich bete zum Herrn, dass [Castro] in Frieden ruhen möge und vertraue die kubanische Bevölkerung der mütterlichen Fürsprache der Barmherzigen Jungfrau von Cobre an, der Schutzpatronin des Landes." (Der Papst in einem Telegramm an Kubas Präsident Raul Castro)