Die pakistanischen Behörden haben die durch ein Pressefoto weltberühmt gewordene Afghanin Sharbat Gula in ihre Heimat abgeschoben. Die 45-Jährige sei nach kurzer Inhaftierung wegen falscher Ausweispapiere in der Nacht auf Mittwoch zurück in ihre afghanische Heimat gebracht worden, sagte ein Beamter in der Grenzstadt Torkham zu AFP. Gula sei von ihren vier Kindern begleitet worden.

Als "Mädchen mit den grünen Augen" war Gula vor drei Jahrzehnten durch ein Titelbild des Magazins "National Geographic" bekannt geworden. Die pakistanischen Behörden hatten sie im vergangenen Monat beschuldigt, unter einem falschen Namen illegal pakistanische Ausweispapiere erworben zu haben.

Zu AFP hatte Gula vergangene Woche gesagt, die bevorstehende Abschiebung breche ihr das Herz. "Afghanistan war nur mein Geburtsland, aber Pakistan ist meine Heimat", sagte sie. "Ich will in Pakistan leben und sterben." Die Abschiebung sei für sie "die schlimmste Sache". Nach eigenen Angaben kam sie als Kind Anfang der 80er Jahre nach Pakistan.

Das Foto des damals zwölfjährigen "Mädchens mit den grünen Augen" war um die Welt gegangen. Ihr Bild stand für die Not afghanischer Flüchtlinge, die in Pakistan eine freundliche Aufnahme fanden. Gula war 1984 während der sowjetischen Besetzung Afghanistans von dem Fotografen Steve McCurry in einem Flüchtlingslager in Pakistan fotografiert worden.

Insgesamt sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 1,4 Millionen afghanische Flüchtlinge in Pakistan registriert. Hinzu kommen schätzungsweise eine Million nicht registrierter Flüchtlinge. Die Regierung in Islamabad versucht seit Jahren den Druck auf die Flüchtlinge zu erhöhen, in ihre Heimat zurückzukehren.

In diesem Jahr sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks mehr als 350.000 Afghanen in ihre Heimat zurückgekehrt, bis zum Jahresende dürften nach Schätzungen des Organisation 450.000 weitere Flüchtlinge heimkehren.