In einer Schule in Syrien sind 22 Kinder bei einem Bombenangriff aus der Luft getötet worden. Diese Zahl nannte der Generaldirektor des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, Anthony Lake, in New York. Lake sprach von dem wohl schwersten Angriff auf eine Schule seit Beginn des Syrien-Kriegs. 35 Menschen seien gestorben, darunter 22 Schüler und sechs Lehrer. "Sollte der Angriff vorsätzlich ausgeführt worden sein, wäre er ein Kriegsverbrechen", sagte er.

Russland wollte erst nicht ausschließen, dass seine Luftwaffe daran beteiligt war. Später wies die russische Regierung die Verantwortung für den Luftangriff allerdings zurück. "Die Russische Föderation hat mit dieser schrecklichen Tragödie nichts zu tun", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Anders lautende Berichte seien "eine Lüge". Der Vorfall müsse von internationalen Organisationen untersucht werden. Laut Sacharowa prüft das russische Verteidigungsministerium bereits alle vorliegenden Daten. 

Er hat den Angriff überlebt
Er hat den Angriff überlebt © AP

Oppositionelle haben einen Kampfjet über der Stadt gefilmt, der mindestens eine sogenannte Fallschirmbombe abwirft. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Bomber vom Typ Suchoi SU-24. Diese Jets werden in Russland gebaut. Nur zwei Kriegsparteien in Syrien haben sie in ihrem Bestand: die syrische und die russische Luftwaffe, schreibt "Spiegel online".

Eine Tragödie

Die Schule in der von Rebellen kontrollierten Provinz Idlib sei "wiederholt angegriffen worden", beklagte Unicef-Chef Lake. "Es ist eine Tragödie, es ist eine Schande." Der Vorfall müsse die internationale Gemeinschaft aufrütteln. Es reiche nicht aus, Abscheu angesichts solcher "barbarischer Taten" zu zeigen, sagte er. Die Welt müsse darauf bestehen, dass dies aufhört. 

Die Syrische Zivilverteidigung berichtete, die Angriffe syrischer oder russischer Jets seien am Mittwoch auf Ziele in Haas in der Provinz Idlib geflogen worden. Das syrische Staatsfernsehen berichtete unter Berufung auf Militärkreise, zahlreiche Aufständische seien bei Angriffen in Haass getötet worden. Eine Schule wurde dabei nicht erwähnt.

Unfassbar: Der alltägliche syrische Albtraum
Unfassbar: Der alltägliche syrische Albtraum © AP

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte bereits am Mittwochnachmittag über den Angriff auf die Schule berichtet. Nach Darstellung der Menschenrechtsstelle hatten syrische oder russische Kampfflugzeuge mindestens sechs Luftangriffe auf das Dorf geflogen, wo die Schule liegt.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Die Luftwaffen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und seines Verbündeten Russland sind wiederholt beschuldigt worden, Zivilisten und zivile Einrichtungen in Syrien zu bombardieren.

Die Provinz Idlib wird von dem islamistischen Rebellenbündnis Jaish al-Fateh (Armee der Eroberung) kontrolliert. Ihm gehören unter anderem die Jihadisten der Fateh-al-Sham-Front an, die bis zu ihrer selbsterklärten Abspaltung vom Terrornetzwerk Al-Kaida Al-Nusra-Front hieß. Nach Angaben der Beobachtungsstelle ist Idlib in den vergangenen Woche verstärkt bombardiert worden.