Die Zitterpartie um CETA geht noch einmal in die Verlängerung: Da die EU und Kanada überraschend doch an dem für Donnerstag geplanten EU-Kanada-Gipfel festhalten, werden weitere Verhandlungen mit den belgischen Kritikern des Freihandelspakts erwartet.

Vertreter der Wallonie und andere CETA-Gegner hatten am Montag ihr Veto gegen das Abkommen mit Kanada bekräftigt. Ohne ihr Einverständnis kann die belgische Föderalregierung das Vertragswerk nicht unterzeichnen - was wiederum das gesamte Abkommen blockiert.

Schaden wäre enorm

Zahlreiche EU-Politiker forderten die Parteien deswegen noch einmal zur Einigung auf. "Es muss weiter alles getan werden, damit das Abkommen so bald als möglich zustande kommt. Der wirtschaftliche und vor allem politische Schaden wären sonst enorm", sagte der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag-Ausgaben).

Er sprach sich gleichzeitig dafür aus, den Einfluss der Mitgliedstaaten auf bestimmten Feldern zu beschneiden. "Entscheidungen zur Handelspolitik durch 38 Parlamente inklusive einigen Regionalparlamenten haben nichts mit mehr Demokratie oder Transparenz zu tun", sagte Weber.

Für Konsequenzen sprach sich auch der SPD-Handelsexperte Bernd Lange aus. "Wir brauchen eine klare Kompetenzverteilung zwischen der europäischen Ebene und den Nationalstaaten", kommentierte er. Nationalismus dürfe dabei keine Chance haben.

Fristverlängerung für Verhandlungen

Auf die Fristverlängerung für die CETA-Verhandlungen hatten sich am Montagabend überraschend EU-Ratspräsident Donald Tusk und der kanadische Premier Justin Trudeau geeinigt. "Wir rufen alle Parteien auf, eine Lösung zu finden", teilte Tusk nach einem Gespräch mit. Es bleibe noch immer Zeit.

Europaparlaments-Präsident Martin Schulz zeigte sich zuversichtlich, dass es noch zu einem Abschluss mit Kanada kommen kann. Er äußerte jedoch Zweifel, ob dies noch bis Donnerstag gelingt, vielleicht dauere es auch 14 Tage. "Hauptsache, wir haben am Ende einen Kompromiss", sagte er. "Ich habe jedenfalls keine Lust, am Ende dazustehen, und wir haben sieben Jahre Arbeit investiert für nichts."

Kanada bereit zu unterschreiben

Trudeau wird nach Regierungsangaben am Donnerstag auf jeden Fall in Brüssel sein. "Kanada ist bereit, jetzt zu unterschreiben", sagte Handelsministerin Chrystia Freeland. "Der Ball liegt im Feld Europas."

Tusk hatte Belgien eigentlich aufgefordert, bis Montagabend seine endgültige Position klarzustellen. Deshalb war damit gerechnet worden, dass der für Donnerstag geplante EU-Kanada-Gipfel zur Unterzeichnung des Vertrags abgesagt wird.

CETA-Kritiker befürchten unter anderem, dass das Abkommen die Rechte von internationalen Großkonzernen übermäßig stärkt. Die 3,6 Millionen Einwohner zählende Wallonie verlangte bis zuletzt vor allem Zusicherungen zugunsten ihrer Landwirtschaft und Änderungen an Vereinbarungen zur Streitschlichtung zwischen Unternehmen und Staaten. Die Garantien für Umwelt- und Verbraucherschutz seien gut, aber letztlich nicht ausreichend für eine Zustimmung, hieß es.