Erst zuletzt hatte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos erklärt: Trotz der Ablehnung des Friedensabkommens mit den FARC-Rebellen durch die Bevölkerung sieht er ein Ende des jahrzehntelangen Konflikts in greifbarer Nähe. "Der Frieden in Kolumbien ist nah und wir werden ihn erreichen", sagte der Staatschef erst am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem Vorgänger Alvaro Uribe und Ex-Präsident Andres Pastrana.

Das Nobel-Komitee hat Santos' Friedensbemühungen mit den Farc nach einem halben Jahrhundert Konflikt in Kolumbien offenbar hoch bewertet. Er bekomme die Auszeichnung "für seine entschlossenen Anstrengungen, den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in dem Land zu beenden", lautet die Begründung.

"Überwältigt und sehr dankbar": Mit diesen Worten hat der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos reagiert, als er erfuhr, dass er den Friedensnobelpreis erhält. "Es ist früh am Morgen, deshalb hatte er sich gerade erst den Schlaf aus den Augen gerieben", sagte der Sekretär des Nobelkomitees, Olav Njølstad, dem Fernsehsender NRK, nachdem er den Preisträger erreicht hatte. "Er sagte sofort, dass der Preis unschätzbar wichtig für den weiteren Friedensprozess in Kolumbien sei."

Der Falke als Friedenstaube - Porträt Santos

Mit dem Friedensschluss von Cartagena begann eine neue Ära in Kolumbien. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos unterzeichnete im September dieses Jahres den Friedensvertrag mit dem Chef der Guerilla-Truppe Farc. Nach einem halben Jahrhundert Krieg mit mehr als 220.000 Toten ging damit der älteste Konflikt Lateinamerikas zu Ende. Vergangenen Sonntag musste das Abkommen noch in einer Volksabstimmung gebilligt werden - was leider nicht der Fall war.

Santos hat unmittelbar nach Beginn seiner Amtszeit im August 2010 den Kontakt zur letzten marxistisch-leninistischen Guerilla-Truppe der westlichen Hemisphäre gesucht und mit der Unterstützung des damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez Geheimverhandlungen begonnen. Im Oktober 2012 gab es formelle Friedensgespräche in Havanna, jetzt wurde das Abkommen in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena unterzeichnet.

„Aus dem Falken wurde eine Friedenstaube“, schrieb die BBC und spielte darauf an, dass Santos als Verteidigungsminister unter Präsident Álvaro Uribe ein Hardliner war. 2008 ließ er ein Farc-Camp in Ecuador bombardieren - ohne Ecuador zu informieren, was zur diplomatischen Krise in der gesamten Region führte. In seine Zeit als Verteidigungsminister fällt auch der „Falsos Positivos“-Skandal: Armeeangehörige ermordeten Unschuldige und zogen ihnen Farc-Jacken an, weil auf die Guerilla-Kämpfer Kopfgeld ausgesetzt war.

Doch es war auch Santos, der 2008 die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt nach 2321 Tagen als Farc-Geisel befreite. Als Santos 2010 für das Präsidentenamt kandidierte, schaffte er bei der Stichwahl fast 80 Prozent.

Der Ökonom mit Diplomen von Elite-Unis, der aus einer einflussreichen Familie stammt, hat aber noch etliche Probleme im Land zu lösen: „In Kolumbien hat immer noch das reichste Zehntel der Gesellschaft einen Einkommensanteil von 42 Prozent“, sagt Hubert Gehring, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bogotá, „das ist, was Lateinamerika betrifft, wirklich noch das extremste Land.“ MANUELA SWOBODA