Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) hat dem UNO-Sicherheitsrat Versagen in Syrien vorgeworfen. Die Lage in der nordsyrischen Stadt Aleppo sei "heute so etwas wie die Hölle auf Erden", sagte der Sprecher von UNICEF Deutschland, Rudi Tarneden, am Montag dem Bayerischen Rundfunk.

Die Mitglieder des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen hätten es zugelassen, "dass sich in Syrien so eine Tragödie entfalten konnte." Es müsse weiter versucht werden, eine Waffenruhe zu erreichen, um den Menschen in der Stadt zu helfen, forderte Tarneden. "Aber nach der sieht es zur Zeit gar nicht aus."

"In vielerlei Hinsicht (...) ist Aleppo für Syrien das, was Sarajevo für Bosnien war, oder was Guernica für den Spanischen Bürgerkrieg war." Das sagte Frankreichs UN-Botschafter Francois Delattre vor dem UN-Sicherheitsrat über die Lage der belagerten syrischen Stadt.

"Was für eine Schande!"

"Dieses Symbol der Zivilisation ist Gegenstand einer Belagerung im Stil des Mittelalters. Meine Damen und Herren, was für ein Rückschritt, und ganz ehrlich, was für eine Schande", empörte sich Delattre.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beklagte die jüngsten schweren Angriffe auf Aleppo als "absoluten Tiefpunkt". Die "Intensität und Rücksichtslosigkeit" der Attacken seien vergleichbar mit den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs, sagte Unicef-Sprecher Rudi Tarneden am Montag dem NDR. Dem Hilfswerk zufolge sind in dem von Rebellen gehaltenen Ostteil von Aleppo derzeit rund 100.000 Kinder in akuter Gefahr.

Eine von Russland und den USA vermittelte Waffenruhe war vor einer Woche nach nur wenigen Tagen zerbrochen - seitdem flammten die Kämpfe besonders in Aleppo wieder mit brutaler Gewalt auf. Die von Russland unterstützte syrische Armee will die Kontrolle über die gesamte Stadt zurückerobern. Der Osten Aleppos wird von den Aufständischen kontrolliert, der Westteil der Stadt von den Regierungstruppen.

"Mörderisches Regime unterstützt"

Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu den verheerenden Luftangriffen auf Aleppo hatten die USA Russland am Sonntag vorgeworfen, ein "mörderisches Regime" in Syrien zu unterstützen.

Die Moskauer Zeitung "Kommersant" schrieb am Montag: "Angesichts der Lage in der syrischen Stadt Aleppo, wo wieder vollwertige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Opposition ausgebrochen sind, geben die USA und ihre Verbündeten Russland die Schuld am Scheitern der Waffenruhe. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin sah sich erstmals gezwungen anzuerkennen: Eine Rückkehr zum Frieden ist praktisch eine unmögliche Aufgabe. So wird die Situation in Syrien zu einem neuen Test für die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen."