Zu der Attacke auf das Polizeihauptquartier im türkisch-syrischen Grenzort Cizre bekannte sich die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK. 78 Menschen wurden verletzt, darunter drei Zivilisten, wie die Behörden mitteilten.

Der Anschlag in Cizre reiht sich in eine Serie von Attacken der PKK ein, seitdem ein Waffenstillstand vor gut einem Jahr scheiterte. Das dreistöckige Polizeigebäude wurde durch die Detonation schwer beschädigt. In einer Erklärung im Internet übernahm die auch in Europa verbotene PKK die Verantwortung für den Anschlag.

Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, die Türkei werde noch entschiedener im eigenen Land und im Ausland gegen Terroristen vorgehen. Ähnlich äußerte sich der türkische Premier. Cizre liegt in der vor allem von Kurden bewohnten Provinz Sirnak, die an Syrien und an den Irak grenzt.

Vor wenigen Tagen hatte die Türkei mit Hubschraubern, Panzern und Spezialeinheiten eine Offensive in Nordsyrien gestartet. Ziel des Vormarsches ist es, die IS-Miliz aus dem syrischen Grenzort Jarablus zu vertreiben. Zugleich soll so verhindert werden, dass sich die kurdische YPG-Miliz westlich des Euphrat ausbreitet und weitere Teile der syrischen Grenzregion zur Türkei unter ihre Kontrolle bringt. Am Freitag schickte die Türkei erneut vier Panzer als Verstärkung nach Syrien, wie ein AFP-Fotograf berichtete.

Ableger der PKK

Die YPG ist der militärische Arm der syrischen Partei PYD, die wiederum ein Ableger der PKK ist. Die YPG ist das Rückgrat der Rebellenallianz SDF, die kürzlich den IS aus dem Ort Manbij vertrieben hatte - mit Unterstützung der von den USA geführten Militärallianz. Die Türkei fordert, dass sich die YPG in die Region östlich des Euphrat zurückzieht. Darin wird sie von den USA offen unterstützt.

Weil die YPG sich nicht weit genug zurückgezogen hat, eröffnete die türkische Armee am Donnerstag laut Medienberichten das Feuer auf YPG-Stellungen nahe Manbij. Der kurdische Premier Binali Yildirim wies am Freitag jedoch Spekulationen zurück, der Türkei gehe es vorrangig um den Kampf gegen die Kurdenmiliz. Es handle sich um eine "unverschämt Lüge", erklärte er in Istanbul.

"Islamischen Staat" zurückzudrängen

Es gehe vor allem darum die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückzudrängen. "Wir werden die Operation so lange fortsetzen bis die Sicherheit unserer Grenzen zu 100 Prozent wieder hergestellt ist ... bis die Elemente von Daesh (arabische Abkürzung für den IS, Anm.) aus der Region verjagt sind", erklärte Yildirim.

In einer gemeinsamen Erklärung wandten sich 23 kurdische Parteien gegen den türkischen Einmarsch in Syrien. Unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung wolle die Türkei Teile Syriens besetzen. Die PKK kämpft seit drei Jahrzehnten um Autonomie für die Kurden. In dem Konflikt sind schätzungsweise 40.000 Menschen ums Leben gekommen.