Als Frau in der Politik "brauchst du eine Haut so dick wie die eines Nashorns" - den Spruch der einstigen First Lady Eleanor Roosevelt zitiert Hillary Clinton gern. Den dicken Panzer, den sie sich selbst über die Jahrzehnte zugelegt hat, braucht die erste weibliche Präsidentschaftskandidatin einer der großen US-Parteien nun in besonderem Maße: Ihr Duell mit Donald Trump ist schon jetzt eines der unerbittlichsten der jüngeren US-Geschichte. Dabei sucht der Republikaner nicht zuletzt die diversen Altlasten auszuschlachten, die Clinton mitschleppt. Die 68-Jährige schreibt dennoch Geshichte: Sie ist am Dienstag von den US-Demokraten offiziell zur Präsidentschaftskandidatin gekürt worden - und damit die erste Frau mit realistischen Aussichten auf das höchste US-Staatsamt.

Frauen den Weg ebnen

Als erste Präsidentin wolle sie Frauen den Weg ebnen, kündigte sie  nach ihrer Nominierung beim Parteitag in Philadelphia in einer Videobotschaft an. Heute wir sie auf dem Parteitag in Philadelphia eine Grundsatzrede halten und eine Ausblick auf ihr Linie geben. Damit kämpft sie auch gegen diverse Probleme an, die sie im Wahlkampf begleiten.

E-MAILS: Dass Clinton als Außenministerin von 2009 bis 2013 private Server für ihre Dienstmails benutzte, bewertet Trump als Beleg für mangelndes Urteilsvermögen. Clinton übergab nachträglich einen Großteil des Mailverkehrs an das Außenministerium, löschte aber mehr als 30.000 E-Mails, die ihren Angaben zufolge persönlichen Inhalts waren und keine Geheiminformationen enthielten.Das Justizministerium hat aufgrund einer Empfehlung der Bundespolizei FBI auf offizielle Ermittlungen gegen Clinton verzichtet, was Trump als Skandal bewertet. Nach seiner Ansicht gehört die Demokratin, die er regelmäßig als "schurkige Hillary" tituliert, wegen der Affäre ins Gefängnis. FBI-Chef James Comey war allerdings zu dem Schluss gelangt, dass Clinton kein vorsätzlicher Gesetzesverstoß nachzuweisen sei. Er warf ihr jedoch extreme Nachlässigkeit vor. Clinton hat ihren Umgang mit den Mails als Fehler bezeichnet, einen Teil der Verantwortung aber auch ihren damaligen Mitarbeitern zugewiesen.

BENGHAZI: Seit dem islamistischen Anschlag auf die US-Vertretung in der libyschen Stadt am 11. September 2012 muss sich Clinton gegen Vorwürfe wehren, nicht für ausreichenden Schutz ihres Personals gesorgt zu haben. Trump sieht in dem Angriff, bei dem der Botschafter und drei weitere US-Bürger getötet wurden, einen weiteren Beleg für die Inkompetenz der Ex-Außenministerin. Clinton hat die politische Verantwortung für die Geschehnisse übernommen. Allerdings sei sie in die Sicherheitsvorkehrungen für die Vertretung nicht persönlich eingebunden gewesen.

IRAK-INVASION: Als Senatorin stimmte Clinton im Jahr 2002 für die Ermächtigung an den damaligen Präsidenten George W. Bush, militärisch gegen den irakischen Machthaber Saddam Hussein vorzugehen. Trump, der die Invasion als Desaster betrachtet, sieht dieses Votum als weiteren Beleg für Clintons mangelnde Qualifikation für das Präsidentenamt. Clinton hat im Rückblick ihr Votum damit erläutert, dass die Androhung eines Militärangriffs als Druckmittel gedacht gewesen sei, um Saddam zur Zulassung weiterer UN-Waffeninspektionen zu bewegen. Die Inspektoren sollten prüfen, ob der Machthaber im Besitz von Massenvernichtungswaffen war. Im Nachhinein bezeichnet Clinton ihre Zustimmung zu der Kriegsermächtigung als Fehler. Trump nimmt für sich selbst übrigens in Anspruch, im Vorfeld vor der Irak-Invasion gewarnt zu haben. Dafür haben US-Medien trotz intensiver Recherchen allerdings keinen Beleg gefunden. Dokumentiert ist dagegen, dass der Immobilienmilliardär die Militäroperation schon recht bald nach ihrem Beginn kritisierte.

BILLS AFFÄREN: Selbst die einstigen außerehelichen Eskapaden ihres Mannes sucht Trump seiner Rivalin anzuhängen. Einige der Frauen, mit denen sich Bill Clinton eingelassen habe, seien "nicht durch ihn zerstört" worden, "sondern durch die Art, wie Hillary Clinton sie behandelte". In der Vergangenheit gab es immer wieder Vorwürfe, dass die frühere First Lady an Kampagnen zur Diskreditierung von Frauen beteiligt gewesen sei, die ihrem Mann sexuellen Missbrauch vorwarfen.