Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die russischen Geheimdienste aufgefordert, die verschwundenen E-Mails seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton aufzuspüren."Russland, wenn Du zuhörst, ich hoffe, dass Du es schaffst, die 30.000 fehlenden E-Mails zu finden", sagte Trump am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Doral im US-Bundesstaat Florida. In diesem Falle würden die Geheimdienste wohl "machtvoll von unserer Presse belohnt werden".

Clinton hatte als Außenministerin von 2009 bis 2013 ein privates E-Mail-Konto und private Server für ihren dienstlichen E-Mail-Verkehr genutzt. Damit verstieß sie gegen geltende Sicherheitsregeln. Clinton übergab zwar nachträglich einen Großteil ihres Mailverkehrs an das Außenministerium, löschte aber mehr als 30.000 E-Mails, die ihren Angaben zufolge persönlichen Inhalts waren.

Auf die neuen Äußerungen von Trump reagierte das Clinton-Lager nun erbost. Es sei das erste Mal, dass ein wichtiger Präsidentschaftskandidat eine ausländische Macht "aktiv ermutigt", seinen politischen Gegner auszuspionieren, erklärte ein ranghoher Berater Hillary Clintons, Jake Sullivan. Dies habe nichts mehr mit Neugier und Politik zu tun, sondern werde zu einer Frage nationaler Sicherheit.

Anfang Juli hatte Justizministerin Loretta Lynch erklärt, sie verzichte auf ein offizielles Ermittlungsverfahren in der Affäre um Clintons E-Mails. Sie folgte damit einer Empfehlung der Bundespolizei FBI.

Derzeit wird der Parteitag der Demokraten von einem neuen E-Mail-Skandal überschattet. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte zahlreiche Mails veröffentlicht, in denen Parteifunktionäre abschätzige Kommentare über Clintons früheren parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders machten. Dies hatte die Sanders-Anhänger erbost und zu heftigen Protesten auf dem Parteitag geführt.

Clintons Wahlkampfteam äußerte den Verdacht, dass Russland hinter diesem Hackerangriff stecken könnte. Moskau wolle damit Trump helfen, der in der vergangenen Woche als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert worden war, hieß es.

Auch US-Präsident Barack Obama schloss nicht aus, dass die russische Regierung hinter dem Hackerangriff stehen könnte. "Alles ist möglich", sagte Obama dem Fernsehsender NBC News. Russische Hacker seien schon häufiger in staatliche und private Computernetzwerke in den USA eingedrungen.

Hierzu sagte Trump am Mittwoch, er habe "nichts mit Russland zu tun". Sollte Russland hinter dem Hackerangriff stecken, "was es wahrscheinlich nicht tut, aber wenn es Russland ist, ist das aus einem anderen Grunde schlecht, es zeigt den geringen Respekt, den sie für unser Land haben", sagte Trump. Trump hat auch jegliche politische Verbindungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin zurückgewiesen. "Ich habe nichts mit Putin zu tun, ich habe noch nie mit ihm geredet", sagte Trump in Doral.