Papst Franziskus betonte in seiner Ansprache, dass es bei den Verhandlungen nicht darum geht, einen Konsens zu erzielen, sondern sich dem Wirken des heiligen Geistes zu öffnen. Der Papst lud namentlich die Bischöfe dazu ein, nicht den Mut zu verlieren, weder "angesichts der Verführungen der Welt" noch "angesichts der Verhärtung einiger Herzen, die trotz guter Absichten die Menschen von Gott entfernen". Die Synode beschäftige sich mit dem Glauben, der kein "Museum", sondern eine lebensspendende Quelle sei. Der Papst ermahnte die Synodenväter auch zu "apostolischem Mut und evangeliumsgemäßer Demut".

Mit den negativen Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf Familien befasste sich der ungarische Kardinal Peter Erdö. "Die Migration zerstört die Familie, oder sie erschwert deren Gründung", sagte Erdö, der nach dem Papst das Wort vor den Synodenvätern ergriff. "In vielen Teilen der Welt müssen junge Eltern ihre Kinder zu Hause lassen, um im Ausland Arbeit zu suchen. In vielen Teilen der Welt arbeiten Menschen für ein derart niedriges Gehalt, dass sie keine Familie gründen können. In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, dass Unternehmen Verantwortung für diese Situation tragen", sagte Erdö.

Der Budapester Erzbischof kritisiert, dass wegen der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU ganze Familien oft Stadt oder gar Region wechseln müssen. Dies führe zu immer individualistischeren Tendenzen und Verhaltensweisen. "Die im 19. Jahrhundert begonnene Industrialisierung erreicht heute alle Teile der Welt. Wir stellen die Mängel einer Gesellschaft fest, die auf Effizienz setzt und dabei die Älteren ignoriert. Senioren sind ein Reichtum und dürfen nicht ignoriert werden", so Erdö.

Die Diskussionen in der Synodenaula des Vatikans finden hinter verschlossenen Türen statt. Bei täglichen Briefings soll über die Inhalte der Beratungen informiert werden. Bei der Synode geht es um teils heikle Themen rund um Familie und Ehe, etwa den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen.

Österreichs Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) erklärte, dass sie sich von der Katholischen Kirche "mutige Zeichen" erwarte. Anfang November werde sie selbst in den Vatikan reisen und sich in Gesprächen ein persönliches Bild von den Ergebnissen der Familiensynode machen, kündigte Karmasin am Montag auf Facebook an.

Der Papst hatte das Treffen am Sonntag mit einer Messe eröffnet. Neben den Debatten im Plenum sollen die Themen ab Dienstag erstmals auch in 13 nach Sprachen geordneten Kleingruppen besprochen werden.

Die XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode tagt bis 24. Oktober zum Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute". In den kommenden drei Wochen wird Franziskus an allen Tagen der Plenardebatten als Hörender anwesend sein, aber nicht mehr selbst das Wort ergreifen.