Die Markierung von Flüchtlingen mit Filzstiften auf der Haut durch die tschechische Fremdenpolizei ruft über die Landesgrenzen hinaus Empörung hervor. "Wie die Nazis in den Konzentrationslagern", lautete am Mittwoch ein Kommentar im Kurznachrichtendienst Twitter, wo neben tschechischen auch polnische Internet-Nutzer ihrem Ärger Luft machten.

Auch die Jüdische Gemeinde in Rom bezeichnete es als völlig inakzeptabel, dass Migranten mit Ziffern durchnummeriert würden. Tschechische Medien hatten ein Foto davon veröffentlicht, wie eine Polizistin Zahlen mit einem blauen Stift auf die Hände von Kindern schrieb. Die Aufnahme entstand den Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag am Bahnhof Breclav im Südosten an der Grenze zu Österreich.

Die Polizei hatte mehr als 200 überwiegend syrische Flüchtlinge aufgegriffen, die in Budapest Züge in Richtung Deutschland gestürmt hatten. Eine Sprecherin der Fremdenpolizei begründete die Nummerierung mit der großen Zahl an Kindern unter den Flüchtlingen. Man sei bemüht gewesen, Eltern und ihre Kinder bei der Aufteilung auf Unterkünfte zusammenzuhalten.

Verständnis

Manche Internet-Nutzer verteidigten das Vorgehen der Behörden. Es gebe keine andere Möglichkeit, den Überblick zu behalten, schrieb einer von ihnen. Auch in anderen Ländern wie Griechenland und der Schweiz würden Flüchtlinge mit einer Registrierungsnummer versehen, meinte ein anderer.

Die Jüdische Gemeinde Roms reagierte weniger nachsichtig: "Das ist ein Bild, das wir nicht ertragen können, das die Vorgehensweise am Eingang der Nazi-Vernichtungslager in Erinnerung ruft, als Millionen von Männern, Frauen und Kindern wie Tiere mit einer Nummer markiert wurden, um dann zum Sterben geschickt zu werden", sagte Gemeinde-Präsidentin Ruth Dureghello laut der Nachrichtenagentur Ansa.

"Eine Schande"

Auch in der italienischen Politik regte sich Protest. "Individuen zu markieren ist eine Schande, die die Gewissen und all jene beleidigt, die alles unternehmen, um Menschenleben zu retten", schrieb der Fraktionschef der regierenden Demokratischen Partei (PD), Ettore Rosato, auf Twitter. Sein Appell: "EU, stopp' die Tschechische Republik!"

Tschechien hindert indes syrische Flüchtlinge nicht mehr an der Weiterfahrt nach Deutschland. Die tschechische Fremdenpolizei bringe aufgegriffene Syrer, sofern sie in Ungarn Asyl beantragt haben, ab sofort nicht mehr in Abschiebelager, sagte eine Polizeisprecherin der Agentur CTK.

"Wir lassen sie mit der Maßgabe frei, innerhalb von sieben Tagen das Land zu verlassen, und begleiten sie zum Bahnhof", erläuterte sie. Alternativ werde den Flüchtlingen angeboten, in Tschechien Asyl zu beantragen. Damit reagiere Prag darauf, dass Ungarn die Flüchtlinge nicht länger zurücknehme, hieß es zur Begründung.