SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern war der erste Gast bei den Sommergesprächen von Puls 4. Er präsentierte sich als verlässlicher Kandidat, der "einen Zeitraum seines Lebens der Gemeinschaft widmen" wolle, der Österreich verändern wolle, und zwar "nicht zum Nachteil für die Bürger, so wie die FPÖ" und der allen Österreichern zu gleichen Chancen verhelfen wolle, nicht nur "den Lobbies, so wie die ÖVP".

Mit ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz verstehe er sich "auf der persönlichen Ebene gut". "Aber das ist ein Wettbewerb, wo wir überzeugen wollen, dass wir die besseren Antworten haben."

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In der Zuwanderungspolitik präsentierte Kern sich sehr zurückhaltend, versuchte, dem Außenminister Populismus und sich selbst das Bemühen um realistische Lösungen zuzuordnen. Man könne sich nicht raushalten aus dem Thema, "weil es bewegt die Menschen zu sehr". Jetzt gehe es vor allem darum, die illegale Migration nach Österreich, Europa einzuschränken, aber dabei dürfe man die Menschlichkeit nicht vergessen.

"Menschen nicht Sand in die Augen streuen"

Die Mittelmeerroute zu schließen, das gehe eben nicht mit einem Fingerschnippen, wie dies Kurz suggeriere. "Das hieße, den Menschen Sand in die Augen zu streuen." Und es gehe nicht um die Frage, ob es militärisch möglich sei, einen Kordon zu errichten. "Die Frage ist ja: Was machst du dann mit den Menschen?" Es gebe keine Alternative dazu, Flüchtlinge, die in Seenot geraten, zu retten.

Mehrfach rief Kern das Bild des toten Jungen in Erinnerung, der an den Strand gespült wurde. Auch er kämpfe dafür, den Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer einzudämmen, "aber das ist ein langfristiges Programm". Die Probleme in Nordafrika müssten gelöst, der Zustrom nach Libyen eingedämmt werden. Darum gehe es tatsächlich bei jeder Sitzung zur Flüchtlingsfrage auf europäischer Ebene, der er beiwohne.

Den Beitrag des Außenministers zur Schließung der Balkan-Route spielte Kern herunter.  "Das war notwendig, aber wir müssen die politische Propaganda unterscheiden von dem, was real passiert ist. Der Merkel-Plan mit der Türkei hat den Flüchtlingsstrom zum Versiegen gebracht." Ein Partner wie die Türkei fehle in Nordafrika.

Zitate von Christian Kern:

Zum Thema Trump: "Trump ist jemand, der Amerika schwächt."

Zu Angela Merkel: "Ich respektiere ihre Haltung, ihr sachliches Auftreten. Sie vergisst nie auf das Wesentliche."

Über Victor Orban: "Da trennen mich Welten."

Zur Diskussion über die Islamkindergärten in Wien: "Wo Kinder indoktriniert werden, ist das problematisch. Die Stadt Wien wird Maßnahmen ergreifen. Wer daraus ein Wahlkampfthema macht, ist nicht gut beraten."

Zur Angst vor dem Terror: "Wir brauchen mehr Polizisten auf der Straße. Und die Geheimdienste müssen über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten."

Zur Kurz'schen Forderung nach Senkung der Steuerquote: "Ich glaube das nicht. Das war ja das Programm von Schüssel und Grasser, aber es ist nie passiert. Wir haben gesagt: Keine Steuern mehr auf Einkommen bis 1.500 Euro, um die Differenz zum Arbeitslosengeld zu erhöhen. Und keine Enteignung mehr durch den Pflegeregresse. Und mehr Polizisten auf der Straße und Lehrer in den Schulen - das kostet Geld, dafür brauchen wir die Steuer derer, die es sich leisten können."

Auf die Frage, ob man nicht ständig der FPÖ nachhinke, etwa bei der Bevorzugung von Inländern gegenüber Ausländern in manchen Branchen am Arbeitsmarkt: "Die FPÖ ist mir da völlig powidl. Mir geht es um die Interessen der Österreicher. Wenn wir mehr Jobs schaffen als Deutschland, und die Wirtschaft wächst, und die Arbeitslosigkeit geht trotzdem nicht zurück, weil die meisten der neuen Jobs von EU-Ausländern besetzt werden, dann kann nicht nicht die Hände in den Schoß legen."

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