Der Unternehmer Klaus Woltron (70) sorgt mit einem Facebook-Eintrag für Aufsehen: Er schreibt über seine Erfahrungen mit Politikern und mit guten Freunden, die in die Politik gegangen seien. "Noch alle" seien demnach "zerrieben und verformt, zerfetzt und bis zur Unkenntlichkeit deformiert" worden, da von ihrer Persönlichkeit in der "großen Mühle" der Politik nichts übrigblieb.

Woltron nennt keine Namen, sagt aber, dass er etwa von "Bundespräsidentenkandidaten, Vizebürgermeistern, Umweltstadträten oder Landwirtschaftsministern" der letzten Jahrzehnte rede. Nach zwei, drei scheinbar ermutigenden Jahren habe bei allen ein "unheimlicher Veränderungsprozeß" eingesetzt. Einige hätten zu trinken begonnen, andere seien in eine Scheinwelt oder in "unausstehliche" Selbstverliebtheit geflüchtet. "Und bei fast allen war es mir nicht mehr möglich, ihnen Freund zu bleiben, denn der Mensch, den ich noch vor ein paar Jahren gekannt hatte, existierte nicht mehr."

Das sei kein Vorwurf gegen die Personen, sondern gleichsam institutionell bedingt: "Die tödliche Mühle aus unlösbaren Zielkonflikten, dem Zwang zu ununterbrochener Präsenz, der Verlockung einer - scheinbaren - Macht und der nicht vorhandenen Zeit für sich selbst, seine Lieben und Freunde zerstörten in ganz kurzer Zeit das, was einmal Freund gewesen war." Fast jeden habe es erwischt: "Sie wollten ihre Träume von einer besseren Welt verwirklichen, einer großen Sache dienen, sind genauso in die Falle gegangen wie viele andere vorher."

Er, Woltron, sei sicher, dass auch er selbst in dieser Maschine "zum Unmenschen" würde, habe aber zum Glück immer abgelehnt, "obgleich es etliche Versuchungen gab". Um in der Politik wirklich etwas zu bewegen, so Woltron, müsse man "die gewaltige Statur eines Julius Caesar, Napoleon, Hitler, Stalin, Roosevelt, Mao oder de Gaulle haben - und man muss in die passende Zeit hineingeboren werden". Sie alle hätten zuerst dem Volk nach dem Mund geredet und ihre wahren Absichten erst aufgedeckt, als sie an der Macht saßen. Sie alle seien "auf geschichtlichen Wellen gesurft".

Woltron studierte an der Montanuni Leoben Metallurgie. Er war von 1981 bis 1988 Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Simmering Graz Pauker AG, danach bis 1994 Generaldirektor der ABB Austria AG, bevor er selbstständiger Unternehmer und Publizist wurde.