Nur einen Tag nach dem Rückzug von Fritz Grillitsch hat der Bauernbund einen neuen Obmann. Jakob Auer, seines Zeichens Schweinemäster, Nationalratsabgeordneter und Aufsichtsratschef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, übernimmt 63-jährig die Aufgabe, die ÖVP-Teilorganisation anzuführen. Als Interimslösung sieht sich der gebürtige Tiroler und Wahl-Oberösterreicher nicht. Wäre es nur um zwei Jahre gegangen, hätte er auf eine Kandidatur verzichtet, erklärte Auer bei seiner Antrittspressekonferenz.

Wieso sich Grillitsch wirklich zurückgezogen hat, blieb am Freitag unklar. Der bisherige Bauernbund-Chef fehlte krankheitsbedingt bei der Präsidiumssitzung, in deren Rahmen man sich einstimmig auf Auer festlegte. Vom Bundesbauernrat gewählt werden soll er am 3. Dezember.

Grillitsch befindet sich derzeit in einem Krankenhaus in Graz. Fragen, ob er persönlich Zahlungen der Telekom erhalten habe, wie sie der Grün-Abgeordnete Peter Pilz aufgeworfen hatte, konnten daher an ihn nicht gestellt werden.

Auch Auer konnte sie nicht beantworten, da er mit Grillitsch noch nicht darüber gesprochen habe. Er geht aber davon aus, dass sein Vorgänger korrekt gehandelt hat. Zahlungen der Telekom oder des Lobbyisten Peter Hochegger an den Bauernbund schloss Auer jedenfalls nach einem Blick in die Bücher aus.

Immer Gegenleistung

Gesponsert worden sei lediglich das dem Bauernbund zugeordnete "Forum Land", da habe es aber immer eine Gegenleistung gegeben. Wie hoch die Summen waren, die geflossen sind, konnte Auer vorerst nicht beziffern. Sollte es den Wunsch geben, allfällige Zahlungen im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Korruptionsaffären im staatsnahen Bereich zu prüfen, habe er jedenfalls nichts dagegen.

Politisch will Auer den Bauernbund in der Mitte positionieren und auch den Einfluss in der Volkspartei möglichst noch ausbauen. Deutliche Distanz äußerte er zur Einladungspolitik seines Vorgängers Grillitsch, der den wegen seiner islamkritischen Äußerungen umstrittenen Buchautor Thilo Sarrazin in die Steiermark gebeten hatte. Er hätte das in Oberösterreich nicht gemacht. Und auch die Überlegungen Grillitschs, Ausländern Sozialleistungen zu kürzen, teilt Auer nicht. Im Gegenteil wies er darauf hin, dass man etwa bei der Ernte ohne ausländische Arbeitskräfte ziemlich aufgeschmissen wäre.

Was seine zahlreichen Nebenjobs angeht - Auer wird auf einer neuen Transparenz-Homepage mit zehn Tätigkeiten neben seinem Mandat im Nationalrat aufgelistet - erklärte der neue Bauernbund-Präsident, dass er einige davon aufgeben werde, nicht jedoch den bedeutendsten als Aufsichtsratschef bei der oberösterreichischen Raiffeisen-Landesbank. Die familieneigene Schweinemast wird weiter von seiner Frau und einem seiner beiden Söhne geführt.

In der ÖVP wurde Auer jedenfalls in seiner neuen Funktion herzlich willkommen geheißen. Parteichef Michael Spindelegger würdigte ihn als "erfahrenen Politiker und Vollblutlandwirt", bei dem die Entwicklung des ländlichen Raumes in besten Händen sei. Weniger zuversichtlich zeigte sich die Opposition. Mit Auer habe die "Raiffeisen-Giebelkreuz-Krake" einen neuen Fangarm entwickelt, fürchtete sich FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. BZÖ-Obmann Josef Bucher sprach von einem "Altsteinzeitfunktionär".