Im fünften und letzten Wahlgang ist Freitagnachmittag in Graz Martina Schröck mit der hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme zur Bürgermeisterstellvertreterin gewählt worden. Davor hatte die Mehrheit im Gemeinderat wiederholt verhindert, dass mit Elke Kahr erstmals eine Kommunistin "Vize" in der zweitgrößten Stadt Österreichs wird. Mit 19,86 Prozent war die KPÖ zur zweistärksten Kraft geworden.

Nach der Wiederwahl von VP-Bürgermeister Nagl mit 31 von 48 Stimmen, also mithilfe von SPÖ und FPÖ, die ja mit der ÖVP ein Arbeitspapier ("Stabilitätspakt") unterfertigt hatten, war Kahr am Donnerstag in den ersten beiden Wahlgängen auf nur 20 bzw. 21 Stimmen gekommen. Dieses Stimmverhalten deckte sich nicht mit den Bekundungen der Parteien: FPÖ, Grüne und der Vertreter der Piratenpartei hatten im Vorfeld Unterstützung signalisiert, in der SPÖ war das Stimmverhalten freigestellt worden. Nur die ÖVP hatte "Nein" gesagt. "Der Kommunismus ist im 21. Jahrhundert kein Zukunftsmodell, und auch die Erfahrungen der vergangenen Jahre sprachen nicht dafür", erläuterte Nagl.

Nach einer statutengemäßen Unterbrechung wurde die konstituierende Sitzung am Freitag, 14.00 Uhr, fortgesetzt. Im dritten Wahlgang kam Kahr auf 23 Stimmen - dabei blieb es auch in den beiden folgenden Runden, bei denen dann die SPÖ Schröck ins Rennen schickte: Schröck obsiegte schlussendlich mit 24 zu 23 Stimmen bei einer ungültigen Stimme.

"Für mich ist es keine Tragik, aber die Leute verstehen diese Spielereien nicht", kommentierte Kahr ihr Scheitern. Die ihr vorgezogene neue Bürgermeisterstellvertreterin Schröck - ihre Partei war bei der Wahl am 25. November 2012 von 19,74 auf 15,31 Prozent zurückgefallen - sprach von einer "ganz neuen, herausfordernden Situation" im Gemeinderat, bei der man künftig "viel diskutieren und auch streiten müsse, um Lösungen zu finden."