Der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi wünscht sich eine für alle politischen Strömungen des Landes akzeptable Persönlichkeit als Regierungschef. Seine künftige Regierung solle von einem "unabhängigen" Ministerpräsidenten geführt werden, hieß es am Dienstag aus dem Umfeld des Islamisten. Das Kabinett solle vor allem Experten der Fachgebiete versammeln.

Als möglichen Regierungschef brachte die Regierungszeitung "Al-Ahram" den früheren Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA/IAEO) und Friedensnobelpreisträger des Jahres 2005, Mohamed ElBaradei, ins Gespräch. Dieser hatte den Volksaufstand, der im Februar 2011 zum Sturz des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak führte, maßgeblich unterstützt.

Neben ElBaradei nannte die Zeitung zudem Hasem al-Beblawi als möglichen Kandidaten. Al-Beblawi war nach dem Sturz Mubaraks Finanzminister in einer Übergangsregierung. Auf Anfrage sagte er am Dienstag, er halte sich derzeit im Ausland auf und habe bisher keine Anfrage seitens der Präsidentschaft erhalten. Die Berufung nicht islamistischer Politiker gilt als Voraussetzung für eine breite Akzeptanz Mursis im Land.

Die Wahlkommission hatte am Sonntag den Sieg Mursis in der Stichwahl um das Präsidentenamt mit fast 52 Prozent der Stimmen verkündet. Der Islamist trat daraufhin aus der unter Mubarak verbotenen Muslimbruderschaft aus und versprach, Präsident aller Ägypter sein zu wollen. Die seit November amtierende Übergangsregierung unter Kamal al-Ganzouri ist nur noch geschäftsführend im Amt.