Die in Haft erkrankte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko (51) lässt sich wieder medizinisch behandeln. Allerdings bezweifelt der Chef des Berliner Krankenhauses Charite, Karl Max Einhäupl, dass eine angemessene Behandlung in der Ukraine möglich ist. Timoschenko hatte die Therapie im Krankenhaus am Dienstag aus Protest gegen die Veröffentlichung ihres Pflegeplans abgebrochen.

Der Neurologe Lutz Harms von der Charite habe die Oppositionsführerin überzeugt, die Therapie fortzusetzen, teilte das Gesundheitsministerium der Ex-Sowjetrepublik mit. Der Neurologe sollte nach Angaben der Charité noch am Donnerstag nach Berlin zurückkehren. Eine Reha-Expertin werde von Montag an die Behandlung fortsetzen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Einhäupl erklärte allerdings: "Als Arzt vertrete ich die Auffassung, dass eine Situation geschaffen werden muss, die man vermutlich in der Ukraine nur schwer herstellen kann." Ob Timoschenko wegen ihres Bandscheibenvorfalls operiert werden müsse, sei noch unklar, sagte er der "Ärzte Zeitung" (Montag-Ausgabe). Timoschenko sei seit dem Vorfall vor einem halben Jahr nicht behandelt worden.

Der Gefängnisdienst in Charkow warf Timoschenko ein "unsägliches Hin und Her" vor. "Es reicht uns seit langem, dass unhaltbare Informationen über angebliche Vorgänge in der Klinik verbreitet werden", sagte der Leiter Andrej Lapinski am Donnerstag. Das Personal werde in "politische Spielchen hineingezogen", klagte er.

Staatspräsident Janukowitsch, der als Timoschenkos schärfster Rivale gilt, lehnte eine politische Lösung des international kritisierten Falls erneut ab. Timoschenkos Chancen auf eine Behandlung in Deutschland sanken unterdessen weiter. Eine entsprechende Gesetzänderung habe "keine Priorität", teilte Janukowitschs Partei der Regionen mit.