Zum ersten Mal haben einander Präsidentschaftskandidaten in Ägypten ein Fernsehduell geliefert. Die am Donnerstag live von zwei privaten Fernsehsendern übertragene Debatte zwischen dem ehemaligen Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, und dem gemäßigten Islamisten Abdel Moneim Abul Futuh erwies sich als wahrer Hit. Wer nicht zu Hause vor dem TV-Schirm klebte, den zog es in Cafés und Bars.

Die beiden Kandidaten kämpften mit harten Bandagen. Abdul Futuh warf seinem Rivalen Mussa vor, als langjähriger Außenminister unter dem vor 15 Monaten gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak Teil eines korrupten und repressiven Regimes gewesen zu sein. Als "Teil des Problems" könne Mussa nun nicht die "Lösung" sein. Mussa antwortete darauf: "Ich habe dieses System schon vor zehn Jahren verlassen."

Gegen Proteste

Der ägyptische Diplomat erinnerte seinen Konkurrenten seinerseits an seine langjährige Mitgliedschaft bei den ehemals verbotenen Muslimbrüdern. Er warf Abul Futuh vor, sich für die Interessen der Muslimbruderschaft einzusetzen und nicht für die Interessen "Ägyptens als Nation" und des Volkes.

Mussa sprach sich gegen Demonstrationen und "Chaos" auf den Straßen aus. Er sagte: "Wir sind nur wenige Tage von unserem Ziel (dem Beginn einer neuen ägyptischen Republik) entfernt. Weshalb sollte es da Proteste ohne ein erkennbares Ziel geben?" Abdul Futuh betonte dagegen das Recht jedes Bürgers auf freie Meinungsäußerung.

Die erste Wahlrunde findet am 23. und 24. Mai statt, die Stichwahl folgt am 16. und 17. Juni. Aussichtsreichste Bewerber sind laut den Meinungsumfragen Mussa und Abul Futuh. Insgesamt bewerben sich 13 Kandidaten um das höchste Staatsamt, darunter auch Mubaraks früherer Regierungschef Ahmed Shafik. Für die Muslimbrüder, die bereits Parlament und Senat dominieren, tritt der Vorsitzende der Partei für Gerechtigkeit und Freiheit, Mohammed Morsi, an.