Im Atomstreit mit der Teheraner Regierung dringt US-Präsident Obama auf Besonnenheit. Die USA würden eine nukleare Bewaffnung des Iran nicht tolerieren und auch ein militärisches Eingreifen nicht ausschließen, sagte Obama am Dienstag in Washington. Es gebe aber nach wie vor die Möglichkeit, den Streit mit Hilfe von Diplomatie beizulegen. Gelegenheit dazu böten die Sechs-Parteien-Gespräche.

Angesichts einer wachsenden Kriegsgefahr hatten zuvor die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland ein Gesprächsangebot der Teheraner Führung angenommen. Obama kritisierte zugleich, mit welcher "Lässigkeit" im US-Wahlkampf über einen möglichen Krieg mit der Islamischen Republik gesprochen werde. Wer mit dem Säbel rassle, müsse auch Kosten und Nutzen einer Militäraktion darlegen, sagte Obama.

Die Außenpolitik-Beauftragte der Europäischen Union, Catherine Ashton, schrieb indes an den iranischen Chefunterhändler Saeed Jalili, sie habe im Namen der Gruppe der sechs Staaten das Angebot des Iran vom 14. Februar angenommen. Sie hoffe auf einen konstruktiven Dialog, erklärte Ashton in Brüssel. Die Gesprächsrunde des Iran mit den USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland ist seit etwa einem Jahr ausgesetzt.

Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani ist von dem neuesten Gesprächsangebot der internationalen Verhandler nicht überzeugt. "Wenn sie mit ihrem früheren Kurs weitermachen oder sich durch Drohungen Vorteile verschaffen wollen, dann gäbe es keinen Fortschritt", sagte der frühere Atom-Chefunterhändler am Mittwoch der offiziellen Nachrichtenagentur IRNA. Larijanis Aussagen deuten nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass der Iran einen Stopp der kontroversiellen Urananreicherung, eine zentrale Forderung der Verhandler, weiterhin ablehnt.

Netanyahu kalkuliert Raketen auf Tel Aviv ein

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu würde laut einem Zeitungsbericht Raketenangriffe auf Tel Aviv in Kauf nehmen, um eine iranische Atombombe zu verhindern. Der Regierungschef sei anders als US-Präsident Barack Obama überzeugt, dass sich die Führung in Teheran mit Sanktionen und Diplomatie nicht von ihrem Streben nach Atomwaffen abbringen lasse, schrieb die israelische Zeitung "Haaretz" am Mittwoch unter Berufung auf einen ungenannten israelischen Regierungsvertreter.

Da die iranische Führung Israel nach Netanyahus Überzeugung zerstören wolle, halte er israelische Opfer und Schäden durch konventionelle Vergeltungsschläge Teherans im Vergleich zu iranischen Atomwaffen für das kleinere Übel. Netanyahu hatte während seines USA-Besuchs aber Medienberichten zufolge auch betont, dass er noch keine Entscheidung über einen Angriff gegen den Iran getroffen habe. Obama hatte ihn aufgerufen, Sanktionen Zeit zu geben, und im Gegenzug versprochen, im äußersten Fall den iranischen Atomkurs militärisch zu stoppen.

Unterdessen berichtete die kanadisch-jüdische Zeitung "The Jewish Post & News", der israelische Zivilschutz sei nicht auf Vergeltungsschläge vorbereitet. Demnach gebe es für 1,7 Millionen der rund 7 Millionen Menschen in Israel keine Schutzräume, und nur 60 Prozent der Menschen hätten Gasmasken, um sich gegen chemische oder biologische Angriffe zu schützen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf den Vorsitzenden des Knesset-Unterausschusses für Zivilverteidigung, Zeev Bielski. Verteidigungsminister Ehud Barak hatte Ende vergangenen Jahres jedoch behauptet, es sei im Kriegsfall nicht einmal mit 500 Toten in Israel zu rechnen.