Bis 2030 werden weltweit um zwei Drittel mehr Antibiotika in der Nutztierhaltung verwendet als 2010, prognostizieren Forscher im Fachjournal "PNAS". Daran seien wachsender Fleischkonsum und intensivere Viehhaltung in Schwellenländern schuld. In Österreich geht der Antibiotikagebrauch aber beständig zurück, so Michael Hess von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Antibiotika werden in der modernen Viehzucht verbreitet eingesetzt, um die Tiere gesund zu halten und damit sie schneller wachsen. Experten schätzen, dass dafür etwa die doppelte Menge an Antibiotika verbraucht wird wie in der Humanmedizin. In einer Studie mit Daten unter anderem aus Österreich zeigten Forscher in der Fachzeitschrift "Journal of Antimicrobial Chemotherapy" vor kurzem, dass Schweine, Geflügel und Rinder umso öfter resistente Bakterien tragen, je mehr Antibiotika man verwendet. Diese Antibiotika-Resistenzen können auch an Krankheitserreger bei Menschen weitergeben werden.

Steigerung um 67 Prozent

Wenn sich die Rahmenbedingungen weltweit nicht ändern, wird der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung von weltweit 63.000 Tonnen (im Jahr 2010) bis 2030 um 67 Prozent auf 105.000 Tonnen steigen, wie ein internationales Forscherteam nun in einer Studie berechnete, die in der Fachzeitschrift "PNAS" veröffentlicht wurde. Zwei Drittel dieser Steigerung führen sie auf einen erhöhten Fleischbedarf vor allem in Schwellenländern zurück, wodurch mehr Tiere gehalten werden müssen. Das restliche Drittel sei einem Wechsel zu intensiverer Viehzucht in Ländern wie Brasilien, Indien, China, Russland und Südafrika geschuldet. In diesen Ländern erwarten sie sogar eine Verdoppelung der verabreichten Antibiotikamengen.

Laut einem Bericht der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) werden in Österreich und den meisten anderen EU-Ländern dagegen immer geringere Antibiotika-Mengen in der Viehzucht verwendet. Hierzulande sank der Gebrauch von 2010 bis 2012 um 13 Prozent. "Ich glaube, dass dies ein haltbarer Trend ist", sagte Hess, der die Universitätsklinik für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen an der Veterinärmedizinischen Uni leitet. Es stehe auch außer Frage, dass man in Europa mit Antibiotika gewissenhafter umgehe als in Schwellenländern.

Österreich hat Vorreiterrolle

Österreich habe in manchen Bereichen eine Vorreiterrolle. "Es ist zum Beispiel das einzige Land in der EU, wo es im Geflügelbereich eine geschlossene Datenbank gibt und bei jedem Bestand genau Bescheid besteht, wie viele Antibiotika verwendet werden", sagte er. Entgegen den medial verbreiteten Aussagen eines Wiener Humanmediziners würden beim Geflügel hierzulande auch keine Chinolone zur Salmonellen-Vorbeugung eingesetzt.

Förderlich für diesen positiven Trend sei auch der Druck durch NGOs und Verbraucher gegen die freizügige Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht, meint Hess. "Man wird sie zwar immer brauchen, um kranke Tiere zu behandeln, aber in Zukunft noch mehr Augenmerk auf Prophylaxe und Hygienemaßnahmen legen müssen, als es ohnehin schon geschieht", sagte er. Und um einfach nur das Wachstum der Tiere zu beschleunigen, wie es anderenorts gebräuchlich ist, sei die Verwendung von Antibiotika in Österreich ohnehin schon seit Anfang 2006 verboten.