Der Beschuldigte im Fall einer vor knapp drei Wochen im Neusiedler See bei Rust entdeckten, zerstückelten Frauenleiche hatte Teile der Toten eingefroren und habe diese laut seiner Aussage später "kosten" wollen. Das gab die Staatsanwaltschaft (StA) Eisenstadt am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt. Die Identität des Opfers ist noch ungeklärt.

Der 63-jährige Seehüttenbesitzer aus Wien, der Verbindungen ins Burgenland hat, soll Ende März das spätere Opfer in der Nähe des Westbahnhofs in der Bundeshauptstadt kennengelernt haben, sagte StA-Sprecherin Verena Strnad. Das genaue Datum ist nicht bekannt, zwei Tage kämen für dieses Treffen infrage. Er habe die Frau mit nach Hause genommen. Dort seien die beiden in Streit geraten und er habe sie schließlich erwürgt, schilderte die Sprecherin der Anklagebehörde. "Im Anschluss daran hat er ihren Leichnam mehrfach zerteilt" und sei danach nach Rust gefahren, um mit einem Boot auszufahren und die sterblichen Überreste im See zu versenken.

Beim Beschuldigten handle es sich um einen 1955 geborenen Österreicher mit Wohnsitz in Wien. Er sei im Oktober 2016 aus dem Maßnahmenvollzug bedingt entlassen worden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltstadt Eisenstadt. Sie verwies auf das "massiv einschlägig getrübte Vorleben" des Mannes, der zuvor in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht gewesen war.

Frauenleiche im Neusiedler See - Opferidentität ungeklärt

Eine wichtige Rolle bei der Ausforschung des Verdächtigen spielten Leichenspürhunde. "Die Leichenspürhunde haben im unmittelbaren Bereich der Bootsgarage von unserem Beschuldigten Zeichen gegeben und auch bei der Seehütte", berichtete Ermittlungsleiter Harald Brenner vom Landeskriminalamt Burgenland (LKA). Außerdem habe sich ein Mann bei der Polizei gemeldet, der erzählte, dass er den Verdächtigen kenne und sich nicht sicher sei, "ob er nicht wieder rückfällig geworden ist".

Schließlich habe man drei Objekte durchsucht. "Die Suche in der Bootsgarage und in der Seehütte ist negativ verlaufen", teilte Brenner mit. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Wieners habe man allerdings DNA-Spuren des Opfers entdeckt. Der Verdächtige wurde 14 Tage nach dem Fund des Torsos festgenommen. Zwei Tage später wurde Untersuchungshaft verhängt.

Täter wollte falsche Spur legen

"Der Beschuldigte hat bei der ersten Einvernahme versucht, eine falsche Spur zu legen", berichtete Harald Brenner (LKA, Einsatzbereich Leib und Leben). Nachdem eine Tatortgruppe des Landeskriminalamts Wien die Opfer-DNA in der Wohnung des Mannes entdeckte, habe er aber ein "umfangreiches Geständnis abgelegt".

In der Bootsgarage des Mannes sowie in seiner Seehütte, zwei der insgesamt drei im Auftrag der Staatsanwaltschaft durchsuchten Objekte in seinem Besitz, waren zuvor keine unmittelbaren Hinweise auf das Opfer entdeckt worden. Das Profil der noch unbekannten Frau befand sich bisher nicht in der Polizeidatenbank. Ihr genetischer Fingerabdruck sei aber bei einem Einbruchdiebstahl in ein Wiener Kellerabteil vom Frühjahr 2017 aufgetaucht - der Zusammenhang sei noch unklar.

Identität noch ungeklärt

Um die Identität des Opfers zu klären, hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung. Laut Brenner soll es sich um eine Frau im Alter von etwa 25 bis 30 Jahren handeln. Sie seit zierlich und schlank gewesen, etwa 1,55 bis 1,65 Meter groß und habe das rötlich-schwarze Haar kurz getragen. Die Frau weise eine Zahnfehlstellung auf, wobei man aber nicht wisse, ob diese nach außen gut sichtbar war. Weiters soll sie zwei Ohrlöcher gehabt, sonst aber keinen Schmuck getragen haben. Die Polizei bittet mithilfe eines Fotos um Mithilfe. Hinweise an das LKA werden telefonisch unter 059 133 103333 oder via Mail unter LPD-B-LKA@polizei.gv.at erbeten.

Der Torso der Frau war am 13. April in der Ruster Bucht entdeckt worden. Noch am selben Tag bargen Cobra-Taucher den Kopf, später fand man weitere Leichenteile, die in Wien obduziert wurden. An der Suche waren nicht nur Spezialtaucher, sondern auch Leichenspürhunde und Feuerwehrleute aus Rust, Purbach und Neusiedl am See beteiligt. 14 Tage nach der Auffindung der Toten wurde der verdächtige 63-Jährige, der laut Strnad ein "massiv einschlägig getrübtes Vorleben im Bereich der Gewalt und des Sexualverbrechens" aufweist, festgenommen. Er sei im Oktober 2016 aus dem Maßnahmenvollzug bedingt entlassen worden.

Details aus Vorleben des Mannes

Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat Details aus dem Vorleben des Beschuldigten im Fall der Frauenleiche aus dem Neusiedler See öffentlich gemacht. Er wurde am 17. Oktober 2016 bedingt entlassen, wofür sich damals ein beigezogener Sachverständiger, behandelnde Ärzte und Psychologen der Justizanstalt ausgesprochen hätten. Der Mann habe sich da bereits mehr als 20 Jahre im Vollzug befunden.

Bei der Entscheidung für seine Freilassung aus der Wiener Haftanstalt sei auch berücksichtigt worden, dass der Beschuldigte das letzte Jahr seiner Anhaltung als Freigänger in einer betreuten Wohneinrichtung verbracht hatte. "Er integrierte sich gut, zeigte sich einsichtig, selbstkritisch und stand - bis zuletzt - in engem Kontakt zu seinem Therapeuten und seinem Bewährungshelfer", berichtete Christina Salzborn, Leiterin der Medienstelle des Wiener Landesgerichts.

Nach der Entlassung habe er sich bis zum Frühjahr 2018 in einer betreuten Wohneinrichtung aufgehalten. Er "ging einer geregelten Tagesstruktur nach und hielt sämtliche Weisungen ein. Die Berichte der Bewährungshilfe und seiner Betreuer waren positiv und erfolgversprechend", betonte die Sprecherin. Im Frühjahr 2018 bezog er nach Einholung einer zustimmenden Stellungnahme seiner Betreuer eine eigene Wohnung, absolvierte aber laut Gericht weiterhin die Therapie und hielt sich an die ihm erteilten Weisungen